Samstag, 20. Januar; Greife satt
Noch bei Dunkelheit suche ich den Hide auf, vielleicht sind die Löwen ja noch in der Nähe. Ich scanne die Gegend, aber die Löwen finde ich nicht. Dafür trottet eine wiederum rastlose, verfolgt wirkende Braune Hyäne über die offene Pläne aufs Wasserloch zu, zwei Schakale dicht auf den Fersen.
Es ist noch dunkel, so rund Viertel vor Sechs, und die Fotos taugen eigentlich nur zur Doku. Trotzdem, was sein muss, muss sein.
Die Schakale versuchen ein paar Mal, Körperkontakt herzustellen, werden aber brüsk in die Schranken verwiesen. Die Hyäne schlabbert ohne Pause Wasser, und nach gut fünf Minuten zieht sie sich wieder zurück in den erwachenden Morgen.
Ich habe sowieso keine Lust, schon wieder herum zu fahren, so bleibe ich einfach im Hide sitzen und schau mal, was so geht.
Der Morgen verspricht einen schönen Tag, aber dieses Versprechen ist mehr ein Versprecher, denn noch vormittags zieht es komplett zu, es windet wieder stark, und gegen Abend gibt es wieder heftige Gewitter.
Unmengen von Tauben suchen nun das Wasserloch auf, und sechs Schakale drehen bald durch bei all dem Geflatter. Mehrmals beobachte ich ihr eher ungeschicktes Vorgehen und denke immer wieder: "Mei, so wird des nix:"
Ein stattlicher, aber noch junger Kudubock nähert sich misstrauisch dem Wasser, springt wieder davon, nähert sich dann doch, aber Saufen scheint ihm aus irgendwelchen Gründen nicht angeraten. Unverrichteter Dinge zieht er wieder zurück in den Busch.
Während ich noch den Kudu beobachte, höre ich es im Wasser platschen, und ein Schakal ist mitten in die trinkende und badende Taubenmeute gesprungen, hat sich eine geschnappt und verschwindet sofort mit hochgestellter Rute im hohen Gras. Sofort versuchen die anderen Schakale, ihm die Beute abzujagen, aber er scheint der Boss zu sein.
Mittlerweile ist es acht Uhr durch, es wird schnell wieder heiss. Ich gehe zurück zum Condor, nicht ohne die Bäume auf dem Rückweg auf allfällige Eulen zu inspizieren, ohne Erfolg.
Nach einem beschaulichen Frühstück, die allermeisten Camper sind schon im Park unterwegs, tanke ich voll und fahre dann zurück Richtung Two Rivers.
Ein Schwarzbrust-Schlangenadler eröffnet den heutigen Reigen. Der KTP ist ja vor allem wegen der recht guten Möglichkeiten Katzen zu Gesicht zu bekommen, zu einiger Berühmtheit gelangt. Für mich ist der Park zu allererst aber ein Greifvogelparadies.
Leider ist hier die Sonne schon weg, und weit war es auch, aber der Gleitaar muss dokumentiert werden, es sollte der Einzige bleiben.
Ich erreiche wieder den kleinen Damm unweit Kij-Kij, und hier sitzt ein Lanner am Ufer, um zu trinken.
Nach und nach kommt ein Sekretär nach dem Nächsten, um ebenfalls den Durst zu stillen. Letztlich sind zehn Sekretäre hier versammelt, so etwas habe ich noch nie gesehen.
So ganz ungetrübt ist der Spass für die grossen Greife aber nicht, denn ein hier ansässiges Paar Nilgänse hat einige Vorbehalte gegen die Sekretäre und verscheucht diese mit lautem Gekreische.
Jung- vor Altvogel
Erneut kommt ein Lanner, der wie die zwei Kapkrähen auch ans Wasser möchte.
Weiter mobben die Nilgänse die Sekretäre, bis diese letztlich das Feld räumen. Irgendwie passt das nicht zum majestätischen Dahinschreiten der grossen Greife. Wenn ich Sekretär wär, würde ich einen Kurs zur Stärkung des Selbstbewusstseins besuchen, und im Anschluss eine total überrumpelte Nilgans vespern...
Schliesslich fällt noch ein Jackal Buzzard ein. Dieses mit Regenwasser gefüllte Loch ist definitiv ein Magnet für Greifvögel.
Aber auch ein paar Gnus mit ganz frisch gesetzten Kälbern scheinen das Wasser zu mögen.
Nachdem ich runde zwei Stunden hier gestanden habe, fahre ich langsam weiter den Nossob abwärts.
Chat Flycatcher, oder Drosselschnäpper
Heute noch gar keine Löwen gesehen, also bitte. Hier liegen zwei Damen direkt neben der Pad in einem schattigen, dornigen Verhau und verdösen den Tag.
Bemerkenswert finde ich, dass sich eine Schildkröte dazu gesellt hat, ohne dass sie diese Wahl bereuen muss.
Dann fahre ich endlich weiter bis ins Camp. Hier muss ich feststellen, dass es kein Wasser gibt. Also nochmals zurück ins Headquarter gefahren, der nette Ranger verspricht mir, sich drum zu kümmern.
Tatsächlich kommt er nach einer Viertelstunde angefahren, verkriecht sich in den Katakomben der Ablutions, und nach fünf Minuten pfeift er mir und zeigt "Thumbs up".
Ich bereite mein Dinner zu, und nachdem ich gegessen habe, fahre ich noch für eine kleine Runde ins Auobtal.
Zwei Red-necked Falcons patroullieren bei mittlerweile bescheidenen Lichtverhältnissen.
Ich kontrolliere, ob der Leo noch unter dem Baum wie gestern liegt, aber der Platz ist verwaist.
Langsam fahre ich über den Dünengürtel zurück. Plötzlich steht vor mir eine Weissflügeltrappe, baut sich auf und gackelt lauthals ihren Unmut heraus. Ich wundere mich noch, denn das Auto kann sie doch schwerlich bedrohen. Dann setzt sich noch eine Lerche mitten auf die Pad und warnt anhaltend, als auch schon, wenige Meter vor mir, eine Wildkatze aus dem Gras auftaucht. Nun dreht die Trappe so richtig auf. Der Katze wird das Geschrei zu viel, sie verdückt sich wieder ins hohe Gras, um dann neben mir an einem schäbigen Strauch die Krallen zu schärfen. Es ist schon ziemlich duster, die Fotos sind allesamt unscharf. Ich fahre etwas zurück bis zu einer kleinen Lücke im Bewuchs und hoffe darauf, dass die Katze hier auftaucht. Schnell noch die Empfindlichkeit hochgestellt, und dann kommt sie auch schon.
Das war´s auch schon, gleich drauf ist die Katze im hohen Gras verschwunden.
Zum Dank portaitiere ich noch den Schreihals, dann fahre ich zurück ins Camp.
Wieder bläst der Südwind, und ein Gewitter entlädt sich ganz in der Nähe. Ein Blitz schlägt unmittelbar neben mir ein, und ich verziehe mich in den Condor.
Viele Grüße,
Matthias