THEMA: Reisebericht: Nordmosambik, mal schön-mal hässlich
29 Aug 2013 18:09 #302262
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  • Erika am 29 Aug 2013 18:09
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4. Februar 2013
Die Touristengruppe, welche gestern bei Dunkelheit hier in Peramiho angekommen ist, bekommt vom Fahrer eine Stunde Zeit, um sich auf dem Gelände umzusehen. Dann heisst es für sie, das Gepäck ins Fahrzeug laden, was gar nicht so einfach ist. Alle Taschen gehen nämlich beim besten Willen nicht hinten rein, sodass eine Person ihr Gepäckstück auf den Knien halten muss :unsure: , was wiederum für Unmut sorgt. :( Der Fahrer hetzt ein wenig, da er noch an den Malawisee nach Mbamba Bay fahren muss. Morgen will er dann von dort aus die ganze Strecke zurückfahren mit dem Ziel Ruaha NP. :huh: Wir finden das total bescheuert und bezweifeln, ob das ohne Zwischenübernachtung überhaupt machbar ist.

Nachdem wir uns von den Leuten verabschiedet haben, gehen wir zum ATM (ja, das gibt es in Peramiho auch) und ziehen ein paar Mal den Höchstbetrag von ca. 90 Euro. Wir müssen ja nochmals zu Dr. Amin zur Nachkontrolle und dann die Zahnarztrechnung begleichen. :ohmy:

Wir warten mit vielen anderen Patienten vor der Zahnklinik und machen uns beim Anblick der zahllosen Wartenden schon Gedanken, ob wir heute überhaupt noch drankommen. Doch schon nach wenigen Minuten werde ich aufgerufen. :lol: Dr. Amin kontrolliert ein letztes Mal die Operationsstelle und ist sehr zufrieden mit seinem Werk. Auch ich habe ein prima Gefühl, da das Geschwulst wirklich restlos verschwunden ist.

Dr. Amin lässt es sich trotz der vielen Arbeit nicht nehmen, mit uns noch ein paar nette Worte zu wechseln und uns zu beglückwünschen, dass wir trotz unseres “fortgeschrittenen Alters” :dry: noch solch schöne Reisen unternehmen können. Die Afrikaner in unserem Alter seien nämlich bereits verbraucht und gebrechlich, sagt er.

So, nun müssen wir noch die Rechnung begleichen. Er schreibt den Betrag auf einen Zettel und hält ihn Toni schweigend unter die Nase.

Eine Stunde Operation inkl. Röndgenbild, Betäubungsspritze, Kleinmaterial und Nachkontrolle = 25’000 Tansania-Schilling = Euro 11.50
Zwei Kurpackungen Antibiotika plus eine Packung Schmerzmittel = 10’000 Tansania-Schilling = Euro 4.50, macht total Euro 16.-- :woohoo:

Nein, ich hab mich nicht verschrieben! Wir sind sprachlos.
Da lag auch noch ein Trinkgeld drin für die bevorzugte Behandlung. :kiss:

Dabei muss ich nochmals erwähnen, dass dieser Doktor mich absolut professionell behandelt hat. Er hatte während der Operation mehrere Schichten Gummihandschuhe an, wovon er nach jedem Arbeitsvorgang ein Paar abstreifte und wegschmiss, und auch die Spritzen waren steril verpackt . Das Einzige, was ich ein wenig vermisste, war ein weisses Papierlätzchen :P und ja, die Wasserspülung des Ausspuckbeckens funktionierte nicht. Bei diesen Preisen verzichtet man aber gerne auf solche Kleinigkeiten.

Wir verabschieden uns ganz herzlich von Dr. Amin, der netten Zahnziehzahnärztin und der Assistentin. Nein, dieses Erlebnis, obwohl es schmerzhaft war, möchte ich nicht missen. Wir diskutieren heute noch darüber. Es beweist wieder mal, dass einem auch in Afrika bei gesundheitlichen Problemen geholfen werden kann.

Da wir ja überhaupt nicht in Eile sind und es uns hier prima gefällt, entschliessen wir uns, erst morgen weiterzufahren. Wir haben ja noch immer nicht alles von Peramiho gesehen.




Wir kommen wieder an der Kirche vorbei.



Ein weisser Pater schreitet ganz langsam durch das Kircheninnere. Bei jeder Bank bleibt er mit prüfendem Blick stehen. Wir denken schon, er zählt das Mobiliar :laugh: , aber endlich bei uns angekommen, erzählt er, dass er jeden Tag das Holz auf Schädlinge kontrolliere, aber bis jetzt habe er noch nie in all den Jahren ein einziges Holzwurmloch entdeckt. :lol: Sein weisses Gewand ist schon ziemlich verschlissen, aber er trägt es mit Würde. Die grösste Sorge dieses weissen Paters scheint nebst der Holzwurmsorge ebenfalls die Tatsache zu sein, dass es keinen Nachwuchs aus Europa gibt und deshalb die gesamte Anlage langsam in einheimische Hände übergeht.




