4. August – Bitte einmal Sesfontein und zurück (Ganamub/Sesfontein/Giribis Plains/Fearlesspass/Sawurogab)
Unsere heutige Route ist etwas…. sagen wir mal…..speziell
! Und vermutlich würde es niemand erraten, wenn wir ihn fragen würden, auf welchem Weg wir denn wohl von Die Poort in den Sawurogab gekommen sind.
Aber der Reihe nach: in der Planungsphase waren wir uns nicht sicher, wie weit wir mit unseren jeweiligen Tankinhalten wohl kommen würden. Die Versorgungslage in Puros war uns nicht klar, dass es danach sicher nichts mehr gibt aber schon. Wir hatten zwar einen 20 Liter-Kanister für den Hilux in Palmwag aufgefüllt und bei den Muckels in einem freien Fach untergebracht. Mal abgesehen davon, dass er ständig geleckt und den Landcruiser ziemlich versaut hat (sorry nochmal Ruth und Uwe), gab er uns dennoch nicht die nötige Sicherheit. Außerdem hatte uns 2017 das Tanken in Sesfontein so gut gefallen, weil der Diesel ohne Zögern in den sonst sehr bockigen Tank des Landcruisers floss. Was lag also näher als einen Ausflug nach Sesfontein zu machen, wenn wir eh ein bisschen im Hoanib-Gebiet rumcruisen wollten
? Dazu kam die Hoffnung der Muckels, in Sesfontein auch noch Brot und Wasser zu bekommen.
Den ersten Dämpfer des Tages nach einem eigentlich recht schönen Sonnenaufgang gibt es schon vor dem Frühstück: Matthias ist nicht fit, er hatte die ganze Nacht Magenkrämpfe und ist sich sicher, dass das Bier von gestern Abend schuld ist
. Er gibt aber grünes Licht für die Weiterreise und so brechen wir auf, unser Weg führt uns durch den Ganamub nach Norden, da wir keine Lust auf den Bulldust hinter dem Elephant Songs Camp haben.
Vom Westen her hat es wieder leichten Nebel.
Kurz nach dem Start müssen wir schon wieder einen Stopp einlegen und eine Elefantenandacht abhalten.
Weiter geht's:
Im Ganamub gibt es recht viel Wild, aber leider fürchtet es sich ziemlich vor uns. Viele Tiere suchen leider nicht das Heil in der Flucht nach rechts oder links, sondern rennen panisch in der Fahrspur genau vor uns her, oder parallel zum Weg am Fuße der Berge.
Mal schnell ein Angstpippi
Dann wieder kucken, was in diesen komischen Blechbüchsen sitzt:
Wir haben ein sehr schlechtes Gefühl dabei, schließlich sollten die armen Tiere ihre Kräfte für echte Notsituationen aufsparen. Entsprechend versuchen wir immer großen Abstand zu halten, aber genau dann bleiben die Tiere auch wieder stehen und starren uns an.
Ein Ohrengeier wartet leider auch nicht, bis die Muckels an Ort und Stelle sind.
Der Augurbussard hält es ebenfalls nicht lange mit uns aus und wechselt seinen Standort. Für Ruth und Matthias die Aufforderung für eine kleine Birderpirsch
. Keine Ahnung, ob sie ihn erwischt haben.
So verbringen wir unsere Zeit, bis wir auf die D 3707 treffen, auf der wir uns bis Sesfontein quälen.
Die Pad ist sehr ermüdend - kurvig, eng, ausgefahren, holprig und staubig
. Angenehmes Fahren geht anders. Das Tanken in Sesfontein läuft gut, auch wenn wir nicht wissen, ob das vor ein paar Stunden auch so gewesen wäre, denn noch steht der Tanklaster dort und macht gerade die Papiere fertig. Kann also sein, dass morgens gar kein Sprit dagewesen wäre. Unsere Gesichter hätte ich in diesem Fall nicht sehen wollen.
Naja, Glück gehabt – nur Brot und Wasser finden wir nicht
. Also machen wir uns wieder auf den Rückweg, dieses Mal fahren wir noch weiter, nämlich bis zum Abzweig in die Giribis Plains.
Auch hier kein Gras, es ist wirklich deprimierend.
2017 sah es so aus – nun finden wir noch bis auf die letzten Zentimeter abgefressene Grasbüschel.
