19. Kapitel: „Today is your lucky day!“ – Rückkehr an die Chobe-Riverfront
04.08.2019
Erneut klingelt der Wecker lange vor dem Aufgang der Sonne und läutet unseren letzten vollen Tag in Afrika in diesem Jahr ein. Ich schleiche mich in die Küche und bereite alles für ein kleines Frühstück und ein Picknick für unterwegs vor. Dann wecke ich so behutsam wie möglich den Rest der Familie.
Heute wiederholen wir programmtechnisch mehr oder weniger den vorgestrigen Tag und wollen den Morgen auf einem Gamedrive und den Nachmittag auf einer Bootstour verbringen. Vor allem dem ersten Programmpunkt blicken wir auf Grund unserer Erfahrungen mit gemischten Gefühlen entgegen.
Als unser Fahrzeug uns um 5.45 Uhr abholt, genehmigen meine Frau und ich uns einen guten Schluck Sichtungsfee-Bestechungs-Willi. Jetzt kann eigentlich nichts mehr schief gehen, oder?
Da wir heute eine Privattour gebucht haben, können wir uns auf den drei Reihen des Landcruisers so richtig ausbreiten. Unseren Guide kennen wir bereits vom letzten Gamedrive.
Da wir auf keine weiteren Personen warten müssen, erreichen wir das Sedudu-Gate noch bequem vor Toresöffnung und können den nötigen Papierkram schnell im Schein unserer Taschenlampen erledigen.
Bald rollen wir wieder in den Nationalpark ein – dieses Mal als eines der ersten Autos, sodass wir die Konvoierfahrung von vorgestern nicht gleich wiederholen müssen. Der große Pulk hat sich noch nicht in Bewegung gesetzt.
Wieder sehen wir viele Marabus in den Bäumen auf dem Weg zum Flussufer sitzen. Ein absolut malerischer Anblick – auch wenn der einzelne Vogel dieses Attribut kaum für sich beanspruchen kann.
Als wir das Flussufer im Zwielicht des anbrechenden Tages schließlich erreichen, erblicken wir rechts von der Pad tatsächlich einen Leoparden, wie er seines Weges zieht!
„Today is your lucky day!“ freut sich auch unser Guide, der wahrscheinlich auch sehr erleichtert ist, dass der heutige Gamedrive eine andere Wendung zu nehmen scheint. Wir sagen an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an den Sichtungsfee-Bestechungstrunk – ein wahrlich unglaubliches Getränk!
Ganz allein sind wir für einige Zeit mit der schönen Raubkatze, die unbeeindruckt ihren Morgenspaziergang fortsetzt und immer wieder kurz innehält, um die Umgebung zu inspizieren.
Unser Guide antizipiert die Laufrichtung des Leoparden richtig und bringt uns bald schleunigst in eine Position, in der der Leopard auf uns zukommt.
Diese Momente genießen wir alle vier in vollen Zügen. So unverstellt und nah sind wir einem Leoparden noch nicht alle Tage gekommen. Das ist immer wieder etwas ganz Besonderes für uns.
Der Leopard läuft direkt an unserem Auto vorbei – es trennt uns vielleicht ein guter Meter von der schönen Katze. Das beeindruckt die Kinder tief. Beide machen mit ihren kleinen Kameras viele Fotos und sind ganz stolz darauf, einen Leoparden formatfüllend abgelichtet zu haben.
Als sich schließlich immer mehr Fahrzeuge nähern – wir sind schließlich noch immer an der Chobe Riverfront am frühen Morgen – und der Leopard in Richtung Inland zieht, setzen wir unseren Weg fort.
Die später dazugekommenen Safarifahrzeuge folgen uns nicht, sondern versuchen am Leoparden dranzubleiben. Das verschafft uns wiederum etwas Ruhe.
