Sonntag, 22. Januar :
Das Camp Olifantsrus schläft noch tief und fest, aber ich liege wach im Zelt. Es ist kurz nach Fünf, ich geh mal schaun, was sich am Wasserloch so tummelt. Auch hier ist es noch stockdunkel. Da der Kompressor nicht läuft, ist auch das etwas befremdliche Rotlicht aus.
Langsam gewöhnen sich die Augen an die Dunkelheit, ich erkenne einige Nachtflughühner, die ihr Gefieder tränken.
Dann ist plötzlich ein riesiger grauer Schatten im Anmarsch, völlig geräuschlos kommt ein alter Elefantenbulle bis direkt vor den Hide. Ich steh rund drei Meter von seinem Riesenschädel entfernt und lausche den lustigen Geräuschen, wie er Wasser ansaugt und dann ins Maul laufen lässt. Klingt fast wie eine Klospülung. Kurz darauf hört man es in seinem Magen gluckern und gurgeln.
Es ist 6.00 Uhr, der Kompressor springt an und mit ihm das Rotlicht. Der Elefant erschrickt und stolpert ein paar Schritte zurück. Ich mache schnell das Licht aus, er beruhigt sich gleich wieder und füllt weiter seinen Magen. Bald hat er genug und verschwindet genauso leise, wie er gekommen ist in den nun langsam ergrauenden Morgen.
Nach einem geruhsamen Frühstück packe ich zusammen. Die meisten anderen Camper schlafen aus, ist ja auch Sonntag.
Ich besuche noch kurz die Ausstellung, wo man Einiges zur Geschichte dieses Camps erfahren kann, das Mitte der Achtziger Jahre als Elefantenschlachthaus aufgebaut wurde. Damals versuchte man mit Culling den Überbestand im Park zu regulieren,
hat das aber nach internationalen Protesten wieder aufgegeben.
Der Zerwirkgalgen erinnert an eine blutige Geschichte.
Ein Graderkonvoi kommt mir entgegen, dabei ist die Pad in keinem schlechten Zustand.
Bei, ich glaube es war Okawao, stehen ein paar Steppenzebras und drei Bergzebras gemischt am Wasser. Mich interessiert aber ein junger Lannerfalke mehr, der sehnsüchtig den in Schwärmen einfallenden Namaflughühnern nachschaut. Fast kann man seine Gedanken lesen. Ein paar Mal versucht er einen Jagdflug, aber er muß noch viel lernen, bis er auf diese Weise Erfolg haben wird.
Ein siebenköpfiges gemischtes Kudurudel kommt ans Wasser, dahinter patroullieren zwei Ludwigstrappen.
Ground Agama
Da ich früh dran bin, möchte ich den Umweg über Rateldraf, Klippan und Luiperdskop zum Galton Gate nehmen. Hier wären die Grader jetzt sehr willkommen, denn die Pad ist eine total ausgefahrene Wellblechpiste. Aber landschaftlich ist es mit das Beste, was Etosha zu bieten hat, geht es doch am Fuß der Dolomietberge entlang. Immer wieder bleibe ich stehen und glase die Bergflanken ab, ob nicht doch irgendwo ein Leopard auf so einem prächtigen Ausblick ruht, aber natürlich finde ich keine Katze.
Bergzebras hingegen sind hier häufig zu beobachten.
Auch die Zebras sind einer kühlenden Fangopackung nicht abgeneigt.
Vor Klippan finde ich diese Ludwigstrappe direkt neben der Pad im Schatten ruhen, und da es ihr schon zu heiss ist, bleibt das sonst so scheue Tier liegen.
In einem riesigen Kameldorn sitzen drei Lanner ebenfalls im Schatten.
Hinter Klippan ist die Strasse ohne Vorankündigung mit einer querliegenden Steinreihe und einem Verbotsschild gesperrt, also muß ich das ganze üble Wellblech wieder zurück.
Das Galton Gate erreiche ich pünktlich zur Mittagszeit, alle Angestellten sitzen im Schatten beim Essen. Nur widerwillig erheben sich die Verantwortlichen um der Bürokratie ihren Lauf zu lassen. Der übliche Eintrag ins dicke Buch, Kontrolle der Permits, ein kurzer Blick aufs Gepäck, dann kann ich passieren und der Posten verfällt wieder in seinen Mittagsschlaf.
Über die C 35 fahre ich nun in südliche Richtung.
Vor Kamanjab biege ich nach Norden auf die D 2763 ab und erreiche bald mein Tagesziel, die Rustig Toko Lodge. Da ich niemanden finde und auch klingeln an der Rezeption keinen Erfolg bringt, setze ich mich an den Pool und schreibe ein paar Notizen.
Bald kommt ein Auto, es sind zwei Engländerinnen mit einem Freund, die auch hier campen wollen. Wir machen es uns bequem und reden über den Brexit. Die Mädels sind stinkesauer auf ihre Landsleute, weil sie nun momentan keinen Job erhalten können. Jedenfalls keinen, von dem man Leben könnte. Die Firmen sind sehr vorsichtig, da keiner weiss, wie sich die Wirtschaft nach dem Austritt entwickeln wird. Und so haben sie den alten, mies bezahlten Job gekündigt, ihre Habseligkeiten verkauft und touren nun durchs südliche Afrika. Später wollen sie noch nach Fernost weiter.
Nach einer Runde im Wasser gehe ich ein bisschen den Vögeln hinterher.
Damara Hornbill
Irgendwann erscheint ein Angestellter und sagt, wir sollen schon auf den Campingplatz fahren, wir sind die einzigen Gäste heute.
Ich stelle mein Zelt auf und koche mein Dinner, dann erscheint der Besitzer und weist uns in die Facilities ein. Jeder Platz ist riesig, hat einige Schattenbäume, ein eigenes Ablutionhaus sowie einen überdachten Platz mit Bänken und Tisch. Leider lässt sich so kurzfristig kein Nightdrive organisieren, der hier oft Erfolg auf die "scheuen Fünf" haben soll.
Kosten: Camping Rustig Toko Lodge 130.- Nam$
Fazit Etosha: Klar, hier hat´s viele Antilopen und Elefanten, man hat gute Chancen Katzen zu sehen, auch Vögel gibt es ja einige interessante Arten. Aber: man ist ins Auto gefesselt und fährt Meile um Meile, ohne aussteigen zu können. Dazu kommt eine sagen wir mal bestenfalls schwerfällige Verwaltung, wenn nicht gänzlich uninteressiert. Der Camping in Okaukuejo ist eine Frechheit für das aufgerufene Geld, sowohl die Küchen wie auch die Sanitärgebäude können der Massen, wenn mehrere Tourbusse auf dem Platz sind, nicht Herr werden. Es wird wohl wieder mindestens zwölf Jahre dauern, bis ich erneut meinen Weg hierher finde. Es gibt Besseres in Namibia!
Viele Grüsse,
Matthias