Kapitel 7
Von Bäumen, die keine sind, Vogelgezwitscher und einem Forum-Treffen
Montag, 22. Januar 2018
Maltahöhe - Mesosaurus Fossil Bush Camp
An einem der ersten Tage unserer Tour haben wir ein Motto ausgegeben: «immer das Positive sehen!». Und drum: zwischendurch in einem richtigen Bett zu schlafen hat eben schon auch was. Wir stehen früh auf und gehen um 07:30 Uhr zum Frühstück. Das verdient keine Bestnoten, ist aber sonst ganz okay. Eine Stunde später sind wir abfahrbereit, biegen um die Ecke zur Tanke und lassen volllaufen und die Reifen auf asphaltgeeignete 2.2 Bar aufpumpen.
Denn ab Maltahöhe bis Keetmanshoop haben wir eine aalglatte Teerstrasse vor uns. Tempomat auf 120km/h einstellen und los gehts. Selbst auf der B1, der Hauptverbindungsachse von Nord nach Süd, herrscht verhältnissmässig sehr wenig Verkehr und so kommen wir flott voran und rauschen fast ohne Pause in knapp drei Stunden durch.
«Keetmans» ist eine wichtige Stadt im Süden, aber trotzdem ebenfalls ein ziemlich trostloses Kaff. Irgendwie können wir uns mit diesen schäbigen Städtchen einfach nie so recht anfreunden. Aber egal, wir bekommen alles, was wir brauchen, fahren von Laden zu Laden, lassen noch eine der Gasflaschen auffüllen und essen in einem Fastfoodschuppen bei der Shoprite-Mall eine Kleinigkeit zu Mittag und dann fahren wir wieder raus in den Busch. Gut 40km sind es bis zum Mesosaurus Fossil Bush Camp.
Die Gegend hier ist bekannt für ihre Köcherbaum-«Wälder» und absonderlichen Gesteinsformationen. Die Köcherbäume, die eigentlich gar keine Bäume sind sondern Aloen und damit eine Sukkulentenart, haben ihren Namen daher, dass die San (Buschmänner) tatsächlich die hohlen Äste als Pfeilköcher verwendeten. Auf dem Gelände der Farm, auf der die Campsite steht, wurden etliche versteinerte Dinosaurier, eben Mesosaurus, gefunden.
Bezaubernde Landschaft mit dem typischen Doloritgestein und den Aloen, direkt an der Campsite.
Als wir ankommen, ist zunächst keiner da, aber wir müssen nur ein paar Minuten warten, bis Giel, der kurlige Besitzer, auftaucht. Er war gerade in der Stadt und hat auf seinem Bakkie einen neuen, riesigen Kühlschrank geladen. Voller Stolz erzählt er uns, dass er sich diesen und einen Flachbildfernseher gekauft habe. Er ist ein echtes Unikat, kantig aber sehr herzlich und unkompliziert. Wir sollen einfach auf die Campsite fahren und es uns gemütlich machen, alles andere regeln wir dann schon.
Die Campsite selber liegt etwa 4km abseits der Farm im Gelände, in so etwas wie einem kleinen Tal zwischen Steinhügeln und umgeben von hunderten von Köcherbäumen und wie von Riesenhand aufeinandergeschichteten Steinhaufen. Es gibt ein einfaches Klo- und Duschhaus, pro Stellplatz eine Feuerstelle und bei zwei Kameldornbäumen riesige Webervogelnester.
Unser Lager auf der Mesosaurus Fossil Bush Campsite, im Baum in der Mitte ist das grosse Nest zu sehen.
Die Siedelweber sind wahre Meister der tierischen Architektur und bauen sich für Kolonien von hunderten von Vögeln riesige Nester in vorzugsweise flach herausragendes Geäst, manchmal so gross, dass die Äste irgendwann das Gewicht nicht mehr halten können und runterkrachen.
Sociable Weaver / Siedelweber. Die Vögel hier scheinen sich sehr an die Anwesenheit von Menschen gewöhnt zu haben, dass sie mich mit dem Makro bis auf wenige Zentimeter an ihr Gesicht ranlassen. «Gwunderig» inspizieren sie meine Kamera und hoffen wohl auch auf einen Krümel von mir.
Hier gefällt es uns ausnehmend gut und wir sind froh, morgen mal wieder einen autofreien Tag vor uns zu haben. Wir richten uns ein, chillen rum und würfeln eine Partie. Als die Sonne tiefer steht, streiche ich ein wenig durch die Felsen und Bäume und mache mit diesem fantastischen Licht ein paar Fotos.
Währenddessen entfacht Beenie ein Feuer und wir bereiten das Abenessen vor. Heute auf der Speisekarte: Sirloin Steak in einer Chili-Knoblauch-Marinade, Folienkartoffeln mit Schmatze, gegrillte Zwiebeln und Salat.
Pappsatt begeben wir uns in unsere Zelte und ich versuche, noch ein paar Seiten zu lesen. Da scheitere ich auch heute grandios und die Zelen im Buch fangen wieder schnell an zu verschwimmen.
Tageskilometer: 376km
Gesamtreisedauer: 7h 25min
Tageshöchsttemperatur: 34° C