Tag 8: Madisa - und wie Infektionen auch positiv sein können...
Wie heißt es so schön: Der frühe Vogel fängt den Wurm. Genau deswegen schlafen wir aus, frühstücken ausgiebig um uns um 10:00 Uhr mit Eddie zur Buschmans-paradise Tour zu treffen.
Ursprünglich zu sechs gebucht, fällt meine Frau aus. Wahrscheinlich leicht dehydriert, drei Stunden später nach ausreichender Wasseraufnahme ist jedoch wieder alles in Ordnung.
Eddie wirkt relaxt und erklärt sehr geduldig die Zeichnungen und deren Bedeutung. Seine Vorfahren (er ist selbst ein Buschmann) nutzten für die Malereien ein Gemisch aus Blut, Ocker und weitere Pflanzenbestandteilen.
Das gemahlene Ocker sorgte in Verbindung mit dem geschützten Felsgestein für eine lange Haltbarkeit. Hier an der Spitzkoppe von 2000-4000 Jahren.
Die Felsmalereie erfolgte durch die Buschmänner im Sitzen. Anhand der aktuellen Höhe ist gut zu sehen wie Wind und Wetter den Boden um mehrere Meter abgetragen hat.
Häufig sind Jagdszenen dargestellt. Aber auch Kenntnisse zum Auffinden von Wasserstellen (z.B. bei Giraffen mit gesenkten Köpfen.)
Eddie führt uns an tief verborgene Orte: längst vergessene Lebensräume und Ritualplätze.
In der Schlangenhöhle warnten Schamanen vor Schlangen. Vandalismus beschädigten die Zeichnungen teilweise sehr stark. (Lagerfeuer)
Ein wilder Feigenbaum treibt seit mehr als 300 Jahren zwischen den Felsen gen Himmel.
Schlangen gabe es keine zu sehen, schöne Eidechsen hingegen schon.
Eddie führt uns in den inneren abgesperrten Teil der Spitzkoppe welcher Lodge-Gästen vorbehalten ist. Hier sehen wir weit entfernt wenige Zebras, Oryx aber auch eine "einohrige" Steinbock-Lady. Diese beobachtet ängstlich hinter einem Felsen unsere Anwesenheit, wahrscheinlich fürchtet sie um ihr verbliebenes Ohr. Eddie bestätigt, dass kaum Wildtiere mehr in und um Spitzkoppe leben.
Eines der wenigen Tiere die wir zu Gesicht bekommen. Bitte schön lächeln...
Wir verabschieden uns von Eddie nicht ohne die zuvor gelernten Schnalz- und Klicklaute nochmal auszuprobieren. Bei uns klingen diese aber wie das Miauen einer erkälteten Katze. Einige der Klicklaute erschrecken Tiere nicht, weshalb auf der Jagd selbige zur Kommunikation unter den Jägern genutzt wurde. Schlaue Burschen diese Buschmänner.
On the road again: D3716 Richtung Norden nach Uis
Wir fahren weiter Richtung Norden, über Uis zur Madisa Campsite. In Uis wollen wir im "Cactus & Coffee" eine Pause einlegen. Das kleine und liebevolle Kaffee wurde bei der Urlaubsplanung von Lisa hier im Forum entdeckt (
namibia-forum.ch/for...e-fragen.html#481029) Nicht nur der Garten ist herrlich sondern auch das Essen (wir probieren von Salzig bis Süß alles durch). Das allerbeste ist allerdings das Wifi: kostenlos und so schnell wie sonst nirgendwo!
Liebevoll gestaltetes Kaffee in Uis: Cactus und Coffee
Gärtnerei kombiniert mit gemütlichen Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein.
Minced Meat Burger mit Spiegelei.
Kleine Anekdote über Gegensätze wie sie auf dem afrikanischen Kontinent bestimmt öfters anzutreffen sind:
Wir betreten das Caffee und wir werden von einer Gruppe bereits anwesender Touristen eindringlich (um nicht zu sagen, herablassend) von oben bis unten begutachtet. Logisch, wir kommen ja auch von der Spitzkoppe, hatten keine Dusche, muffeln wahrscheinlich leicht, sind Camper mit staubigen abgetragenen Klamotten und fühlen uns auch angegafft richtig wohl.
Allerdings müssen wir auch in einem Land, in welchem das durchschnittliche Monatseinkommen bei 341€ liegt (Quelle:
www.laenderdaten.inf...chnittseinkommen.php) nicht Hilfiger, Ralf Lauren, Joop und Lacoste herausgeputzt mit Goldschmuck an Hals, Arm und Ohren zur Schau tragen. Schließlich sind wir mitten in Afrika und nicht
auf dem jährlich ausgerichteten Galadinner des Reitclub's. Kein Wunder wenn sich Einheimische ungleich behandelt fühlen und sich entsprechend kühl und/oder abweisend verhalten (was hier im Cactus und Coffee nicht zu spüren war.)
Mit dem Koch des Hauses, ein netter und gesprächiger Mann, sprechen wir über den aktuellen Zustand der Straßen in der Regenzeit. Er rät uns statt der D2319 auf der C35 Richtung Madisa zu fahren. Grund ist die bestehende Brücke auf der C35 über den Ugab-River. Der wichtigste Grund über die C35 zu fahren ist allerdings der Einkaufsladen an der Brücke, wir wollen etwas Lebensmittel, Gin-Tonic und Holz auffüllen.
Später stellen wir zwar fest es gibt eine Brücke, aber kein Shop.
Holzsammler mit 3PS Gespann auf der C35 kurz vor dem Ugab River.
Wir kaufen das beste Cameldorn-Holz des ganzen Urlaubs....
....zum Preis von 20NAM$ und drei Äpfel.
Wir erreichen Madisa Campsite am späten Nachmittag und genießen die letzten warmen Sonnenstrahlen im Pool.
An der Rezeption erfahren wir, dass die ganze Campsite bis auf das letzte Zelt ausgebucht ist. Für uns spürbar: Gin-Tonic ist aus.
Ursprünglich hatten wir geplant diesen Übernachtung nicht im Vorfeld zu buchen und vor Ort uns umzuschauen. Es sind Osterferien in Deutschland. Neben vielen Deutschen sind auch viele Südafrikaner anwesend. Über unsere Entscheidung vorab gebucht zu haben sind wir nun froh.
Campsite mit Bar und Pool. Ein Zeltdorf befindet sich rückseitig des Berges.
Wie alle anderen Tourist steigen auch wir zum Sun-Downer auf den Berg und fotografieren Sonnenuntergang Nr. 34273
Der Mond steigt hingegen auf der anderen Seite völlig ungeachtet dem Himmel empor.
Beim genießen des SunDowner-Blick oberhalb der Campsite denke ich über die unterschiedlichen Qualitätsmerkmale von Campsites nach. Von der "Premium"-Campsite mit Felsendusche und gigantischem Ausblick bis hin zur rustikalen Campsite ohne Dusche dafür mit Plumsklo (Spitzkoppe) durften wir eine kleine abwechslungsreiche Auswahl erleben.
Der Comfort könnte unterschiedlicher nicht sein. Trotzdem würde ich keine Campsite einer anderen bevorzugen. Unabhängig davon stehen die Menschen und Landschaften im Vordergrund. Überrascht über meine Gedanken stelle ich fest: das Afrikavirus hat mich infiziert und es war nicht mein letzter Besuch in diesem Land.
Die Kulisse zur blauen Stunde gleicht den Requisiten des Europapark in Rust. Live nur viel schöner...