Sonntag, 21. Januar 2018
Koiimasis - (NamibRand Family Hideout) - Maltahöhe
So eine Hängematte ist ja wirklich eine tolle Sache, um ein paar Stunden abzu
hängen, aber eine ganze Nacht drin schlafen dann doch eine ganz andere. Zumal es ausnahmsweise auch Mücken gab, die mich mit ihrem grellen Surren und fiesen Stichen plagten. Dementsprechend etwas gerädert wache ich auf.
Nach dem Morgenkaffee latsche ich den Kilometer zur Farm rüber und ersuche um Rat oder Hilfe betreffs das Zeltstangenmassakers. Die gute Dame des Hauses ist aber nicht sehr hilfsbereit und will mir stattdessen ein Zimmer andrehen angesichts der Tatsache, dass ich ja über kein nutzbares Zelt mehr verfügen würde. Oder ob uns vielleicht ein abgesägter Besenstil zu Hilfe kommen könnte? Das lehne ich dann dankend ab und gehe unverrichteter Dinge wieder zum Bruder zurück. Diesem lege ich die Fakten dar und wir beschliessen, was sich ohnehin schon abzeichnete: wir fahren zurück zum Family Hideout und holen uns die Scheissdinger halt wieder. Eine Überlegung wäre noch gewesen, in Keetmanshoop, wo wir ohnehin vorbeikommen würden, nach einem Laden für Campingbedarf Ausschau zu halten. Aber dass dieser dann über genau die benötigten Ersatzteile für diese Art von Zelt verfügen würde, wäre doch eher der Kategorie Glückstreffer zuzuordnen. Also ändern wir unseren Plan und fahren zurück und dann noch weiter ostwärts bis Maltahöhe, einem kleinen regionalen Versorgungsstädtchen. So könnten wir dann am nächsten Tag auf guter Teerstrasse bis Keetmanshoop und zum Köcherbaumwald durchfahren, wo wir halt einfach einen Tag eher als geplant aufschlagen würden.
So ist das halt bei uns - es wäre was ganz Neues gewesen, einmal eine Tour von A bis Z wie geplant durchzuführen. Wir nehmen es locker und mit Humor, der Ärger von gestern Abend ist ja ohnehin schon längst verraucht.
So packen wir nach dem Frühstück zusammen und rollen um 11 Uhr wieder vom Hofe. Weil 11 Uhr eine Stunde nach Checkout-Zeit sei, müsse man uns leider zwei Nächte berechnen und wir hätten ja ohnehin schon fest gebucht. Da zeigt man sich unserer Ansicht nach etwas sehr unflexibel, aber wir haben null Bock auf Diskussionen und bezahlen zähneknirschend.
Unterwegs zwischen Tirasberge und NamibRand.
Die Strecke kennen wir jetzt ja, dennoch lassen wir uns nicht hetzen und halten auch dann und wann für ein Foto.
In der Namib gibt es durchaus auch Farmen, wie an den Zäunen unschwer zu erkennen ist.
Am frühen Nachmittag sind wir wieder beim Hideout und eine doch ziemlich erstaunte Arbeiterin, die uns schon zwei Tage zuvor empfangen hat, kommt uns entgegen. Ich erkläre unser Dilemma und sie lacht und deutet auf einen Bakkie direkt neben uns, auf dessen Ladefläche sich Mülltüten und sonstiger Gerümpel stapelt. Wir seien «lucky guys», meint sie. Morgen würden sie den Müll wegbringen und die Stangen sind auch tatsächlich schon dort drin deponiert, sie hätte sie beim Aufräumen und Putzen unserer Campsite im Sand liegend gefunden. Was sind wir froh!
An der Kreuzung gleich nach dem Eingang zum Family Hideout biegen wir links ab und damit für heute auch wieder auf eine noch unbekannte Strecke. Nach etwa 50km fängt die Landschaft an sich zu verändern und die Pad steigt merklich an. Wir fahren die Schwelle ins Hochland von Namibia wieder rauf über einen kleinen Pass, vorbei an beeindruckenden Tafelbergen.
Tafelberglandschaft an der D830.
Es wird auch zunehmend grüner und an einigen Stellen am Pistenrand gibt es noch sichtbar ausgewaschene Stellen - es hat also etwas geregnet in letzter Zeit. Über uns hängen für einmal auch etwas dichtere Wolkenfelder und ein paar wenige Regentropfen berühren zaghaft unsere Windschutzscheibe.
Dann kommen wir nach Maltahöhe, ein wirklich trostloses Kaff irgendwo im Nirgendwo. Eine Hauptstrasse, eine Kirche, zwei, drei kleine Läden - die aber wegen des Sonntags eh geschlossen haben -, eine Polizeistation und fast keine Menschen sind hier unterwegs.
Wie in einem Roadmovie - Tankstelle in Maltahöhe.
Das “Hotel Maltahöhe” ist schnell gefunden und wir sind vorerst auch die einzigen Gäste. Ein kurliger Ort ist das, in der Bar und im Restaurant hängen überall Bilder, Flaggen und Texte aus der Südwester-Zeit. Als ich dann oben an der Decke die Reichskriegsflagge ausmache, denke ich mir so meinen Teil. Aber die Leute sind nett und das Zimmer für eine Nacht absolut ausreichend. Einfach und sauber, mehr brauchen wir ja auch gar nicht.
Nach einer erfrischenden Dusche gehen wir in die Bar und kredenzen uns einen Rock Shandy und bestellen das Abendessen. Hernach setzen wir uns noch in den Garten und lassen den Tag bei einer Partie «Yatzy» und einem Bierchen - es gibt sogar auch Erdinger Alkoholfrei hier - ausklingen.
Tageskilometer: 265km
Gesamtreisedauer: 5h 10min
Tageshöchsttemperatur: 36° C