Donnerstag, 8. Februar 2018
Moremi Game Reserve (3rd Bridge Campsite)
Unserer Meinung nach eine der schönsten Strecken, die man von 3rd Bridge aus gut fahren kann, ist der rund 27km lange Rundweg um die Mboma Island. Hierbei handelt es sich um eine Landzunge, die recht tief ins Okavango Delta hineinragt und die auch während der jährlichen Flut später im Jahr trocken bleibt. Die Fahrt geht durch wunderschöne Landschaft, mal dichter Wald mit riesigen Leberwurstbäumen, Gestrüpp und Makalanipalmen, mal durch offene Grassavannen, vorbei an kleineren und grösseren Tümpeln, wo man wunderbar die verschiedenen Wasservögel beobachten kann und mit etwas Glück kann man auch Papageien oder die
African Green Pigeon entdecken. Und am Sichtungsbrett wurden gestern zwei Leopard-Sichtungen von anderen Reisenden markiert, weshalb wir uns entschieden hatten, den Loop heute früh zu fahren.
Leider herrscht wie schon die Tage zuvor sehr trübes Wetter, eine dichte Wolkendecke hängt ständig über dem Okavango-Delta. Aber die Landschaft hier im Moremi ist trotzdem wundeschön - für mich einer der absolut schönsten Flecken dieser Erde.
Wir nehmen uns auf der einen Seite viel Zeit, auf der anderen kommt man wegen der schlechten, sehr tiefsandigen Piste auch ohnehin nicht so schnell vorwärts. Sehr viele Säugetiere sichten wir nicht, aber nebst den allgegenwärtigen Impalas doch immerhin ein paar Kudus und zum ersten Mal auf dieser Reise auch Wasserböcke. Bis ich mit meinem Foto parat bin, sind sie natürlich aber längst verschwunden. Und natürlich entdecken wir sehr viele Vögel, es Zwischert und Flattert im Walde, dass es eine wahre Freude ist.
Dafür ist dank dem vielen Regen das Gras saftig grün und schon sehr hoch, was natürlich auch das Entdecken der Tiere etwas erschwert.
Bei der Mboma Boat Station ganz am nördlichen Ende der Rundstrecke halten wir kurz an, steigen aus und strecken die Beine auf dem Bootssteg. Von hier kann man Bootstouren auf den natürlichen Kanälen des Deltas machen.
Dann fahren wir weiter und wir gucken natürlich auf jeden Baum, auf dem sich Leoparden aufhalten könnten. Gerade fahren wir durch eine weite Ebene mit hohem Gras und nur vereinzelten Bäumen, da meint Beenie so im Spass: «Hallo Leopärdchen, na, wo bist du denn?». Fünfzig Meter weiter vorne: «Da!» Und tatsächlich können wir einen Leoparden gerade noch so von seinem Baum springen sehen. Er versteckt sich im hohen Gras, zwei Mal kann ich durch das Fernglas noch ganz kurz seine Ohren hervorlugen sehen. Wir fahren noch vor bis zu seinem Baum und sehen, dass er einen Impala-Riss dort in einer Astgabel hat. Wir warten so 20 Minuten, fahren etwas weiter zurück, weil er vom Wind her wohl unsere Witterung aufnehmen kann, aber er will sich nicht mehr zeigen. Der dritte Leopard in meinem Leben überhaupt und das für wohl weniger als eine Sekunde. Da müssen wir noch einmal hin und weil wir wissen, dass Leoparden oft mehrere Tage bei einem Riss bleiben können, wollen wir am Nachmittag noch einmal unser Glück versuchen.
Auf dem Rückweg sehen wir einmal noch eine kleinere Herde Elefanten, die gerade ein Staubbad nehmen.
Dann sind wir zurück im Camp und machen nach einem ausgiebigen Frühstück eine längere Siesta.
Da wir für den Leoparden noch einmal den ganzen Mboma Loop fahren wollen, sind wir schon um halb vier Uhr wieder auf der Piste.
Frau Buschbock mit Nachwus
Grey Lourie (Grey Go-away Bird) / Graulärmvögel
Swallow-tailed Bee-eater / Schwalbenschwanzspint
Auf dem Hinweg zum Leoparden-Baum schrecken wir ein Hippo auf, das mitten am hellichten Tag am Grasen ist. Es trabt davon, wirft einen bösen Blick zu uns rüber und verschwindet dann im Gebüsch.
