Dürre-Notstand in Namibia

Esel mit Wasserkanistern
In Namibia hat nicht jeder einen Wasserhahn im Haus. Dieses junge Mädchen holt mit ihrem Bruder Wasser für den häuslichen Bedarf.

Namibias Präsident Hage Geingob hat am 6. Mai 2019 wegen der Dürre im Land den Ausnahmezustand ausgerufen. Er sagte in einer Erklärung, dass „die Regenzeit fast vorbei ist und wir keine guten Niederschläge erhalten haben. Das bedeutet, dass wir vor der Naturkatastrophe einer Dürre stehen, viele von ihnen werden davon betroffen sein“. Er sagte weiter, dass sich die Regierung während der Zeit des Ausnahmezustands bemühen werde,  Namibier und ihr Vieh vor der Dürre zu schützen.

Dem Bericht der Namibia Early Warning and Food Information Unit (NEWFIU) zufolge war die Regenzeit 2018/2019 extrem schlecht. Dazu trug unter anderem ihr verspäteter Beginn, die sporadischen und unregelmäßigen Niederschlagsmuster sowie längere Trockenperioden mit extrem hohen Temperaturen bei, die die Verdunstung der geringen Niederschlagsmengen verstärkt haben. Laut dem Niederschlagsbericht des namibischen Wetterdienstes war März der fünfte Monat in Folge mit unzureichenden Niederschlägen im größten Teil des Landes. Nach Angaben von NEWFIU deuten die vorläufigen Ernteprognosen darauf hin, dass massive Ernteinbußen zu erwarten sind.

Wasserversorgung Namibia
Diese Männer schòpfen Wasser aus einem Kanal, der von Angola nach Oshakati verläuft. Er versorgt Städte im zentralen Norden mit Wasser des Kunene.

Unterdessen verschlechtern sich die Weidebedingungen in den meisten Teilen des Landes weiter.  Berichten zufolge sind Tausende von Rindern, Schafen und Ziegen bereits verendet. Offizielle Zahlen zeigen, dass von Anfang Oktober letzten Jahres bis Ende März dieses Jahres 30.876 Rinder, 24.598 Ziegen, 8.238 Schafe, 518 Esel und 296 Pferde gestorben sind. Wie viel Wild durch die Dürre verendete, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt. Die Wasserverfügbarkeit für Nutztiere ist in einigen Teilen des Landes ebenfalls problematisch.

Die Wassersituation im Allgemeinen ist kritisch, insbesondere die Trinkwasserversorgung der Städte, da die Dämme bis auf den Naute-Staudamm im Süden keinen Zufluss erhalten haben.

Die drei Dämme, die Windhoek, Karibibib und Okahandja mit Wasser versorgen, sind weniger als ein Fünftel ihrer vollen Kapazität – 19,5 Prozent – gefüllt, die vier Dämme, die Gobabis mit Wasser versorgen, nur noch 2,0 Prozent. Namibias größter Damm, der Hardap-Damm, führt nur noch 22,5 Prozent seiner Gesamtkapazität. Die Farmer, die wegen ihrer Bewässerungsanlagen auf Wasser des Stausees angewiesen sind, befürchten, dass das Wasser nicht bis zum nächsten Jahr ausreicht und die Produktion von Tierfutter und Getreide zum Erliegen kommt.

Hinzu kommt, dass die Menschen kein Wasser sparen. Die Windhoeker haben ihren durchschnittlichen Verbrauch trotz eines Aufrufs vor einigen Monaten nicht einmal um 10 Prozent gesenkt. In einigen Städten gehen durch Lecks in Rohrleitungen große Mengen an Trinkwasser verloren. Die Kanäle, die Wasser in die Städte und Dämme transportieren, weisen an vielen Stellen Beschädigungen auf, was den Verlust von wertvollem Wasser zur Folge hat.

Die ganzjährig wasserführenden Flüsse Namibias, Kunene, Okavango, Kwando, Sambesi und Chobe im Norden sowie der Oranje im Süden, weisen den niedrigsten Wasserstand zu dieser Jahreszeit seit vier Jahren auf. Der Pegel des Sambesi bei Katima Mulilo lag letzte Woche Freitag (3. Mai 2019) bei 2,34 Metern und am 3. Mai 2018 bei 7,10 Metern; der Okavango bei Rundu auf 4,65 m und vor einem Jahr auf 7,15 m; der Kwando bei Kongola auf 2,32 m; und der Oranje bei Sendelingsdrift auf 0,27 m. Die Fließgeschwindigkeit des Kunene betrug 86,30 m³/sec , vor einem Jahr waren es 722,50 m³/sec.

Wasserkanister auf Ochsenwagen
Diese Jungen in der Kavango-Ost-Region holen mit dem Ochsenwagen Wasser für den häuslichen Gebrauch.

Fünf Dämme – Omatako-Damm, Otjivero-Siltdamm, Bondels-Damm, Omaruru-Delta-Damm und Omatjenne-Damm – sind ausgetrocknet, und einige Bohrlöcher, die Städte versorgen, liefern kaum noch Wasser.

Das Kabinett hat am 3. Mai 2019 angekündigt, dass es umfassende Maßnahmen im Wert von 442,7 Millionen Namibia Dollar zur Unterstützung der von der Dürre betroffenen Gemeinden genehmigt hat. Die Dürrehilfe ist für den Zeitraum vom 1. April dieses Jahres bis zum 31. März 2020 vorgesehen, oder bis zur Erschöpfung des Haushalts, je nachdem was zuerst eintritt.

NamWater gab bekannt, dass alle Dämme im Land am Montag, den 6. Mai 2019 zu 28,6 Prozent ihrer Gesamtkapazität gefüllt waren. Das bedeutet, dass alle Dämmen nur 200.206 Millionen Kubikmeter Wasser speichern. Der kleinere Naute Damm führt derzeit mehr Wasser (76.723 Millionen/m³) als der Hardap Dam (65.960 Millionen/m³). Im vergangenen Jahr waren zeitgleich 44,4 Prozent und 312.266 Millionen/m³ landesweit verfügbar. Der Hardap-Damm in Mariental allein hat eine Gesamtkapazität von 294.593 Millionen/m³ Wasser. Derzeit würde das Wasser aller Stauseen Namibias zusammengenommen den Hardap-Damm nicht füllen. Wenn alle 17 Dämme des Landes voll sind, speichern sie 695.984 Millionen/m³ Wasser.

Dirk Heinrich

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https://namibiafocus.com/duerre-notstand-in-namibia/