Sonntag 05. Februar :
Heute möchte ich mal den Olive Trail unter die Füsse nehmen. Wieder einmal, denn das letzte Mal ist schon wieder fünf Jahre her. Also wird´s mal wieder Zeit.
Dieser Weg erschliesst ein paar ganz typische Landschaften der Naukluftberge, und meistens findet sich auch das eine oder andere Tier.
Kurz nach sechs Uhr verlasse ich das Camp, und um halbsieben lasse ich den Condor am Parkplatz zurück.
Zuerst steigt man an einer Bergflanke nordwestwärts, also morgens schön im Schatten, langsam Höhe gewinnend.
Die Gegenhänge erglühen in den ersten Sonnenstrahlen.
Der Blick zurück. Linkerhand verläuft die Aufstiegsroute, unten am Bildrand eine typische Wegmarkierung.
Da geht´s nauf. Oben auf dem Sattel hat man den höchsten Punkt des Weges erreicht.
Diese von mir "Ananaszwiebel" getaufte Pflanze wächst hier häufig aus den nackten Steinen. (Richtig heisst sie Boophone disticha. Danke, maddy.)
A propos Steine. Der Weg hier oben ist ein richtiger kleiner alpiner Pfad mit vielen kleinen Kullerkieseln, auf die man möglichst nicht treten sollte, denn leicht rutscht man ab und vertritt sich den Fuss. Nicht gut hier oben, zumal wenn man alleine unterwegs ist. Also springe ich von Brocken zu Brocken, das spart Energie.
Wie ich mit links auf einen grösseren Block von vielleicht fünfzig Zentimeter im Durchmesser springe, merke ich sofort, dass der Block dem Gesetz der Schwerkraft folgen will und die Reise hangabwärts antreten wird. Also springe ich reflexartig weiter nach unten, eigentlich bin ich mehr so was wie abgerutscht, und versuche sofort den Fuss wegzuziehen, denn der Stein, die Schwerkraft....
Allein, ich bin zu langsam, und der Block fällt mir genau oberhalb des Knöchels auf meinen ohnehin seit einem Arbeitsunfall lädierten Fuss. Ich muss mich setzen, der Schmerz erzeugt Schwindel. Ich widerstehe der Neugier und ziehe den Socken nicht aus, dass da Blut den Knöchel abwärts läuft, merke ich auch so.
Ich versuche, nicht zu viel über den Fuss nachzudenken und lenke mich mit der schönen Landschaft ab.
Langsam steige ich weiter auf.
Etwa beim höchsten Punkt überquert eine Familie Bergzebras den Bergrücken.
So etwa sieht der Pfad aus, er folgt dann dem Gully abwärts durch das trockene Bachbett, sich immer tiefer einschneidend, bis man in einer veritablen Schlucht landet.
Da geht´s runter in die Schlucht.
Hier oben blüht es recht nett, und zur Ablenkung fotografiere ich etwas Botanik.
Ein bisschen was Weisses.
Nun die pinke Fraktion.
Dem trockenen Bachbett folgt man abwärts, bis von links der Main River dazustösst. Natürlich führt auch er kein Wasser. Aber es gibt ein paar grüne Bäume und Büsche, und in diesen zwitschern und trällern ein paar Vögel. Erstmals entdecke ich eine Familie Layard´s Titbabbler, die vollauf damit beschäftigt sind, die Schnäbel der zwei gerade so flüggen Jungvögel zu stopfen. Foto? Keine Chance.
Dann noch ein Long- billed Crombec, der wie ein zu klein geratener Kleiber aussieht, aber auch er hält nichts von Posing.
Von einer Eremomela gelingt wenigstens ein Belegbild.
Wenigstens die Lark- like Bunting, oder Lerchenammer hält still.
Hoch ragen die Schluchtwände auf.
Köcherbäume gibt es hier auch in den steilen Hängen.
Im nahezu bewuchsfreien Bachbett gibt es einige dieser unseren rotflügeligen Ödlandschrecken sehr ähnlichen Heuschrecke.
Die Schlucht wird immer tiefer, das hat den Vorteil, dass man nun wieder meistens im Schatten gehen kann. Mitten in der Schlucht wachsen stattliche Feigen.
Hier entdecke ich einen in den Felsen sitzenden Wanderfalken, der dann die Schlucht abwärts fliegt. Nach der nächsten Biegung sehe ich ihn nochmals, nun in Begleitung seines Partners. Sie kreisen ein paar Mal, dann sind sie über dem Schluchtrand verschwunden.
Dann erreicht man diesen Absatz, hier muss man etwas klettern. Ob man nun rechts oder links passiert, ist egal, denn auf beiden Seiten sind Ketten angebracht, an denen man sich entlang hangeln kann.
Nach der kleinen Klettersteigpassage weitet sich das Gelände wieder.
Mehrfach finde ich tote Zebras herumliegen, einige weitgehend mumifiziert, andere noch hübsch stinkend. Schon gestern hatte ich drei Zebras gefunden, warum gerade hier so viele von ihnen den Tod gefunden haben? Vielleicht hat es zu lange keinen Regen mehr gegeben, und sie sind verhungert.
Kurz vor dem Ende der Tour finde ich diese Felsenratte dekorativ auf dem Ausgucksfelsen thronend.
Und dann bin ich nach ziemlich genau fünf Stunden wieder zurück beim Auto. Der Fuss hat gehalten, obgleich er bei jedem Schritt schmerzt.
Ich fahre zurück ins Camp und melde mich bei der Reception zurück. Der nette Schweizer ist weiter gezogen, und ich bin alleine.
Ich untersuche den Fuss, der schnell anschwillt, nachdem ich die Schuhe ausgezogen habe. Der Knöchel schillert blaugrün, die Fleischwunde ist eine Lapalie. Sicherheitshalber ziehe ich den Thrombosestrumpf, den ich sonst nur im Flieger trage, über, um die Schwellung etwas zu begrenzen. Zwei Bier aus dem Engel müssen als Kältepack herhalten.
Dann gibt es erstmal ein ausgedehntes Sonntagsfrühstück, danach eine Siesta.
Als ich eine kleine Runde oberhalb des Camps drehe, zwingt mich irgendetwas nach oben zu schauen. Direkt über mir kreisen recht niedrig zwei adulte Felsenadler. Yepp, darauf habe ich natürlich gehofft. Hier in den Naukluftbergen haben sie praktisch den idealen Lebensraum. Steile Wände für den Horst, und jede Menge Dassies als Nahrung, von denen sie sich fast ausschliesslich ernähren.
Ich schaue den herrlichen Greifen beim Kreisen zu, bis sie hinter den Bergen verschwinden.
Den restlichen Sonntag vertrödele ich im Camp, und erstmals macht sich eine etwas schwermütige Stimmung breit. Nur noch zwei Tage.
Zum Sundowner gehe ich nochmals etwas oberhalb des Camps, welches tief beschattet unter Bäumen liegt, spazieren. Wieder kreisen die beiden Adler, nun von der tiefstehenden Sonne angestrahlt, und die eigentlich weissen Partien des Federkleids glänzen nun wie Gold im Licht. Was für ein Bild! Da ich nur das Fernglas dabei habe, gibt es die Eindrücke nicht auf dem Chip, nur im Kopf.
Was für ein Tag!
Zum Abschluss hockt vor mir auf einem Dürrständer ein Diderick- Kuckuck und ruft anhaltend, was von den Felshängen zurück geworfen wird.
Kosten: wiederum die 170.- Nam$ fürs Camp, sowie 40.- $ NP- Gebühr pP plus 10.- $ pAuto.
Viele Grüsse,
Matthias