Donnerstag, 25. Januar 2018
KTP (Mata Mata Restcamp)
Der Wecker klingelt um fünf und um zehn nach stehen wir auf, brühen einen Kaffee für die Thermobecher und los geht es auf den Gamedrive. Die Parktore werden um 05:30 Uhr geöffnet zu dieser Jahreszeit und man kann so direkt mit der aufgehenden Sonne rausfahren. Noch ist sie gerade unter dem Horizont und im grauen Licht sehe ich, nur ein paar hundert Meter nach dem Tor, etwas von der Piste links ins Gras weghuschen. Zuerst denke ich an Schakale, aber auf den zweiten Blick sehen wir, dass das vom Gang her nicht sein kann und dann erkennen wir auch gleich, dass es sich um zwei Wildkatzen handelt! Sie sind aber flink und so schnell verschwunden, wie sie in unser Blickfeld geraten sind, so dass es auf ein Foto keine Chance gibt.
Nur eine oder zwei Minuten später sehen wir zwei Löffelhunde im Gebüsch davon huschen. Na, das lässt sich ja schon mal gut an. Als wir an das erste Wasserloch heranfahren, sehen wir schemenhaft ein Tier am Trinken. Es ist eine einzelne Tüpfelhyäne. Wir halten an und beobachten sie eine Weile. Sie ist ganz gelassen, trinkt immer etwas, schaut sich in der Umgebung um, trinkt wieder, läuft einen oder zwei Meter weg, nur um dann wieder zum Wasser zurück zu kehren. Beenie meint dann plötzlich: «Schau, was ist das da hinten?». Wir zücken die Ferngläser und dürfen mit Freuden feststellen, dass es sich um eine Braune Hyäne handelt. Na, das lässt sich ja wirklich sehr gut an! Sie steht gut 100 oder mehr Meter vom Wasserloch entfernt und beobachtet die Tüpfelhyäne ganz genau, traut sich aber nicht näher ran. Ganz offensichtlich will sie auch zum Trinken, aber eine Konfrontation ist eher nicht in ihrem Sinne. Sie wartet lange ab und trottet dann langsam über die Düne davon.
Die Tüpfelhyäne seinerseits ist inzwischen fertig mit ihrem Frühschoppen und macht zuerst Anstalten, von uns weg ebenfalls über die Düne zu ziehen. Doch dann dreht sie um und läuft uns entgegen genau in das nun gerade einfallende Sonnenlicht und es gelingt mir ein ganz annehmbares Bild von ihr.
Wir fahren weiter dem Auob-Tal entlang und klappern diverse Wasserlöcher ab. Es hat auffallend wenig Wild, was aber nicht sehr verwunderlich ist, denn es ist wirklich sehr trocken.
Black-shouldered Kite / Gleitaar
Wir werden dann aber doch noch verwöhnt - und wie! Ein Auto stoppt neben uns und eine Schweizer Familie, die auch auf der Campsite war, fragt uns, ob das gerade eben Löwengebrüll war von da drüben. Wir so; äh, Löwengebrüll? Doch im selben Moment hören wir es auch. Ja, das ist Löwengebrüll! Ein paar hundert Meter weiter vorne treffen wir sie dann auch gleich; zehn Katzen ziehen über die Talebene nordwärts, es sind
drei vier Weibchen und sechs halbwüchsigen Jungtiere (eine der Damen ist auf dem Foto nicht zu sehen).
Gerade befinden wir uns auf einer geteilten Piste, die weiter vorne wieder zusammen kommt. Also wollen wir zur Weggabelung vorfahren, um dann auf der anderen Talseite mit den marschierenden Löwen «mitzufahren». Auf dem Weg dorthin hören wir wieder Gebrüll, von der Frauengruppe kommt das aber nicht. Und schon rückt auch ein mächtiger Löwenmann an, den wir aber nur kurz beobachten können. Noch etwas weiter vorne taucht gleich noch einmal ein Männchen auf und brüllt nur ein paar Meter neben uns. Mittlerweile sind wir von anderen Fahrzeugen eingekeilt, der Mähnenlöwe passiert zwischen den Autos unbekümmert die Piste und entschwindet wieder im Busch.
Nun also setzen wir unser Vorhaben in die Tat um und fahren zur Weggabelung. Aber wir werden wieder aufgehalten: eine Wildkatze huscht durch das Unterholz.
Die ist aber dann schnell wieder weg. Nun können wir bei der Weggabelung drehen und haben das Löwenrudel auch rasch wieder eingeholt. Immer mehr Fahrzeuge machen dasselbe wie wir und als dann bald mal sieben oder acht Autos vor uns rumstehen und um die Löwen rangieren, wird es uns zu blöd und wir drehen wieder um.