Wahrscheinlich die Missionarswohnungen



Öffentliche Toilette, kostenpflichtig.

Dann erkunden wir mit unserem Fahrzeug die weitläufige Anlage.









Das muss das Kloster sein, es liegt ziemlich abseits. Kein Mensch ist zu sehen. Das Leben spielt sich hier wahrscheinlich hinter den Gemäuern ab.












Hier bummeln wir noch ein wenig durch die an Peramiho angeschlossene Einkaufsstrasse. Es sind Früchte, Gemüse, Fleisch, Motorenöl, Fahrradschläuche, Plastikbecken und vieles mehr im Angebot.

Nach dem Abendessen verbringen wir den Rest des Tages wieder mit den Weltwärts-Jungs auf der schützenden Veranda. Wir diskutieren darüber, was wohl wäre, wenn es dieses bis nach Dar es Salaam bekannte Peramiho-Spital nicht geben würde und ob es dann in diesem riesigen Einzugsgebiet überhaupt eine medizinische Versorgung für die vielen Menschen gäbe. Ein riesiges Gewitter zieht über uns hinweg. Es wird spät, bis wir uns in unsere Knarrbetten legen. Heute haben wir das ganze Gästehaus wieder für uns allein.

Grüessli
Erika

Fortsetzung folgt………………………..
Meine Reiseberichte:
1971: Mit dem VW-Bus von Kapstadt bis Mombasa
www.namibia-forum.ch...ahren.html?start=120
2013: Durch den wilden Westen Tansanias (Am Anfang war die Hülle)
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2013: Nordmosambik, mal schön - mal hässlich + ein Stück Südtansania
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2014: Auf bekannten und unbekannten Pfaden durch Tansania
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2015: Eine Reise wird zum Alptraum/Kenia
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Letzte Änderung: 29 Aug 2013 18:19 von Erika.
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29 Aug 2013 23:42 #302301
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  • fotomatte am 29 Aug 2013 23:42
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Hallo Erika,

mein Bruder musste mal mit einem akuten Zahn in Otji zum Arzt,der hiess sinnigerweise auch noch Dr.Profitt.Die kompetente Behandlung war entgegen jeder Befürchtung--kostenlos.

Kam mir bei Deiner Schilderung wieder so in den Sinn.

Danke für Deinen Bericht.

Grüssle,Matthias
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30 Aug 2013 13:26 #302362
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Fotomatte schrieb:
mein Bruder musste mal mit einem akuten Zahn in Otji zum Arzt,der hiess sinnigerweise auch noch Dr.Profitt.Die kompetente Behandlung war entgegen jeder Befürchtung--kostenlos.

Hi Matthias, was meinst du, haben wir nun mit unseren Zahnarztbeiträgen einen Run auf kostengünstige afrikanische Zahnärzte in Gang gesetzt?????? Zwei Adressen hätten wir ja nun bereits :lol: . Vielleicht könnte noch jemand die Liste ergänzen ;) .

Schönes WE und viele Grüsse
Erika
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30 Aug 2013 19:12 #302398
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Erika schrieb:
4. Februar 2013


Eine Stunde Operation inkl. Röndgenbild, Betäubungsspritze, Kleinmaterial und Nachkontrolle = 25’000 Tansania-Schilling = Euro 11.50

.

... ist das mit oder ohne MWST ??? :laugh:
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01 Sep 2013 15:26 #302508
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  • Erika am 29 Aug 2013 18:09
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Tomcat schrieb:
... ist das mit oder ohne MWST ??? :laugh:

:woohoo: :woohoo: :woohoo:

Glattä Chaib :laugh: :laugh: :laugh:

Auf Deutsch = Witzbold, lustiger Kerl ;)

Grüessli
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02 Sep 2013 16:04 #302645
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5. Februar 2013
Nach vier Nächten heisst es heute Abschied nehmen von Peramiho. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen zusammen und verabschieden uns von der guten Fee Anna. Das wunderbar frische deutsche Brot werden wir bestimmt besonders vermissen.

Vor dem Gästehaus spielen Kinder mit Blumenblättern.













