Freitag, 18. August; Xakanaxa--sonst Nix
In der Nacht wache ich auf, weil ein dicker Elefantenbulle bei uns auf der Site steht und Blätter von den Bäumen reisst. Es knackt und kracht, und genüsslich geht der Dickhäuter von einem Baum zum Nächsten. Ich sitze im Zelteingang hinter dem Mossienetz und schaue ihm zu, wie er äusserst behutsam zwischen den Spannschnüren der Hängematte hindurch jongliert, ohne diese auch nur zu berühren. Er kommt immer näher, bis er letztlich direkt neben meinem Zelt steht, und kleine, rotbraune, kugelige Früchte vom Boden aufnimmt, die aus der Baumkrone über mir herab gefallen sind. Dabei benutzt er die Ober- und die Unterspitze des Rüssels wie zwei Finger. Es ist absolut faszinierend, wie der tonnenschwere Koloss solche feinmotorische Tätigkeiten mühelos ausführt, und wieder vermeidet er es , die Spannschnüre meines Zeltes auch nur zu touchieren. Übrigens recht eindrucksvoll, wenn man auf dem Boden liegt und über sich vier Meter Elefant hat.
Seit zweieinhalb Wochen sind wir unterwegs und fahren jeden Tag einige Stunden, das zehrt mittlerweile an meiner Kondition.
Ich habe über Nacht entschieden, heute Morgen mal nicht zu fahren und die Gegend hier, die mir von meinem letzten Aufenthalt vor anderthalb Jahren als überaus vogelreich in Erinnerung ist, zu Fuß zu erkunden. Das trifft nun Bele etwas unvorbereitet. Sorry, Bele, für meine Laune.
Heute morgen ist es schweinekalt, es bläst ein eisiger Wind vom Delta her. Dass ich eigentlich etwas unterbekleidet bin, geht mir aber erst im Laufe einiger Wartereien auf. Immer wieder muss ich meine Hände in den Hosentaschen aufwärmen. Aber vogelmässig lohnt sich der kleine Ausflug Richtung Lodgegelände absolut.
Zuerst erregen zwei Webervogelnester meine Aufmerksamkeit, die ich so noch nicht kenne. Also warte ich geraume Zeit, bis tatsächlich die Erbauer erscheinen.
Eine Erstsichtung, ein Männchen vom Red-headed Weaver. Leider gelingt mir nur dieses eine Belegbild, zu schnell ist er im Nest verschwunden.
Wenigstens schaut sein Weibchen mal kurz vorbei, dann sind die Beiden auf und davon.
Dem Meyer´s Parrot ist auch kalt, aufgeplustert hockt er in der Sonne.
Und auch der Hoopoe bevorzugt die sonnenbeschienenen Flecken am Boden, um unter dem Falllaub nach Larven zu suchen.
Dark-capped Bulbul
Mal wieder ein Black-collared Barbet.
Hoch oben in einem Wurstbaum filzt ein Marico Sunbird die Zweige.
Ebenfalls ganz oben sitzt ein African Stonechat und besingt sein Revier.
Wattled Starling im Schlichtkleid, also ohne "Wattle".
Auch die Schwalben setzen sich nach ihren Jagdflügen über dem Schilf immer wieder auf sonnenbeschienene Äste, um sich aufzuwärmen. Lesser Striped Swallow.
Mourning Collared Dove
Dann wird es Zeit und ich kehre zurück, um das Frühstück zu bereiten. Bele ist auch wieder da und liest, zwischenzeitlich war sie beim Bootsanleger und hat für morgen eine Boots-Cruise ins Delta ausgemacht.
Plötzlich taucht eine Pavianmutter mit untergeschnalltem Baby auf der mittlerweile verlassenen Site neben uns auf, und mit einem einzigen Griff kippt die Äffin den Mülleimer, der noch nicht geleert wurde, um und greift sich einen Müllbeutel, reisst ihn auf und macht sich über die Karottenschalen her. Ich stürme auf das Doppelpack zu, die Äffin weicht aus. Wir spielen Fangen um einen Baum, und die Affenmutter sitzt wieder im Mülleimer, sie ist halt schneller als ich. Ich hebe eine halbe Wurstbaumfrucht auf und knalle sie der Äffin mit einem gezielten Wurf auf den Ranzen, dass das Kleine erschrocken aufquiekt. Immerhin, die Lektion haben sie gelernt, sie verkrümeln sich laut bellend im Unterholz.
Wenig später erscheint der Platzwart, um die Feuerstellen zu säubern, und wir machen ihn auf die Sauerei auf dem Nachbarplatz aufmerksam. Warum er den Eimer nicht gleich morgens, zusammen mit unserem Eimer geleert hat?
Dann hängen wir auf unserer Site rum, pflegen die Listen nach, trinken kalte Getränke, denn mittlerweile ist es wieder sommerlich warm geworden, und jagen ein paar Vögel, die hier in den Bäumen sitzen.
Crested Barbet
Wohl ein Village Weaver Weibchen.
Wieder mal ein Halsbandbartvogel, der besonders an den anhaftenden Grillresten am Rost interessiert ist.
Vermutlich ein junger Golden-tailed Woodpecker
Striped Kingfisher
Hoch über uns kreisen sechsundsechzig Pelikane in einer Thermikblase.
Zwischenzeitlich ist ein ganzes Batallion Südafrikaner, natürlich mit Campinghängern ausgerüstet, auf die Nachbarsite gefahren, und wir spannen schnell eine Wäscheleine als Abgrenzung. Die Handtücher müssen dringend mal gelüftet werden.
Die SA- ler entpuppen sich später aber als ganz nett, sie interessieren sich besonders für unsere Bush-Camper.
Hier mache ich eine Pause bis nach Weihnachten,
ich wünsche euch allen frohe, geruhsame Feiertage.
Viele Grüße,
Matthias