Zurück beim Baum sehen wir, dass der Riss immer noch in der gleichen Astgabel hängt, von der Fleckenkatze ist aber nichts zu sehen. «Der hat sich bestimmt in dem Gebüsch da drüben versteckt», sage ich zu meinem Bruder. Dieser schaut mit dem Fernglas genau hin und findet das schöne Tier tatsächlich zwischen Blättern und einem abgestorbenen Ast. Yes! Wir fahren etwas näher ran und finden dann eine Position, von der aus wir das ausgewachsene Männchen in seiner vollen Pracht bestaunen können. Würde man ohne Wissen vorbei fahren, müsste man schon verdammt gut hinschauen, um ihn entdecken zu können. Etwas mehr als eine halbe Stunde bleiben wir beim Leoparden, einmal verändert er seine Position, aber er liegt immer auf dem Boden und starrt aufmerksam zu uns rüber.
Dann ist es leider auch schon wieder Zeit, uns an die Rückfahrt zu machen, damit wir vor Toresschluss wieder im Camp sind. Viel passiert nicht mehr, aber wir sind natürlich hoch zufrieden mit unserer Sichtung. Wir hatten den Leoparden ganz für uns alleine und das macht es irgendwie auch besonders schön.
Wie zur Krönung öffnet sich dann für kurze Zeit die Wolkendecke ein bisschen und beschert uns noch ein paar Minute schönes Abendlicht.
Long-toed Lapwing (Plover)
Das Foto ist jetzt nichts besonderes, zeigt aber schön die so typischen Szenen an den unzähligen Tümpeln. Ein Löffler, zwei Klunkerkraniche, irgend eine Limikole und etwas undefinierbar flatterndes geben sich die Ehre.
Während auf dem Gaskocher ein mittlerweile schon fast legendäres Beef Stew vor sich hin köcherlt, essen wir als Vorspeise einen Salat. Da die Stirnlampe zum Essen sowieso an ist, kann man zwischendurch einfach den Kopf heben und einen prüfenden Blick in die Runde werfen. Die Augen allfälliger Besucher reflektieren sowieso und während ich das mal so mache, gewahre ich keine zehn Meter von uns entfernt ein rötlich leuchtendes Augenpaar. Ich springe sofort auf und warne, dann sehen wir, dass es «nur» ein Schakal ist. Dieser entfernt sich dann auch rasch und wir gucken ihm nach. Aber Moment, was ist das denn für einer? Wir schauen im Buch nach und es kann sich tatsächlich eigentlich nur um einen
Side-striped Jackal gehandelt haben! Wir hören dann noch einen Schakal-artigen Ruf aus der Richtung, in die er fortgegangen ist und dieser tönt definitiv auch nicht so wie von den Schabrackenschakalen. Das wäre dann auch eine Premiere für uns.
Wenig später, unser hammerleckeres Stew ist nun fertig, höre ich hinter unserem Auto ein Rascheln. Natürlich leuchten wir alles ab, können aber kein Tier entdecken. Wir geben Entwarnung, setzen uns wieder hin und essen weiter. Ich gucke nochmals nach links und jetzt leuchtet uns wieder ein Augenpaar aus dem Busch entgegen. Dieses Mal ist es eine Tüpfelhyäne, ich springe wieder auf und warne: «Hyäne!». Sofort sind wir neben dem Auto und schauen, was sie macht. Sie guckt noch ein, zwei Mal kurz zu uns rüber, scheint aber nicht sonderlich interessiert zu sein und schon ist sie auch wieder im Dunkeln verschwunden.
In der Nacht wache ich ein paar Mal von Hyänengeheul auf, eine Grille zirpt so nah an unserem Camp, dass es schon fast weh tut in den Ohren, die Frösche veranstalten ebenfalls ihr Gezetere. Auch wenn man so natürlich nicht wirklich durchschläft, gibt es einfach nichts auf dieser Welt, was friedlicher wäre zum Einschlafen.
Tageskilometer: 61km (Gamedrive #19: 33km, Gamedrive #20: 28km)
Tageshöchsttemperatur: 29° C