Sind sie nicht niedlich? :)

Auf dem Missionsbauernhof erwarten uns die zwei netten Weltwärts-Jungs. Sie führen uns durchs Gelände und zeigen uns die Ställe mit den vielen Rindern, Hühnern und Schweinen. Auch in die Schlachterei werfen wir einen Blick, gut, dass nicht gerade ein Tier dran glauben muss, das hätte ich nämlich nicht sehen wollen :( .

Am vergitterten Container-Metzgereiladen hängt eine grosse Liste, wo aufgeführt ist, welche Fleischsorten es zu kaufen gibt. Wir möchten ein Rindsfilet. Die Verkäuferin schüttelt den Kopf. Dann vielleicht Rumpsteak? Wieder Kopfschütteln :S . Wir lesen dem Fräulein nach und nach alle auf der Liste aufgeführten Fleischsorten vor, aber negativ, nur Kopfschütteln :( . Dann fragen wir sie, was denn so im Angebot sei, und was macht sie, die blöde Kuh? Sie deutet auf die Liste :evil: ! Herrschaft noch mal, die haben wir doch gerade durchgekaut :evil: . Wir geben auf und verlangen einfach irgendein Stück Rindfleisch. Sie trippelt zur Schlachterei und kommt mit etwas Undefinierbarem zurück, o.k. es sieht nach Rindfleisch aus und kostet fast nichts. Dann noch Käse und Eier und dann kann die Fahrt weiter gehen. Uff, war das eine Zangengeburt.

Die gute Teerstrasse führt uns ab Songea gegen Norden. Der Verkehr ist sehr mässig. Es geht durch eine schöne, hügelige Landschaft pausenlos hoch und runter. Hin und wieder gibt die bewaldete Gegend einen Blick auf die endlose Ferne frei.





Wieder mal ein afrikanisches Pannendreieck :blink: .

Einige Kilometer vor Njombe biegen wir links in eine Erdstrasse ab. Schon von Weitem sieht man eine mächtige Kirche auf einem Hügel stehen. Nach ca. 10 Kilometern erreichen wir die auf über 2000 m Höhe gelegene Uwemba Mission, welche wie Peramiho auch den Benediktinern gehört. Kaum auf dem Parkplatz angekommen, werden wir hoch erfreut begrüsst. Es ist der Besitzer der Tan-Swiss Lodge in Mikumi, bei welchem wir von zwei Jahren einige Tage verbracht hatten. So ein Zufall :cheer: . Sepp ist hier zu Besuch und stammt ursprünglich aus unserem Nachbardorf, wohnt aber schon lange in Tansania.

Dann ist da noch ein anderer Schweizer aus dem Kanton Graubünden, welcher in Ostafrika Bäckereien einrichtet. Ein lustiger Typ, der gerne derbe Sprüche klopft und auch ab und zu mal flucht :cheer: .




Der Bäckereieinrichter mit Toni am Fachsimpeln.

Auch vom Schweizer Pater Wendelin werden wir sehr freundlich begrüsst. Er ist für den Landwirtschaftsbetrieb zuständig.

Nun müssen wir erst mal was essen, heisst es. Im gemütlichen Speisezimmer stehen frische Erdbeeren, Kuchen, eine grosse Portion Schwarzwälder Schinken und selbstgemachtes Brot auf dem Tisch. Von den Erdbeeren und dem Schinken bin ich ganz besonders angetan ;) .

Wir beziehen unser geräumiges Zimmer. Auf den Betten liegen dicke Federdecken und auch eine Elektroheizung ist vorhanden. Nachts muss es hier wegen der Höhe empfindlich kalt werden.

Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Plaudern und Erzählen. Wir sind total begeistert von diesen netten, gastfreundlichen Menschen.

Das sehr üppige und super gute, mehrgängige Nachtessen nehmen wir zusammen mit allen Patern ein. Der Bäckereieinrichter aus Graubünden trägt nun zu unserer grossen Überraschung auch ein langes, weisses Patergewand und flucht nun nicht mehr :huh: . Anschliessend wird noch lange erzählt. Man merkt, dass auch hier die grösste Sorge der fehlende Nachwuchs aus Europa ist. Jedenfalls wird auch diese Mission langsam in einheimische Hände übergehen. Da ist bereits von Unterschlagung von Spendengeldern und anderen grossen Problemen die Rede :ohmy: .

Nach einer wohltuenden heissen Dusche verziehen wir uns in unser Zimmer, schalten die Heizung ein und kriechen unter die warmen Federbetten. Es ist ziemlich kalt geworden.

Kosten Uwemba Mission: Euro 12.50 pro Person mit Vollpension.

Gefahrene Kilometer: 274

Liebe Grüsse
Erika

Fortsetzung forgt……………….ein letztes Mal……..
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Letzte Änderung: 02 Sep 2013 16:19 von Erika.
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