15. Juli 2022: Vom Teufelsbach River Camp zur Onjowewe Campsite
Kurz nachdem ich eingeschlafen bin, weckt mich ein komisches, metallenes Geräusch und das Auto wackelt deutlich
. Mist, sollte ich gleich in der ersten Nacht ausgeraubt und womöglich sogar um die Ecke gebracht werden
? So war das nicht geplant. Ganz ehrlich: ich bin in dieser Beziehung ein kleiner Schisser, Elefanten & Co. dürfen sich nachts gerne auf der Campsite rumtreiben, aber bitte keine Menschen mit bösen Absichten. Da ich aber nach einer halben Stunde regungslosem Liegen, Lauschen und Warten auf mein Ende immer noch am Leben bin
, gehe ich davon aus, dass das Geräusch harmloser Natur war und schlafe wieder ein.
Während der Nacht merke ich nicht, dass es lausig kalt ist. Um 6.30 Uhr bin ich wach, schließlich bin ich daheim um diese Zeit meistens schon putzmunter, und da gehe ich später ins Bett als hier in Namibia.
Fröhlich will ich mich anziehen – verschiebe das Ganze dann aber doch um ein paar Minuten, damit meine Klamotten unter meinem Schlafsack auftauen können. Pfuiteufel ist das kalt, sobald man die Daunen von sich streift
!
Als ich mich dann endlich überwunden habe, öffne ich frohgemut meine Tür. Diese klappt nach oben auf, also rein theoretisch
. Aktuell öffnet sie sich leider nur einen Spalt breit und bleibt dann irgendwo hängen. Mist, das war gestern Abend schon ein ziemliches Theater, reinzukommen. Man muss den äußeren Hebel nach unten legen und dann die Tür nicht mehr ganz hoch lassen, sonst kippt er auch hoch und blockiert den Mechanismus, um die Tür ganz zuziehen zu können. Dann quetscht man sich über die Leiter rein, immer mit einer Hand die bockige Tür haltend, die dank ihrer sehr starken Hydraulikscharniere entweder sofort auf oder sofort zugehen will
. Einen Druckpunkt, der einen in Ruhe reinklettern lässt, gibt es nicht. Von innen muss man das störrische Teil dann irgendwie zuziehen, das geht erst gar nicht (siehe oben, Hydraulik) und dann plötzlich, so dass ich manchmal wie ein Käfer auf dem Rücken lande
und meine Extremitäten erst wieder sortieren und dann ganz schnell den Sperrstift in die Mini-Öse schieben muss, damit die Tür zubleibt. Verschlossen ist sie nicht wirklich, den Stift könnte man vermutlich von außen locker hochschieben. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob nur ich mich so dämlich anstelle
oder ob andere auch schon Probleme mit den Bushlore-Bushcampern hatten - ich freue mich auf jeden Fall über tröstende Erfahrungsberichte anderer Fomis
!
Ups, ich schweife ab
– drin war ich ja seit gestern Abend, jetzt will ich wieder raus! HILFE
! Es bleibt mir nichts anderes übrig, als Matthias zu rufen, in der Hoffnung, dass er schon wach ist in seinem Zeltchen.
Ist er zum Glück und er befreit mich dann auch recht schnell – wenn auch mit wenig Begeisterung
. In seinem Schlafsack war es kuschelig warm…. Hier draußen aber so was von gar nicht.
Der Übeltäter, der mich eingesperrt hat, war unser Reservereifen, bzw. die Aufhängung davon – und das war auch das Geräusch und die Bewegung, die ich abends gehört/gespürt hatte. Diese war nicht eingerastet (meine Schuld), nur hätte auch dies nicht viel genutzt, wie ich dann tagsüber bemerken musste. Denn selbst eingerastet rutscht das ganze Metallding wieder ein Stückchen zurück, sofern das Auto auch nur ein bisschen nach links hängt und blockiert die Tür ab einer gewissen Stelle. Dies ließ sich aber ab sofort mit Hilfe einer Schnur verhindern.
So, nun bin ich frei und in dieses Alu-Gefängnis will ich so schnell nicht mehr zurück. Also schnell auf die Toilette und dann mit der Kamera in der Morgendämmerung rumgestapft!
Auch wenn mir fast die Finger abfrieren
(weit über 2°C war das sicher nicht), genieße ich die tolle Stimmung, zu der auch der Nochfastvollmond beiträgt, sehr.
Um 6.43 Uhr dämmert es ganz sanft.
Dann, 7 Minuten später, beginnt plötzlich dieses unbeschreibliche Leuchten am Himmel! Die Himmelfotos tauchen hier wirklich in chronologischer Reihenfolge auf, ich mag auch heute noch kaum glauben, dass es nach diesem "Feuer" am Himmel kurz noch einmal recht dunkel wird.
