Namibias Unabhängigkeit nach 300 Jahren Widerstand

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Widerstandsführer wird Präsident: Sam Nujoma und der Oberste Staatsrichter Hans Berker bei der Vereidigung auf der Unabhängigkeitsfeier am 21. März 1990. Foto: Nationalarchiv

Januar 1677. Das holländische Schiff ‘Bode’ segelt von der Bucht am Tafelberg nach Norden, um die Küste zu erkunden. In Sandwich Harbour geht die Besatzung an Land, wird jedoch von dort lebenden Khoisan angegriffen. Nach einem kurzen Gefecht ziehen sich die Holländer an Bord zurück und verlassen die Bucht. Der Widerstand der Bewohner des heutigen Namibia gegen europäische Eindringlinge reicht also bereits mehr als drei Jahrhunderte zurück.

Aufgrund seines unwirtlichen Küstengebietes bleibt das Land lange Zeit von der europäischen Inbesitznahme verschont. Dann – 1878 – annektiert Großbritannien die Walfischbucht. Bald darauf stellt das Deutsche Reich einen Landstreifen unter seinen Schutz, den der Bremer Kaufmann Adolf Lüderitz von den Bethanier-Oorlam gekauft hat. Den Deutschen geht es wie allen Kolonialmächten Europas vor allem um billige Rohstoffe für ihre aufstrebende Industrie; aber auch als Siedlungsraum ist das weite Land interessant.

Anfang des 20. Jahrhunderts erheben sich die Herero im Zentrum und die Nama und Oorlam im Süden gegen die deutsche Kolonialherrschaft. Doch dieser erste Kampf um Unabhängigkeit scheitert. Ihr Land wird zum großen Teil beschlagnahmt und an Siedler verkauft.

An der Lage dieser Volksgruppen ändert sich wenig, als südafrikanische Truppen im Ersten Weltkrieg in das Land einmarschieren. Südafrika erhält 1920 vom Völkerbund das Mandat für die Verwaltung Südwestafrikas.

Mit dem System der Apartheid versucht Südafrika nach dem Zweiten Weltkrieg, seine Herrschaft zu wahren. Die Spannungen nehmen zu. 1959 kommt es zu einem blutigen Aufstand: Beim Protest gegen die Umsiedlung von der ‘Alten Werft’ am Westrand Windhoeks nach Katutura werden 13 Menschen von der Polizei erschossen. Sam Nujoma geht ins Exil und übernimmt die Führung der kurz zuvor gegründeten SWAPO, die mit ihrem militärischen Arm PLAN den bewaffneten Kampf beginnt.

Die Vereinten Nationen entziehen Südafrika 1966 das Mandat zur Verwaltung Namibias und erkennen die SWAPO als Vertreter der Bevölkerungsmehrheit an. Nur der Ost-West-Konflikt stützt noch das Apartheid-Regime: Der Westen braucht Südafrika auf dem afrikanischen Kontinent als Verbündeten im Kampf gegen den Kommunismus.

Ende der 80er Jahre zeichnet sich der Zusammenbruch des Ostblocks ab. Südafrika erkennt, dass es den Kampf gegen die SWAPO militärisch nicht gewinnen kann. Diese Entwicklung ebnet den Weg zur Unabhängigkeit, für den die Vereinten Nationen das Soldaten-Kontingent der UNTAG nach Namibia entsendet. Sam Nujoma kehrt zurück und wird erster Präsident. Am 21. März 1990 feiert Namibia seine Unabhängigkeit – 313 Jahre nach dem Gefecht bei Sandwich Harbour.

Die ausführlichen Bericht von Sven-Eric Stender finden Siehier.

Original Link:

https://namibiafocus.com/namibias-unabhaengigkeit-nach-300-jahren-widerstand/