Außerdem sind wir uns kurz unsicher, ob wir uns nicht verfahren haben (was bei unserem tollen Streckenplaner Uwe aber sehr unwahrscheinlich ist): sind wir denn bei den Wüstenpferden in Garub gelandet
?
In der grellen Mittagshitze fahren wir auf Signal Hill zu – und da steht doch tatsächlich schon ein Fahrzeug. Na toll…..
Allerdings kommt es uns bekannt vor, erstens ist es uns kurz vor Sesfontein entgegengekommen und zweitens gehört es einem Fomi, der selber Touren führt, nämlich Olli
. So wird es doch noch ein sehr nettes Treffen, wir tauschen uns über unsere geplanten Strecken, Reifendruck und anderes Afrikalatein aus und lassen uns dann in der Sonne zum Lunch nieder. Noch ist es nicht so warm, dass man einen Sonnenschutz brauchen würde, wir knacken gerade mal so die 20°C.
Wir kraxeln noch ein bisschen auf den Hills herum, Ruth und Matthias suchen Schlangen, Uwe ist inzwischen zur Red Drum weitergefahren und ich entdecke ein mir unbekanntes Krabbeltier (wer kann helfen?)
Weiter geht es vom rechts weg Richtung Fearless Pass. Die Strecke habe ich als ganz nett in Erinnerung, Fotos habe ich keine. Der Pass selber ist nicht sonderlich furchterregend, aber man erkennt entgegen anderer Aussagen durchaus, dass es ein Pass ( der Schwabe würde sagen „ ein Pässle“) ist und man kann ihn auch nicht einfach runterheizen, sondern muss schon schauen, wo man hinfährt.
Vor Matthias und mir fliegt ein Ohrengeier auf, den Grund riechen die Muckels, die mit offenem Fenster hinterherfahren: ein totes Oryx liegt am Wegesrand (kein Foto, stellt es euch einfach vor
).
Um 16 Uhr erreichen wir dann die Stelle, wo wir in den Sawurogab nach Süden abbiegen können. Wow, das ist mal ein gigantisches Steilufer!
Da geht's rauf:
Zu unserer großen Freude kreist ein Schwarzbrustschlangenadler über uns und zu meiner noch größeren Freude "erwische" ich ihn einigermaßen
:
Hier sind wir bereits mitten im Sawurogab, es gibt einige Tiere, vor allem Springböcke, die recht lustig drauf sind:
Turmfalke
Ludwigstrappe
Inzwischen ist klar, dass wir auf diesem Fluss heute Anker werfen werden, weiter bis zum Tsuxub schaffen wir es nicht mehr. Schlussendlich war das aber völlig okay so, die Zeit am nächsten Tag hat gereicht und wir hatten dadurch noch schönes Licht am Morgen im Hoanib. Alles hat seinen Sinn….
Unser Lagerplatz ist dann ziemlich unromantisch – nämlich genau neben der Straße. Ruth überlegt sich, ob wir nicht andere stören werden, wenn wir hier mitten im Weg rumstehen. Matthias – obwohl ziemlich angeschlagen – kann sich ein Kichern nicht verkneifen: „Mit welchen Verkehrsaufkommen rechnest du denn heute noch???“.
Tatsächlich haben wir schon seit Stunden kein anderes Fahrzeug gesehen und so wird es auch die Nacht über natürlich bleiben.
Abseits des Weges findet man aber tatsächlich Täubchen und Blümchen, sogar mit einem Insekt - immer wieder erstaunlich: was die wohl hierher geführt hat....?
In der Dunkelheit werfen wir das Lagerfeuer an, es soll Springbock geben.
Matthias, der Arme, kann nicht mehr, er will nur noch schlafen und zieht sich ohne Abendessen in sein Zelt zurück
. Wir drei sitzen etwas bedrückt über unserem Fleisch und überlegen uns, wie es weitergeht, falls Matthias morgen komplett flachliegt. Entweder hängen wir hier einen Tag dran, die Muckels fahren bissle rum und der Patient wird von Schwester Gabi versorgt, oder ich fahre, falls Matte in der Lage sein wird, das Auto zu besteigen.
Die Nacht wird sehr kalt, hier haben wir unseren Kälterekord mit 4°C.