19.11.23
Rund um Urikaruus
Die Nacht war kurz. Wir haben aber beide so fest geschlafen wie die Murmeltiere im tiefsten Winter.
Trotz der frühen Uhrzeit bereitet uns das Aufstehen kein Problem. Wir sind im afrikanischen Rhythmus angekommen. Die Aufregung wegen der Puffotter ist verflogen und wir haben unsere innere Ruhe wieder gefunden.
Einzig die Vorsicht bleibt und Hartwig marschiert wieder mit der Taschenlampe zum Auto und prüft, ob die Luft rein ist.
Ingrid beobachtet derweil das Wasserloch in der Hoffnung auf eine schöne Sichtung. Aber es ist ruhig in Urikaruus und daher sitzen wir erwartungsvoll schon kurz nach halb sechs im Auto, um die nächsten Wasserlöcher anzufahren.
Wir entscheiden uns für eine Fahrt Richtung Auchterlonie, mal sehen, wie weit wir kommen.
Leider kommen wir viel zu gut voran.
Kampqua und Rooibrak enttäuschen mit gähnender Leere.
Die karge Landschaft erlaubt uns eine gute Weitsicht. Rund um die Wasserstellen bewegt sich absolut nichts. Daher passieren wir sie, ohne anzuhalten.
Erst am dritten Wasserloch in Montrose erfreut uns ein Rotkopfalke im besten Morgenlicht.
Da es unsere erste und einzige Entdeckung bisher ist, bleiben wir ein Weilchen stehen und können den Vogel noch im Flug fotografieren.
Aber wir haben uns ja gestern noch den Nistplatz des Rotstirn-Bartvogels gemerkt. Die Baumhöhle ist hier bei Montrose. Der Vogel streckt gerade seinen Kopf aus dem Einflugloch.
Bei diesem lauen Sichtungsmorgen sind wir richtig glücklich, ihn zu erwischen.
Bis Bataluma wollen wir aber auf jeden Fall noch fahren. Dort angekommen, sehen wir auf der Düne einen prächtigen Kudubullen.
Vor stahlblauem Himmel zeigt er sich als Bilderbuch-Exemplar seiner Art.
Danach drehen wir wieder um.
Der kleine Hunger macht sich bemerkbar.
Auch auf der Rückfahrt bleibt es ruhig.
Bei Kamqua sehen wir noch weit entfernt einen Wiedehopf bei der Nahrungssuche. Er hüpft ganz aufgeregt um einen Baumstumpf herum.
Auf der weiteren Strecke begegnen uns Südafrikaner und wir stoppen, um uns kurz zu unterhalten.
Sie kommen aus entgegengesetzter Richtung und haben zwischen dem 14. und 13. Bohrloch einen Geparden mit Beute gesehen.
Also fahren wir mit nun etwas größer werdendem Hunger zu besagter Stelle und biegen nicht nach Urikaruus ab.
Der Gepard liegt aber so weit weg von der Straße, dass wir ihn gerade einmal schemenhaft sehen. Hier lohnt sich weder ein längerer Stopp noch ein Foto.
25 Kilometer Hinfahrt und anschließend bis zum Abzweig Urikaruus wieder zurück, ergibt 50 Kilometer, hier trifft die Aussage „der Weg war umsonst“ absolut zu.
Nur eine Riesentrappe stimmt uns beim Dertiende Boorgat noch versöhnlich mit diesem so monotonen Morgen.
Wir freuen uns jetzt auf ein ausgiebiges Frühstück, das in unserer Vorstellung gerne zum Brunch werden darf.
Im Chalet angekommen, nehmen wir uns daher die Zeit für die Zubereitung des Frühstücks, das wir in vollen Zügen auf dem Balkon genießen.
Man muss sich auch selbst belohnen dürfen. Das gute Frühstück entschädigt uns für den sonst so erfolglosen Morgen.
Ein paar Chancen haben wir aber noch. Wir dürfen ja noch drei weitere Tage hier im Honeymoon Chalet verbringen.
Um es vorwegzunehmen, diese Zeit hat sich dann auch wirklich gelohnt und schon morgen sieht der Tag ganz anders aus.
Die Zeit bis zur Abfahrt am Nachmittag verbringen wir auf unserem schönen Balkon. Wir lesen, bereinigen die Speicherkarten (alles Unscharfe raus, da muss man sich zu Hause nicht ärgern) und bringen das Reisetagebuch auf den neuesten Stand.
Am Wasserloch, welches wir direkt im Blick haben, bleibt es ruhig. Nur in der späten Mittagszeit erscheint eine kleine Herde von Springböcken. Wie immer geht ein Bock voran, um die Umgebung abzuchecken, dann folgt mit einem großen Abstand der Rest der Herde.