Weitere 7 Minuten später hat sich aber der Himmel tatsächlich wieder ein bisschen beruhigt und auf der anderen Seite strahlt der Mond dafür umso heller.
3 Minuten später, genau um 7 Uhr, beginnen die „normalen“ Vorbereitungen zum Sonnenaufgang.
Auf diesen müssen wir aber noch eine gute halbe Stunde warten. Also schaue ich weiter in den Mond, Matthias, der inzwischen auch aufgestanden ist, wirft das Feuer nochmal an, ich koche Kaffee/Teewasser und wir lauschen den Rufen der Perlkäuzchen. Eines immerhin erwische ich, wenn auch bei noch schlechtem Licht.
Um 10 vor
sieben acht (danke Matthias!) erreicht die Sonne endlich das Trockenflussbett und wir lassen uns von ihr den Rücken wärmen.
Schnell noch den Chestnut-vented Tit-Babbler (der Name ist auch nach 3 Jahren noch witzig) ablichten und dann geht’s zurück zum Farmhaus.
Was man halt so fotografiert auf dem Weg dorthin, wenn es nichts anderes gibt: viel Gras und ein bisschen Nachtflughuhnweibchen
Nachdem wir uns von allen im Farmhaus verabschiedet haben, geht’s nach Otjiwarongo zum Einkaufen. Unterwegs haben wir Glück, eine Baustelle wird gerade aufgelöst, als wir dort ankommen.
Das Angebot im Superspar in Otjiwarongo ist wie immer großartig, nur haben wir leider einen recht kleinen Kühlschrank, in dem schon viel Fleisch für uns und auch für die Muckels lagert, so dass wir nur kleine Mengen von frischem Gemüse einkaufen, in Opuwo wird dann wieder nachgekauft (so die Theorie).
Noch ein Wort zu unserem Kühlschrank: Unser Vermieter hatte auf unsere Bitte, einen größeren bzw. zweiten einzubauen, wie folgt geantwortet:
Das Fahrzeug verfügt über ein duales Batteriesystem, wobei die Zweitbatterie den Kühlschrank und weitere Zusatzverbraucher speist und so die Starterbatterie schützt. Der Anschluss eines weiteren Kühlschrankes ist nicht vorgesehen, einerseits aus Kapazitätsgründen, auch stellt dies ein Platzproblem dar, bzw. diesen vernünftig zu befestigen. Bedenken Sie bitte auch, dass Sie zudem im tiefsten Winter unterwegs sind. Vieles läßt sich ansonsten auch gut in den Stauräumen tief im Fahrzeug und fern jeglicher Sonneneinstrahlung gut lagern.
Das trifft genau auf eine Nacht zu, nämlich die in Teufelsbach, ansonsten war es (außer noch an einem weiteren Abend) nie wirklich richtig kalt.
Mit seinem „tiefsten Winter“ hat er in mir leider keine neue Freundin gefunden
– das waren genau die Worte, die ich NICHT lesen wollte vor der Abreise. Zum Glück hatte er ja nicht recht
, allerdings konnten wir dadurch auch in den Truhen im Auto nichts lagern, was nicht warm werden durfte, da wir es oft tagsüber sehr warm bis heiß hatten und das komplette Auto bis in den letzten Winkel aufgeheizt wurde.
Aber egal, jetzt geht’s weiter zur Onjowewe Campsite, kurz vor Kamanjab (ich weiß, die Fotos sind nicht sehr aussagekräftig, vielleicht habe ich vom nächsten Morgen noch welche...).
Mir hat es dort sehr gefallen, eine schöne Dusche und nette Toiletten, warmes Wasser im Donkey, recht viele Vögelchen und auch viel Platz ringsherum. Matthias klagt am nächsten Morgen, dass er die Straße gehört hat – ich habe allerdings wie ein Murmeltier geschlafen und fand es überhaupt nicht laut.
Auf jeden Fall können wir auch hier am Abend das Leuchten am Himmel bestaunen.
Als es richtig dunkel ist, versuche ich meine erste und letzte Sternenaufnahme des Urlaubs (natürlich nicht mit dem Schnickschnack der Muckels, also indirekte Beleuchtung, schöner Vordergrund usw. – sondern ich lege meine Kamera auf meine Fleecejacke, so dass sie nach oben kuckt und schau mal, was dabei rauskommt
). Zum Glück gibt es so viele Sterne, dass sie immerhin einige davon erwischt
!
Danach ziehen wir uns zu unseren unterschiedlich wahrgenommenen
Nachtruhen zurück.
Morgen haben wir nur eine kurze Fahrt nach Opuwo vor uns, wo wir uns dann mit Ruth und Uwe für unsere weitere gemeinsame Tour treffen werden.
Und ich wünsche euch jetzt einen schönen Abend, hier weht ein laues Lüftchen und es ist Zeit für einen G&T auf der Terrasse
!
Bele