12. August 2019 – Vom Marble Camp nach Opuwo
Um 10 Uhr können wir uns endlich von dem Papageien-Spektakel losreißen.
Vor lauter Papageien habe ich ganz das Baumhörnchen vergessen, das uns auch heute Morgen besucht und sich ein Apfelstück von Ruth schmecken lässt.
Hier noch ein Blick auf die Campsite, lustig fanden wir die Steine auf den Pfosten, passt aber zu der Stone/Lone Men-Thematik. Vielleicht ist das der Vorrat für’s nächste Exemplar?
Das Ablutiongebäude ist recht groß, die Duschen sind schön, die (Damen)Toiletten etwas gewöhnungsbedürftig, da die beiden Kabinen keine Türen haben, und man – falls man sich in der ersten befindet - die Person an sich vorbeigehen sieht (und sie einen natürlich auch), die in die zweite Kabine will. Auch die zweite Kabine ist vom Gang aus einsehbar, also etwas merkwürdig, das Ganze.
Hier mal die geplante Strecke für heute und morgen in Lila sowie die tatsächliche :
(Ausschnitt aus T4A-Karte)
Ich kann jetzt schon sagen: der Abschnitt zwischen den roten Pfeilen ist mit kurzen Ausnahmen wirklich ätzend, weil holperig und lang
!
Wir sind noch nicht lange unterwegs, als wir diese komischen Bäume sehen (Bildmitte).
Die kenne ich noch nicht…. Den Flaschenbaum schon (links davon), und wir werden ihn später auch noch blühend erleben. Leider ist das Licht inzwischen wieder schlecht, es geht ja schon auf Mittag zu – und ehrlich gesagt finde ich die Landschaft auch nicht sonderlich lieblich
. Teilweise beeindruckend ja, aber nicht wirklich schön, weil ich nicht so sehr auf so steinige, trockene Gegenden stehe!
Kurz wird es mal hübsch mit rotem Sand in den Onjuva Plains, aber da sind wir froh, Strecke machen zu können, und so reicht es nur zu einem unscharfen Foto aus dem Auto raus.
Aber schon beeindruckend, dieser Wechsel zwischen rotem Sand, sandfarbenem Sand und Steinen. Ich könnte mir stundenlang die Satellitenbilder auf google.maps vom Kaokoveld anschauen
.
Kurze Zeit später biegen wir links ab und entdecken – in weiter Ferne – diesen Felsenadler (Verreaux's Eagle).
Nachdem wir uns angepirscht und ihn dadurch erfolgreich in die Flucht geschlagen haben
, meint Ruth, dass sie nur wenige Leute in ihrem Bekanntenkreis kenne, die verstehen würden, wie man so bescheuert sein und wegen so einem weit entfernten großen schwarzen Vogel so ein Theater machen kann. Naja, zum Glück sind wir vier da ja alle ähnlich bescheuert….
Nun wird es wieder ruppiger, auch wenn wir zeitweise auf Sand fahren. Dort gibt es aber unzählige Dips in Minitrockenflüsschen, die sehr anstrengend zu fahren sind, weil man immer auf der Hut sein muss.
Unterwegs entdecken wir einen African Hawk Eagle im besten Gegenlicht, der sich aber schnell von uns abwendet
und ab und zu einen Baobab - irgendwie hatte ich die hier gar nicht auf dem Schirm
.
Und wieder ein Foto, das zeigt, dass es nicht immer lustig ist, hier rumzufahren
.
Die Sonne steht hoch, wir fahren endlos über kleinere und größere Steine, über Felsen, durch unattraktiven Mopanebusch, man kommt nur langsam voran - und dabei befinden wir ja nichtmal auf dem Teilstück, gegen das wir uns entschieden haben. Vielleicht wäre es ein bisschen spannender dort, aber wir haben definitiv keine Lust mehr auf Gerumpel
.
Ganz selten mal wird es etwas hübscher und man fühlt sich schon fast wie in einem botanischen Garten.
Sogar die Flaschenbäume blühen.
Plötzlich sagt Matthias: Kuck mal, die Agame da drüben. Häää, wie hat er die entdeckt? Klein, farblich gut getarnt und dann auch noch auf der linken Seite. Manchmal ist mir der Mann ein bisschen unheimlich…
Sogar ein (leider leichtflüchtiges) Dikdik entdecken wir noch (es waren sogar zwei, nur damit Matthias da nicht einhaken muss) – schon komisch, erst seh ich jahrelang keine und dann gleich zweimal welche auf dieser Reise. Die Fotoausbeute davon ist aber noch ausbaufähig.
