Samstag, 19. Januar 2019
Das Frühstück, das wie alle Mahlzeiten auf der überdachten Terrasse des Haupthauses serviert wird, ist hier recht speziell. Gallo Pinto, das costa-ricanische Nationalgericht aus Reis, schwarzen Bohnen und Koriander ist uns natürlich bereits wohlbekannt und schmeckt uns gut (wobei Mäthu auf den Koriander verzichten könnte
). Dazu gibt es yummy selbstgebackenes Brot, Feta-ähnlichen Quietschkäse und Kakaomarmelade (hergestellt aus der frischen Kakaofrucht, nicht aus der Bohne, die ja fermentiert wird). Die Marmelade finde ich super, sie schmeckt süsslich-herb und erinnert schon in gewisser Weise an Kakao, wenn man es weiss. Das Beste ist natürlich die heisse Tasse Kakao.
Butter scheint man hier aber nicht zu kennen...
Danach machen wir uns rasch auf zum Nationalpark Volcan Tenorio. Bis zum Eingang sind es etwa 5 km, der Weg führt über eine holperige Strasse und eine recht morsche Holzbrücke, was ganz sicher nicht die offizielle Zufahrt sein kann. Unterwegs sehen wir einen lustigen Ziegenbock, dem die Haare zu Berge stehen.
Pünktlich zur Toröffnung sind wir da und nach dem Ticketkauf laufen wir schnell los, denn es gibt nur einen One-Way-Pfad zum Rio Celeste. Wir möchten es lieber vor den grossen Massen schaffen. Zuerst laufen wir die steile und ziemlich lange Treppe zum Rio Celeste Wasserfall runter. Dort sind wir einige Momente tatsächlich ganz alleine. Nach ein paar Fotos steigen wir die Treppe wieder hoch, puuhh, ganz schön schweisstreibend.
Nein, die Lianen wachsen hier nicht quer, aber irgendwie wollen sich die Hochformat-Fotos alle hinlegen
Die Wanderung wird zunehmend schwieriger, denn es ist extrem feucht und der Boden schlammig und rutschig. Es gibt verschiedene Infopoints mit Erklärungen. Leider versteckt sich der Tenorio hinter einer dicken Nebelwand.
Zwischendurch wabert ein recht schwefliger Duft um unsere Nasen.
Zuhinterst, an der Stelle wo der Rio Celeste durch eine chemische Reaktion beim Zusammenfluss seine typische türkisblaue Farbe erhält, staunen wir über das Naturwunder, freuen uns aber genauso über die kleine Schlange hinter der Absperrung, die den nicht «flussblinden» Touris Modell steht.
Der Rückweg wird dann recht mühsam, denn der Boden ist nun vom beginnenden Regen und der zunehmenden Tourimasse noch aufgeweichter, ausserdem hat man nun ständig «Gegenverkehr».
Als wir wieder die Treppe zum Wasserfall erreichen, spricht uns ein kanadisches Paar an, das ebenfalls auf der Kakao Finca logiert. Während wir so dahinplaudern, werden wir von einer einheimischen Grossfamilie zu Filmstatisten delegiert. Der Vater will die Treppe heraufrennen und wir sollen ihn dabei anfeuern und feiern, während die Tochter mit dem Handy filmt. Er läuft also ca. 5 Meter die Treppe runter (tricksen à la Hollywood) um dann im sportlichen Laufschritt nach oben zu rennen, während wir klatschen und «Si se puede – si se puede» rufen, finalisiert von einer La Ola-Welle. Der Vater ist begeistert von unseren Supporter-Fähigkeiten und freut sich riesig!
Als wir den Park verlassen, sind schon einige Reisecars eingetroffen und wir sind froh, können wir wieder gehen. Wir kaufen noch 2 Souvenir-Holztassen (undicht, wie wir mittlerweile festgestellt haben
) in einem der umstehenden Shops und fahren dann zurück zur Finca. Unterwegs sehen wir weit entfernt noch ein Faultier im Baum hängen.
Wieder passieren wir die TÜV-geprüfte Holzbrücke
Am Nachmittag schnappt sich Mäthu die Kamera und läuft den Farm-eigenen Hiking-Path entlang, während ich von einem spannenden Buch gefesselt in der Hängematte liege. Später packt mich dann aber auch der Bewegungsdrang und ich laufe ebenfalls los. Der Pfad führt abwechselnd durch die Kakao-Mischkulturen der Finca und Wald, welchen der Schweizer Besitzer stehen lässt oder auf freien Flächen sogar wieder aufforstet. Es geht bald steil nach oben und irgendwann merke ich, dass es eng wird mit der Zeit. Es ist bald 17 Uhr und in einer guten Stunde ist es stockdunkel. Ich kann nicht abschätzen, ob es kürzer ist, umzudrehen oder weiter zu laufen.
Da ich aber schon über eine Stunde unterwegs bin, entscheide ich mich, weiter zu laufen und mich etwas zu beeilen. So lange kann ein Trail ja nicht dauern..
Der Weg führt nun wieder runter und die Richtung sollte auch stimmen. Begleitet werde ich von Montezuma Oropendolas mit ihrem charakteristischen "Gurgelgesang" und Tukanen, die heute ein regelrechtes Konzert abhalten. Plötzlich stehe ich vor dem Produktionsgebäude der Finca und habe es somit rechtzeitig geschafft. Leider habe ich von der Anstrengung Kopfschmerzen bekommen und Mäthu muss alleine zum Nachtessen.
Liegen und viel trinken hilft und so geht es mir zum Glück bald besser und ich esse hungrig das von Isabella extra für mich eingepackte Essen auf, das Mäthu mir mitgebracht hat.