Hallo,
Cora schrieb:
Wo entsteht denn das Loch bei AN?
Grundsätzlich ist Air Namibia zu klein, um am Markt wettbewerbsfähig existieren zu können - zumindest was das Langstreckengeschäft mit nur 2 Maschinen und einer einzigen Route anbetrifft. Andere Airlines kaufen Flugzeuge, Kerosin, Wartung, Catering, Pilotenschulungen, IT-Systeme usw. usf. in zigfacher Menge ein und erzielen durch Skaleneffekte erhebliche Kostenvorteile. Diese versucht man teilweise weiter zu verbessern, in dem man sich zu großen Allianzen zusammenschließt und zumindest Einiges in der Allianz zusammen einkauft. Air Namibia ist in keiner Allianz.
Durch das seit vielen Jahren inkompetente Management hat Air Namibia immer äußerst nachteilige Flugzeugdeals abgeschlossen. Die 747 Combi war völlig sinnlos. Die bis letztes Jahr geflogenen A340 haben ca. 20-30% höhere Betriebskosten als effizientere Modelle. So ein struktureller Kostennachteil ist nicht mehr aufzufangen und man ist dann fast automatisch in den Miesen. Auch die Verträge für die aktuell geleasten A330 sollen wieder sehr schlecht verhandelt sein, weshalb das AN-Board ja anscheinend noch in letzter Minute versucht hat, irgendwie aus den Verträgen mit Intrepid raus zu kommen. Ging aber nicht. An diesen Verträgen hat AN jetzt aber noch die nächsten 12 Jahre zu knabbern. Da die Entwicklung weiter geht und B787 und A350 erheblich effizienter als A330 sind, könnte sich AN je nach Ölpreisentwicklung in einigen Jahren auch wieder beim gleichen strukturellen Kostennachteil finden, den sie mit den A340 bislang hatten.
Beseelt von Expansionsplänen hat man als Ersatz für 2 B737-500 gleich 4 A319 angeschafft, die man jetzt nicht vernünftig ausgelastet bekommt. Statt 16-18 Stunden pro Tag Geld einzufliegen, stehen die Maschinen vor allem herum. Ryanair schafft mit seinen Maschinen ca. 4 Umläufe pro Tag. AN dürfte bei den A319 bei etwa 1,5 liegen. Das kann im Wettbewerb nicht rentabel funktionieren. Wenn man eine neue Strecke nach Harare aufmacht, dann wird dort gleich ein großes Büro eröffnet, wo man mehr Mitarbeiter als tägliche Fluggäste hat.
Kommunikation und Marketing funktionieren bei AN arg unterdurchschnittlich. Die haben alle staatliche Jobs und niemanden kümmert was. Die in den letzten Jahren häufig vorgekommenen Pannen und Störungen haben die Partner von Air Namibia viel Vertrauen und Geld gekostet. Und letztlich kostet das dann wieder AN Umsatz. Jetzt lief es ein halbes Jahr störungsfrei bei AN und nun hat man wieder den nächsten Skandal. Wieder geht Vertrauen und Image verloren.
Und weil so Vieles zusammen kommt, der Wettbewerb in der Branche hart ist und die Margen bei Airlines derzeit allgemein sehr schmal sind, ist AN dann in der Summe so extrem defizitär. Die brauchen teilweise für jeden Dollar, den sie an Umsatz mit Kunden machen, noch einen Dollar an Subventionen vom Staat, um überhaupt über die Runden zu kommen. Da ist völlig absurd. Wir hören jetzt seit knapp einem Jahr, wie positiv sich angeblich alles bei AN entwickelt. Die für die nächsten 3 Jahre eingeplanten Subventionen für AN wurden gegenüber der Vorjahresplanung aber schon wieder fast verdreifacht. Wie passt das zusammen (die namibische Presse fragt leider nicht nach)?
Mit einem fähigen Management könnten man vieles lösen, aber es gibt auch viele Hindernisse, mal ein solches zu installieren. Aus Sicht des Tourismusmarktes in Namibia wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn Air Namibia die Strecke nach Europa einstellt und stattdessen möglichst viele Airlines nach Windhoek gelockt werden, die das Langstreckengeschäft wirklich können. AN kann sich dann auf die Regionalstrecken konzentrieren und für die Langstreckenflüge der anderen Airlines die Anschlussflüge in der Region realisieren. So eine Rolle hat auch Comair (Kulula/BA) in Südafrika und die sind Jahr für Jahr profitabel.
Das Ganze hat im Übrigen auch nichts mit schwarz und weiß oder staatliche Airline oder nicht zu tun. Es gibt auch Beispiele für nicht von Weißen geführte staatliche Airlines in Afrika, die sehr gut laufen. Ethiopian beispielsweise. Kenya Airways und Egyptair liefen auch über viele Jahre exzellent. Letztere hat wegen der seit 3 Jahren andauernden Unruhen in Ägypten nun Probleme.
Beste Grüße
Guido