Nach ca. 5 Stunden (!) erreichen wir Etanga (hier sind wir meines Wissens kurz davor)
wovon ich keine Fotos habe, aber wo richtig viel Leben herrscht!
Danach geht es auf Gravel weiter und wir halten daher an, um unseren Reifendruck etwas zu erhöhen. Tja, nur leider funktioniert unser Kompressor nicht – hätten wir vielleicht besser bei Savanna vor Ort mal testen sollen
. Aber so richtig niedrig ist der Druck auch nicht und so beschließen wir, nichts Kompliziertes mit dem Muckel-Kompressor zu unternehmen, sondern morgen an der Tanke auch Luft nach zu füllen.
Jetzt geht’s zügig ab nach Opuwo,
und ca. 1,5 Stunden später wechseln wir auf Asphalt über.
Nicht viel später (Matthias und ich verfahren uns auch nur ein ganz kleines bisschen
) erreichen wir nach 2017 wieder die Anhöhe über der Stadt und somit das Gate zur Campsite.
Uwe sieht sich einer etwas zähen Diskussion ausgesetzt – der Torwart will seine Buchungsbestätigung sehen, Uwe erklärt, dass wir telefonisch reserviert haben. Egal, wir sollen den Voucher zeigen. Irgendwann wird wohl klar, dass wir erst gestern aus dem Nirgendwo reserviert haben und natürlich kein entsprechendes Papier vorzeigen können.
Als wir dann auf unserer Campsite eingecheckt haben, reiben wir uns verwundert die Augen. Neben uns steht das Paar, das wir an der roten Tonne gesehen haben. Hä, warum sind die schon hier
? Wann und wo haben sie uns überholt? Niemals und nirgendwo!!! – also wie kommen sie hier her?
Wir fühlen uns ein bisschen wie Meister Lampe in der Fabel vom Hasen und vom Igel
. Ab sofort entwickeln wir diverse, teilweise wilde, Theorien, wie die beiden nach Opuwo gelangt sind. Uwe (oder war es Matthias - ich kann mich tatsächlich nicht erinnern) bringt auch die Möglichkeit einer Floßfahrt vom Camp Syncro nach Epupa Falls und von dort runter nach Opuwo ins Spiel. Ach da schau her
- jetzt plötzlich ist das eine Option – als ich mir das als Route gewünscht habe, wurde ich ausgelacht
.
Lösen können wir das Rätsel aber (noch) nicht, denn jetzt ruft das Abendessen. Matthias hat allerdings beschlossen, dass er nicht bereit ist, für ein Buffet in der Lodge 345 NAM-Dollar zu bezahlen und bleibt als Wächter zurück bei den Autos. Ehrlich gesagt hab ich mich zunächst ein bisschen über seine Knickrigkeit (in dem Fall ist er ein Schwabe
) gewundert – aber schlussendlich muss ich ihm doch irgendwie recht geben. Für diesen Preis wird nicht übermäßig viel geboten
. Vermutlich bin ich vor allem sauer darüber, dass es im Gegensatz zu 2017 keine Samosas auf dem Vorspeisenteller gibt. Auch der Nachtischbereich ist recht übersichtlich und der Rest zwar okay, aber schon überteuert. Egal, wir daddeln in alter Tradition ein bisschen auf unseren Smartphones rum (sicherlich ein weiterer Grund, warum Matthias nicht mitwollte
) und genießen den schönen Ausblick und auch die Tatsache, dass es so warm ist, dass man draußen sitzen kann.
Zurück auf der Campsite (Nr.4) werden wir von der Security darauf hingewiesen, dass sie nicht dafür haften, wenn Gegenstände verschwinden, die wir draußen liegen lassen. Nachts schleichen sie herum und schalten das Licht wieder an, das wir an der Spüle ausgeschaltet haben, weil es uns blendet. Alles nur zu unserer Sicherheit. Gemütlich campen geht anders…
Aber morgen wird es ja sicher wieder besser, da geht es zum dritten Mal hoch an den Kunene, und zwar nach Epupa. Eigentlich hätte der Reisebericht auch
„Bitte viermal Kunene und zurück„ heißen können
.
Bis dahin liebe Grüße von Bele