Bei dieser Hitze sind alle sicher sehr durstig und es ist für die Tiere ein Glücksfall, dass weit und breit keine Gefahr auf sie lauert.
Nur noch Erdhörnchen scharrt unterhalb unseres Balkons herum.
Die Zeit vergeht schnell und um15:30 Uhr starten wir zu unserer Nachmittagsfahrt.
Hartwig biegt, ohne Ingrid zu fragen, an der Straße einfach wieder Richtung Twee Rivieren ab.
Als Ingrid dies mitbekommt, ist sie leicht sauer, denn eigentlich wäre sie lieber Richtung Mata Mata gefahren. Ein langweiliger Vormittag genügt und ihm soll nicht auch noch ein öder Nachmittag folgen.
Tatsächlich hat sie beim ersten Wasserloch recht.
Als wir am zweiten Wasserloch, in Rooibrak, ankommen, kann sie sich nicht mehr halten und meint, dass Hartwig ausgerechnet am langweiligsten Wasserloch, was sie je gesehen hätte, stehen bleiben muss. Gerade mal ein Gnu und zwei Raben treiben sich hier herum. Sie meint, es ist wirklich schön hier, schließlich sind diese beiden Tierarten die sehenswertesten im ganzen Kgalagadi Park.
Kaum ausgesprochen dreht sich Hartwig zu ihr um und grinst.
Längst hat er einen großen Mähnenlöwen auf der anderen Seite beim Wasserbehälter entdeckt.
Als Ingrid ihn ebenfalls sieht, ist ihr Missmut schlagartig verschwunden.
Da er schläft und sich nicht rührt, fahren wir weiter und wollen auf dem Rückweg noch einmal bei ihm vorbeischauen.
Auf der Weiterfahrt kreuzt eine Giraffe unseren Weg.
Ihr Körperbau und der lange Hals ermöglichen es ihr, etwas Grün in der ausgedörrten Landschaft zu ergattern.
Genüsslich zupft sie an den zarten Blättern eines Kameldornbaumes.
Ein Stück weiter treffen wir auf Erdmännchen.
Diese wuseligen Gesellen machen einem immer wieder Spaß und wir kennen niemanden, der sie nicht liebenswert findet.
Auf einem Busch am Straßenrand entdecken wir einen Vogel. Er lässt sich geduldig fotografieren.
Kleine, graue oder braune Vögel bedeuten immer zusätzliche Arbeit im Reisebericht. Er muss schließlich noch bestimmt werden.
Wir einigen uns auf eine
African Pitpit, Zimtspornpieper. Sabotalerche ( danke Matthias )
Danach drehen wir wieder um und fahren nach Rooibrak zu dem Löwen zurück.
Er liegt immer noch beim Wasserbehälter. Allerdings hat er sich mittlerweile umgedreht. Alles deutet darauf hin, dass er wach ist.
Jetzt erst erkennen wir ihn wieder. Der Löwe ist der gleiche, den wir in unserem letzten Reisebericht ausführlich beschrieben haben und der uns damals einige schöne Erlebnisse bescherte.
Wir sind froh, ihn wiederzusehen. Er ist mit seiner markanten Narbe unter dem linken Auge unverwechselbar und schon legendär.
Gilt er doch als Herrscher des Auobtals.
Wir warten ab und beobachten ihn. Er schüttelt sich und gähnt.
Dann steht er auf und läuft langsam und etwas humpelnd zum Wasserloch.
Mitte Oktober, also etwa vier Wochen vor dieser Begegnung mit ihm, haben wir Fotos im „Kgalgadi Sightings“ Forum gesehen, wo er in einem relativ schlechten Zustand war. Er hatte mehrere offene Wunden und einige Stacheln von einem Stachelschwein steckten in seinem Körper.
Wir freuen daher sehr, dass diese anscheinend verheilt sind und dass momentan nur ein Humpeln geblieben ist.
Allerdings ist sein Ernährungszustand nicht der beste, er scheint etwas abgemagert zu sein.
Wir werden ihm auf unserer Reise noch einmal begegnen und wünschen ihm ein langes Leben.
Zum Abschied geht er für heute noch einmal zur Straße und markiert die Büsche. Wir deuten dies als ein gutes Zeichen für seine Agilität. Schließlich will er damit zeigen, wer hier im Revier der Herrscher ist.
Wieder zurück in Urikaruus treffen wir die Vorbereitungen zum Grillen.
Heute wird nichts mehr verschoben und wir freuen uns auf ein leckeres Essen.
Mit Filetsteak, Kartoffeln, Kräuterbutter und Gurkensalat sowie dem einen und anderen Kaltgetränk wird es ein richtiger Genießer-Abend.
Gefahrene Kilometer: 152