12.03.2017 – Schotia Tooth&Claw Tour
Der Tag heute beginnt mit einem paradiesischen Frühstück, allerdings auch mit Regen, den das vertrocknete Land dringend benötigt.
Für uns geht es zunächst mit einem Wohlfühlprogramm weiter. Wir gönnen uns eine „African Wood Massage“ – die wir wirklich sehr empfehlen können.
Hinter diesem vielversprechenden Eingangsbereich des „Citrus Spa“ werden unsere in den letzten Tagen arg beanspruchten Knochen und Muskeln für 90 Minuten bei einer traditionellen Massage wiederhergerichtet.
Es wird abwechselnd mit den Händen und Holzstöckchen massiert - einfach nur herrlich!
Später hat der Regen etwas nachgelassen und ich mache mich auf zum Teich und kann dort unzählige Southern Red Bishops in allen Lebenslagen beobachten.
Später entdecke ich in einem Baum noch einen Black-headed Oriole (Maskenpirol)
Oben im Gebälk eines Gebäudes – leider unscharf – entdecke ich noch diese Lesser Striped Swallow.
Die Zeit verfliegt und wird es Zeit für unseren Gamedrive. Ich habe lange überlegt, welches Game Reserve in der Nähe für Dagmar als Afrika-Neuling in Frage kommen würde. Da ich letztes Jahr das Amakhala bereits ausgiebig während unserer beiden Tage im Woodbury Tented Camp erkundet habe und uns das Schotia Game Reserve empfohlen wurde, waren die Würfel dann doch zugunsten von Schotia gefallen.
Was wir allerdings erst kurzfristig erfahren, die sogenannte „Tooth & Claw“ Tour beinhaltet ein Abendessen in der „Open Air Lapa“, was eine Nachtfahrt zurück zur Unterkunft bedeutet
. Da ich ziemlich Nachtblind bin musste also noch ein Shuttle gebucht werden. Ein recht kostspieliges Vergnügen, allerdings besser als weit nach Einbruch der Dunkelheit noch selbst durch die Prärie zu fahren und für uns auch rückblickend betrachtet eine gute Entscheidung.
Gegen 13.30 Uhr werden wir von unserem Shuttle abgeholt. Unser Fahrer ist ein älterer sympathischer Herr Namens Francoise mit dem wir während der ca. 45-minütigen Fahrt nach Schotia nett plaudern. So nett, dass er kurzerhand beschließt, uns auf der Tour zu begleiten
. Für ihn ist das Vergnügen sogar kostenlos, da er offizieller National Tourguide ist.
An den Toren des Reserves angekommen, schwant mir zunächst einmal gar nichts Gutes
. Das ist ein Safari-Business im ganz großen Stil. Hier stehen Unmengen an Safarifahrzeuge bereit und eine entsprechende Menschenansammlung
. Das ist ja so gar nicht nach meinem Geschmack und riecht verdächtigt nach Massenabfertigung
!
Nach dem Check-In werden wir in 9-er-Gruppen jeweils einem Guide zugeteilt – wir müssen uns den Namen „Robert“ merken.
Noch kurz ein paar Worte zu Schotia: Das Reserve entstand aus der seit Anfang 1800 bewirtschafteten Farm „Orlando“. Besitzer und Betreiber des Reserves ist die Familie Bean, die nun in der 6. Generation und seit 25 Jahren das damalige Farmland als Game Reserve betreibt. Die Familie wohnt heute noch inmitten des Reserves und es soll das älteste private Reservat im Eastern Cape sein. Das Gebiet von Schotia grenzt direkt an den Addo.
Nach einer kurzen Wartezeit dürfen wir in einem Landrover, der seine besten Tage schon hinter sich hat, bei Robert Platz nehmen und es kann losgehen.
Entgegen meiner Befürchtungen werden wir bis zur „Teepause“ keinem einzigen Safarifahrzeug mehr begegnen und die ersten Tiere lassen im verhältnismäßig kleinen Reserve natürlich auch nicht lange auf sich warten.
Sehr ausgiebig beschäftigen wir uns mit dem Dung Beetle:
Eine echt mühselige Angelegenheit - das Tagewerk der Dung Bettles
Unterwegs begegnen wir den üblichen Verdächtigen – ich werde jetzt nicht jedes Foto kommentieren. Robert allerdings weiß uns viele interessante Einzelheiten zu erzählen und berichtet unter anderem auch kritisch über die Ansiedlung von Arten in für sie nicht typischen Gebieten. Ein aktuell großes Problem sind hier derzeit die Elefanten - sie werden perspektivisch nicht genug Nahrung finden und zerstören außerdem die wunderschönen Schotiabäume. Es ist schon geplant, einige wieder umzusiedeln.