Wir fahren also gut gelaunt an der Riverfront weiter (so eine Leopardensichtung am Morgen hat schon durchaus entspannende Wirkung, das muss ich zugeben
) und haben dabei noch immer nicht das Konvoi-Gefühl von vorgestern. Immer wieder legen wir kleinere Stopps ein und fotografieren Büffel, Nimmersatte und Rallenreiher.
Als wir schließlich vom direkten Uferweg abbiegen, sehen wir einige Autos am Wegesrand stehen und können alsbald zwei Löwen ausmachen, die sich langsam der Pad nähern.
Für gute Fotos ist es hier leider zu verbuscht und auch die Sonne steht nicht günstig. Aber immer wieder lassen sich die beiden Raubkatzen kurz in lichteren Bereichen blicken, so dass der Auslöser trotzdem fleißig klickt. (Und wieder: Danke Bestechungswilli!
)
Bald sind die Löwen ganz dicht am Weg angekommen und kreuzen ihn direkt neben unserem Auto. Wieder sind wir nur einen Meter von einer Raubkatze entfernt. Nur ist dies im offenen Safarifahrzeug im Fall von zwei stattlichen Löwen doch etwas respekteinflößender.
Meine Frau kümmert sich daher um das Wohlergehen der Kinder, während ich noch versuche einige Fotos zu machen, die jedoch nur improvisierte Portraits werden können, denn für wirklich schöne Aufnahmen habe ich die falsche Brennweite montiert.
Als sich die Löwen in Richtung Flussufer weiterbewegen und sich unseren Blicken entziehen, setzen wir den Weg zum Picknickplatz fort, um dort eine kleine Pause einzulegen. Auch hier ist heute gefühlt deutlich weniger los – vielleicht haben wir aber auch einfach bessere Laune und einen gnädigeren Blick wegen der schönen Sichtungen, die hinter uns liegen.
Als die Fahrt weitergeht, sehen wir bald einige Elefanten im hohen Gras stehen. Für wirklich gute Elefantensichtungen scheinen der späte Vormittag und besonders der Nachmittag aber weitaus bessere Zeiten zu sein. Morgens sind die Elefanten noch eher versteckt unterwegs.
Auch ein Schopffrankolin lässt sich am Wegesrand ablichten. Schön.
Und kurze Zeit später treffen wir dann erneut auf Löwen.
Dieses Mal ist es ein kleines Rudel von fünf Tieren, das unweit des Weges im Schatten der Büsche rastet und sich nur sporadisch bewegen will. Eine ganze Weile sehen wir den Katzen beim Faulenzen zu und fahren dann zufrieden weiter.
Nur wenige hundert Meter bringe ich den Wagen erneut zum Stehen, denn ich habe tief im Busch einen weiteren Löwenkater erspähen können, der uns müde Blicke zuwirft.
Auf dem Rückweg zum Sedudu-Gate eröffnen sich dann immer wieder hübsche Blicke über den Fluss.
Außerdem lassen sich noch einige Giraffen und als Abschiedsgruß ein Elefant direkt neben der Pad sehen.
Mit diesem raubkatzenreichen Vormittag sind wir total glücklich. Außerdem haben wir den Park heute an den meisten Stellen lange nicht so überlaufen erlebt. Natürlich waren wir bei den Löwensichtungen nicht allein, aber der Auflauf hielt sich in Grenzen. Und dass wir die Sitzreihen nicht mit einer kamerawütigen Youtuberin teilen mussten, hat sicherlich auch zu unserer Zufriedenheit beigetragen. Da kommt man schon ins Grübeln, ob man am kommenden Morgen nicht noch einen weiteren Gamedrive unternehmen sollte, denn unser Flug wird schließlich erst am frühen Nachmittag gehen…
Gut gelaunt steigen wir am späten Vormittag an unserer Unterkunft aus und machen erstmal eine gemütliche Pause mit Mittagessen und ausgiebigem Playmobilspiel.
Heute Nachmittag steht die letzte Bootstour an. Auf diese freuen wir uns nun uneingeschränkt.