Eine der Chefinnen geht immer voraus, aber nie zu weit, um im Blick zu haben, was ihr Gefolge so treibt und alle in Sicherheit sind.
Zwanzig Minuten später hält uns ein Italiener an und macht uns auf zwei weitere Löwen aufmerksam. «There are-e two Lion ova di hill! Giraffa looka di Lion!». Und so ist es dann auch, ein Männchen und ein Weibchen liegen unterhalb des Dünenkamms im Schatten, in etwas Abstand ein paar Giraffen, die ihnen gebannt entgegen blicken.
Unweit von dort befindet sich der Bau der Löffelhunde, die wir gestern schon gesehen haben. Sie sind immer noch da, bewegen sich aber wirklich nur im direkten Umkreis ihres Heimes und sind daher immer noch zu weit weg für ein Foto.
Am «Auchterlonie Kamqua»-Picknickplatz machen wir eine kurze Müsli-Pause.
Fork-tailed Drongo / Trauerdrongo - für mich ein heimlicher Star der Kalahari und ein oft gesehener, aber schwer fotografierbarer Vogel.
Agame - nur welche genau?
Dann geht es auf den langen Weg zurück. Es ist jetzt nichts mehr los, die Sonne steht schon hoch und die Tiere verziehen sich in den Schatten. Hier und da bestimmen wir einen Vogel, vereinzelt stehen Gnus oder Oryx unter einer grossen Akazie, Springböcke zupfen Treiblinge. Eine nette Dame in einem entgegenkommenden Auto erzählt uns, dass sich das Löwenrudel nun am «Craig Lockhard»-Wasserloch befände. Als wir dort ankommen, liegen sie tatsächlich allesamt inklusive dem einen Männchen unter dem riesigen Baum am Wasserloch. Rund um den Baum kann man das Auto parken und auf das Wasserloch gucken, auf diesem Platz aber liegen nun elf wunderschöne Löwen und machen das, was Löwen am meisten tun: Pennen. Eine der Löwinnen liegt nur etwa vier Meter neben uns und wir können beobachten, wie schnell und heftig sie bei dieser Hitze atmen. Wir nehmen an, dass das Rudel hier den ganzen Tag liegen bleiben würde und fahren drum zurück ins Camp.
Es ist brüllend heiss und wir hüpfen daher gleich mal in den Pool. Danach ist Hängematten-Chillout angesagt und wir ruhen etwas unsere Augen aus.
Viel Hängematte aber zu wenig Baum? Was nun? Ein Chillout-Profi weiss sich eben zu helfen. Wo Problem?
Der heisse Wüstenwind schiebt eine Gewitterzelle vor sich her und am Himmel türmen sich riesige Wolken. Es kommen bei uns aber nur gerade ein paar wenige Tropfen runter, später sehen wir weit im Osten am Horizont, wie es abregnet.
Nach vier Uhr fahren wir wieder zum Wasserloch und wie vermutet sind unsere Kumpels immer noch da.
Zwischendurch bewegen sie sich sogar ein wenig und einmal, wie auf ein stilles Kommando, gehen alle nach und nach zum Wasserloch zum trinken. Sie flätzen sich dann aber gleich wieder hin und einige der Katzen versichern sich der gegenseitigen Zuwendung, indem sie lange und alle miteinander schmusen. Ein herrliches Bild.
Im Seitenspiegel auf meiner Seite sehe ich plötzlich eine Bewegung und realisiere, dass sich vier Giraffen dem Wasserloch genähert haben. Sie stehen vielleicht 30 Meter von den Löwen weg und starren diese unentwegt an. Sie zögern, kommen zwischendurch aber doch ein paar Schritte näher, drehen dann aber wieder ab und starten einen neuen Versuch. Es ist offensichtlich, dass sie sich nicht trauen, der Durst aber ist wohl einfach stärker. Mindestens eine halbe Stunde lang geht das so, am Ende entschliessen sich die Langhälse aber trotzdem für den Rückzug.
Für Fotografen sind Giraffen ja echt ziemlich schwierig. So sage ich zu Beenie im Scherz: «Giraffen sind einfach zu gross, deren Scheissköpfe sind auf den Fotos einfach immer im Himmel!»
Nach fast drei Stunden am Wasserloch haben wir Stalldrang und fahren wieder zurück. Wir kochen uns Salzkartoffeln mit weissen Bohnen und stellen beim Essen fest, dass so ein Gamedriver-Leben schon sauhart ist mit der ewigen Rumkurverei, Fotografiererei, Gegendabsucherei und so. Deshalb sind wir schlapp wie Fabrikarbeiter und hauen uns mehr oder weniger wieder direkt vom Tisch weg aufs Ohr.
Tageskilometer: 155km (Gamedrive #2: 121km, Gamedrive #3: 34km)
Tageshöchsttemperatur: 37° C