Dieses Warthog zeigt uns deutlich, was es von uns hält
Am Krokodil- und Hippopool entdecken wir zwar kein Hippo, dafür aber ein Waffenkiebitz - Paar nebst Krokodilmama (dazu später mehr):
Es freut uns hier Giraffen zu sehen - denn im Addo sind sie definitiv nicht zu finden
Bei den Büffel-Models verweilen wir auch einige Zeit. Die Madenhacker sind nicht grade zu beneiden
Auf einer Freifläche begegnen uns diese beiden Rhinos und kommen uns – nicht wir ihnen
– doch recht nah
Robert ist ein absolut sympathischer Typ, der sich auch nicht unbedingt an Zeitpläne hält. Er redet gerne und viel und lässt uns bei jeder Sichtung ausreichend Zeit zur Beobachtung.
Nachdem sie uns ausgiebig beäugt haben, wandern sie weiter zu den nächsten Safarifahrzeugen, um diese zu inspizieren
Außer den Rhinos bieten sich noch weitere schöne Motive.
Dieses Foto mit den Kuhantilopen mag ich ganz besonders
Ein Eli kreuzt nochmal unseren Weg
Ich wusste bislang gar nicht, dass Elefanten auch Kakteen fressen
Dank Roberts extremer Gelassenheit treffen wir auch als letzte Gruppe in dem alten Farmhaus zum Nachmittags-Tee ein
. Außer heißen Getränken gibt es herrlich frisch gebackenes
Roosterkoek mit gesalzener Butter. Extrem lecker!
Von hier aus geht es weiter in den separaten Bereich, in dem die Löwen zu Hause sind. Und es ist auch der Bereich, der mir irgendwie gar nicht gefällt
. Die Löwen liegen zwar wie auf dem Präsentierteller faul neben abgenagten Resten eines Wildtiers, aber die Szenerie scheint mir völlig unnatürlich
.
Den Höhepunkt erreicht das Ganze, als die anderen Guides mit ihren Fahrzeugen derart nah an die Tiere heranfahren, nur um sie zu einer Regung zu bewegen – absolut gruselig
.
Ich habe das Gefühl, dass die Löwen hier ausschließlich Futter bereitgestellt bekommen und nicht mehr selbst jagen müssen. Sowohl Robert als auch Francoise verneinen dies auf Rückfrage zwar – meine Vermutung wird morgen aber von anderer Stelle bestätigt werden
Irgendwie schauen die nicht wirklich glücklich aus
Da es schon dämmert machen wir uns nun schleunigst auf den Weg zur Lapa. Hier versammeln sich die Massen an Tagesgästen natürlich wieder an einem Platz
.
Im Reserve gibt einige eingesetzte Krokodile. Besonders stolz ist man derzeit auf diese 6 von ursprünglich 10 im Reserve geschlüpften Krokodil-Jungtiere.
In der Lapa befindet sich die kleine Aufzuchtstation. Vier Jungtiere sind wohl Raubvögeln zum Opfer gefallen
, daher hat man beschlossen, die Kleinen hier in Sicherheit zu bringen.
In der angeblich größten „Open Air Lapa“ Südafrikas steht schon das abendliche Braai für uns bereit.
Zunächst kann man sich an der Bar mit einem Gin Tonic oder sonstigen Getränken versorgen und dann geht es wieder wohl geordnet nach Ranger-Gruppen zu Tisch.
Das Essen ist recht schmackhaft und reichlich, natürlich kein Vergleich zum Dinner im Woodall, das wir auch schmerzlich vermissen
. Wir sind ohnehin weniger mit dem Essen beschäftigt, sondern tauschen uns lieber mit den restlichen Teilnehmern unserer Gruppe aus.
Besonders interessant ist der Bericht zweier Holländerinnen, die eine große Rundfahrt von Namibia bis Lesotho unternehmen. Und das in einem Polo und ohne jegliches Campingequipment – alles zu teuer, sie schlafen einfach immer im Auto
.
Nach dem Essen und insgesamt ca. 6 Stunden im Reserve geht es in der Dunkelheit zurück zum Parkplatz. Robert leuchtet noch ein wenig die Umgebung auf der Suche nach nachtaktiven Spezies aus – leider ohne Erfolg
Francoise bringt uns sicher zurück in unsere Unterkunft, wo auf unserem Zimmer bereits eine Kanne mit heißem Kakao auf uns wartet
Im Fazit werde ich nochmal näher auf unsere heutige Schotia Tour eingehen. Trotz manch zweifelhafter Eindrücke war ich dann doch ganz zufrieden, dass Dagmar einen recht sichtungsreichen ersten Game-Drive in Afrika erleben durfte – und sie natürlich so ganz ohne Vergleichsmöglichkeit sowieso
Morgen geht es dann in den Addo Elephant Park – sowohl motorisiert als auch zu Pferde