Dienstag 07. Februar :
Die Gewitterwolken über den Bergen haben sich über Nacht weitgehend aufgelöst, ohne dass es geregnet hätte.
In der Nacht bin ich ein paar Mal aufgewacht. Dafür war aber nicht mein Fuß verantwortlich, sondern eine Herde Bergzebras, die keine zehn Meter am Condor äsend vorbeizieht. Ab und an schnaubt eines der Tiere, und manchmal hört man Hufgetrappel, wenn sich zwei Zebras nicht einig sind, wem der Grasbüschel gehört. Sie gehen recht rabiat miteinander um.
Es hat ordentlich abgekühlt hier in den Bergen, sodass ich trotz der kurzen Intermezzi mit den Vierbeinern super geschlafen habe und gut erholt aus dem Condor steige.
Der letzte Morgen bietet nochmals grosses Kino.
Ich setze mich auf meinen Stuhl, trinke in Ruhe eine Kanne Tee mit einem Schuss Gin, den hatte ich gestern einfach nicht mehr geschafft, und glase über die weite Steppe.
Darüber freue ich mich sehr, denn er fehlte noch in der Liste: ein Common Scimitarbill, oder Sichelhopf. Er ist zwar etwas scheu, aber ein Belegbild immerhin gönnt er mir.
Auch ein Kurzzehenrötel schaut kurz vorbei.
Während ich mein letztes Müsli esse, bimmelt mein Telefon, und am anderen Ende ist mein Neffe Lukas, der seit genau fünfzehn Monaten in Afrika unterwegs war und heute Abend mit dem selben Flieger zurück nach Deutschland fliegen wird. Er hat sich seinen Lebenstraum verwirklicht und ist mit dem Rad von Kairo nach Kapstadt gefahren. Naja, nicht ganz, ich glaube in Malawi war er des Radfahrens überdrüssig.
Wir verabreden uns für den frühen Nachmittag, wo ich ihn an seinem Backpacker abholen werde.
Während ich frühstücke und den Morgenfrieden geniesse, kämpft dieser Great Sparrow, oder Rotbrauner Sperling ( Danke für die Korrektur, maddy ) einen anhaltenden Kampf gegen seinen nicht müde werdenden Gegner. Unablässig attackiert er sein Spiegelbild.
Dann ein letztes Mal den Schlafsack und den restlichen Krempel verpacken, ein letztes Mal abwaschen und einräumen. Die wenigen noch übrig gebliebenen Lebensmittel verpacke ich in eine Tüte, die werde ich den Arbeitern hier übergeben.
Dann rumpel ich zurück ins Camp Gecko und verabschiede mich. Schön war´s wieder.
Ich nehme die D 1275 Richtung Osten, den Spreetshoogte Pass hinauf. Oben auf dem Pass gibt es den obligatorischen Stopp, ein letztes Mal glase ich in die Weite, und zum Abschied finde ich nochmals zwei kreisende Felsenadler.
Dann fahre ich weiter nach Osten bis nach Rehoboth.
Dort mache ich einen kleinen Schlenker und fahre zum Lake Oanob, denn hier war ich noch nie, und im Forum wird das Resort ja öfters gelobt als toller Platz für die erste oder letzte Nacht. Was soll ich sagen? Der erste Kontakt: man kommt an ein Tor, muss sich registrieren wie in einem Nationalpark und darf dann 30.- Nam$ Eintritt bezahlen. Der komplette Stausee ist zugebaut mit Wochenendhäusern, man kommt eigentlich nirgends ans Wasser.
Es gibt einen Viewpoint jenseits der Staumauer, da muss man sich erneut registrieren und nochmals 25.- Nam$ bezahlen. Nein danke, ich habe genug gesehen, dieser Platz törnt mich total ab, hier werde ich auf keinen Fall mehr herkommen.
Immerhin sehe ich dann auf der Suche nach einem etwas unverbauten Uferzugang einen Schreiseeadler im blauen Himmel kreisen. Den hatte ich definitiv nicht erwartet auf dieser Tour.
Nach einer guten Stunde verlasse ich das Lake Oanob Resort ziemlich desillusioniert und fahre zur B 1. Auf dem letzten Stück Sandpad liegt ein überfahrener Berguhu.
Über die B 1 fahre ich nun auf Teer, mit ungewohnt viel Verkehr, recht abwechslungsreich durch die Berge nach Windhoek.
Fast ohne Verhauer finde ich das Backpacker in der Nähe der DHPS, und sehe das erste Mal nach über fünfzehn Monaten Lukas wieder.
Wir laden seine angesammelten Taschen und Rucksäcke ein und fahren nach Klein- Windhoek zum Einkaufen und verspäteten Mittagessen.
Noch einmal tanke ich den treuen Condor voll, dann fahren wir zurück zu Pegasus.
Hier ist grosses Umpacken angesagt, denn natürlich hat Lukas etwas mehr Gepäck, und so übernehme ich einiges von seinen sperrigen und schweren Teilen.
Die Rückgabe erfolgt flott und ohne Beanstandungen, und dann bleibt nur noch der Transfer zum Flughafen zu erledigen. Nach der Abgabe des Gepäcks gehen wir ins Restaurant, setzen unser Restgeld in Essen und Trinken um, wir haben ja noch viel Zeit und viel zu Erzählen bis zum Abflug.
Dann aber ist es soweit, wir gehen übers Vorfeld zu unserer Condor- Maschine, und Namibia verabschiedet sich mit einer prächtigen Theaterkulisse von uns.
Das war sie also, meine neunte Tour durch Namibia. Dass es mir recht gut gefallen hat, brauche ich nicht mehr extra betonen.
Ich freue mich über das rege Interesse, die vielen Kommentare und Danke- klicks.
Ich freue mich aber auch, dass ich nun endlich wieder mehr Zeit habe, um andere Reiseberichte zu lesen.
Noch mehr freue ich mich, in gut fünf Wochen wieder im Flieger zu sitzen und mit einer kleinen, sehr feinen Reisegruppe eine weitere Special- Interest- Tour zu fahren. Doch das ist eine andere Geschichte.
Viele Grüsse,
Matthias