Bilder einer Äthiopienreise
Ein Reiseberichte hauptsächlich in Bilder
Von September bis Mitte Oktober 2017 reisten meine Frau und ich für knapp sechs Wochen durch Äthiopien und Kenia. Schwerpunkt der Reise war Äthiopien (4 Wochen). Nach Kenia wollten wir diesmal nur, um, neben einem kurzen Familienbesuch, ein noch paar Tage nahe Mombasa an den Stränden des indischen Ozeans abzuhängen.
Äthiopien, wenn auch keine klassische Touristendestination, bietet landschaftlich sowie kulturell einige Highlights, die in Afrika und vielleicht weltweit einmalig sind. Das Land gehört zu den ältesten Zivilisationen der Welt, vergangenen Dynastien haben zahlreiche historische Stätten mit Kirchen, Schlössern, Burgen und Palästen hinterlassen.
Felsenkirche in Lalibela
Danakil Depression - Dallol
Absolut faszinierend ist die Danakil Depression, eine abgeschiedene und unwirtliche Salzwüste in der Afar-Region im Nordosten des Landes in Grenznähe zu Eritrea mit ihren Salzseen, vulkanischen Aktivitäten und den Salz-Karawanen der Afar.
In den letzten Jahren muss sich das herumgesprochen haben. Vor allem an den kulturellen ‚Must-Sees“ wie Gonder und Lalibela, begegneten wir internationalen Reisegruppen, aber auch reichlich Individualreisenden, Backpacker, Flashpacker und wie sie sich alle nennen. Auffallend viele kamen aus Israel, aber auch aus China, Europa und den USA.
1st Level Bus
Es gibt aber auch Aspekte unserer Reise, die zwiespältige Gefühle hinterlassen haben. Das hat mit der Mentalität vieler Äthiopier zu tun, denen wir täglich begegneten.
Wir sind in den letzten 10 Jahren durch etliche Länder Ostafrikas gereist. Immer selbst organisiert, mit öffentlichen Verkehrsmitteln und ohne strikte Planung des Reiseverlaufes. Bei dieser Art zu reisen ist man oft auf die Hilfe unbekannter Menschen angewiesen, Taxifahrer, Passanten auf der Straße oder Herumlungerer in Busbahnhöfen. Dabei begegneten uns die Menschen fast immer freundlich, respektvoll und hilfsbereit. Ganz selten gab es mal den Versuch zu betrügen, oder unsere Unwissenheit als Fremde auszunutzen, oder sonstige Unfreundlichkeiten. Auch offene oder gar aggressive Bettelei hielt sich in engen Grenzen.
Anders in Äthiopiern. Betteln und Betrügen ist hier Volkssport. Aber es ist nicht das Betteln an und für sich, was nervt, es ist die penetrante, manchmal aggressive Haltung, die viele Äthiopier gegenüber Ausländern an den Tag legen:
„You are rich - „give me money, give me, give me …“
Braucht man eine Auskunft, oder fragt auf dem Busbahnhof nach einem Bus, hat man plötzlich einen selbsternannten ‚Guide‘ am Hals, der einem penetrant mit Geldforderungen verfolgt. Das erste was wir lernen mussten, war vor jeder Busfahrt den Fahrpreis auszufeilschen. Trotzdem versuchte die Bus-Crew später über erfundene Ferenji-Gebühren nachzukassieren. Unangenehm empfand ich auch, dass die anderen Fahrgäste diese Betrügereien schweigend verfolgten, manche breit grinsend, als würden sie das Schauspiel genießen. Diese Vorkommnisse führten immer wieder zu unangenehmen Situationen und das waren leider keine Einzelfälle.
Selbst kleinste Kinder laufen „You china(*), give me sweets, give me money“ schreiend dem Ferenji hinterher. Und wenn es nichts gibt, fliegen schon mal Steine.
(*) Durch die starke Präsenz Chinas werden hellhäutige Ausländer gelegentlich als "China" betitelt
Natürlich waren nicht alle Äthiopier von der unangenehmen Sorte. Vor allem diejenigen, die im Tourismus arbeiten, Reiseveranstalter, Hotelangestellte, Fahrer, etc. erlebten wir als äußerst hilfsbereite und freundliche Menschen. Ich vermute, wenn man in einer Reisegruppe unterwegs ist, wird man mit dem Straßen-Pöbel wenig konfrontiert. Als Individualreisender muss man alles selber organisieren und man ist auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen. Da zeigen sich die Unterschiede.
Insgesamt würde ich meine subjektiven zwischenmenschlichen Erfahrungen wie folgt zusammenfassen: In allen anderen Ländern Ostafrikas waren die Menschen, denen wir auf der Straße begegneten, freundlicher, hilfsbereiter und angenehmer als in Äthiopien.
Reiseverlauf
Unsere Tour führte uns von
Addis Ababa zu den Klöstern am
Lake Tana, zu den
Tisissat-Wasserfällen des Blauen Nils, weiter zu den Burgen von
Gonder, den
Simen-Mountains, zu den Felsenkirchen von
Lalibela, nach Mekele und von dort im Geländewagen durch die
Danakil Depression, einer extrem heißen und trockenen Salzwüste. Wir besuchten die
Salzkarawanen der Afar, die Schwefelfelder der
Dallol-Senke und stiegen auf den aktiven Erta Ale Vulkan.
Dann zurück über Addis in den Süden. Unseren ursprünglichen Plan, über Land (bei Moyale) nach Kenia weiterzureisen, mussten wir ca. 300 km vor der kenianischen Grenze aufgeben. In Konso (Südäthiopien) erfuhren wir, dass Aufgrund von Stammeskonflikten im Grenzgebiet alle Straßen ab Yabelo Richtung Grenzübergang Moyale gesperrt und sämtlicher Busverkehr eingestellt worden war. Uns blieb nichts Anderes übrig, als nach Addis zurückzufahren und von dort nach Nairobi zu fliegen.