Kapitel 9
Von Gewitterstürmen und magischen Abenden in der Kalahari
Freitag, 26. Januar 2018
Mata Mata Restcamp - Rooiputs Campsite
Aufstehen, Camp abbauen, losfahren. Heute ziehen wir um auf die Rooiputs Campsite auf der botswanischen Seite des Parks und im Nossob-Tal gelegen. Also nutzen wir die Fahrt von Mata Mata bis zum Twee Rivieren Restcamp und Grenzstation ganz im Süden natürlich gleich auch als ausgedehnten Gamedrive. Kurz nach sechs Uhr sind wir abfahrbereit und tuckern los.
Ein Schabrackenschakal zeigt sich im allerbesten Morgenlicht
Schon nach kurzer Zeit sehen wir wieder Löffelhunde an einem Bau. Es sind drei andere Tiere, aber wieder eine Mutter mit drei Jungen.
Nein, ich habe mich nicht verzählt. Aber auf dem Bild (Ausschnittsvergrösserung) sind zwei der Löffelhundekids zu sehen. Zucker!
Beim «Craig Lockhard» sind die Löwen mittlerweile verschwunden, aber offenbar haben sie etwas geschlagen in der Nacht. Denn wir sehen ein gutes Dutzend oder mehr Schakale an den Resten eines Kadavers rumnagen und sich um die besten Stücke streiten. Sind Löwen nicht an einem Riss anzutreffen, kann man eigentlich sicher sein, dass sie weg sind, denn ansonsten würden sie ihn natürlich verteidigen. Das Rudel dürfte demnach satt geworden sein, es handelte sich wohl um ein Gnu oder eine Oryx.
Wir witzeln, dass dieses Hufgetier eigentlich schon arg blöd sei, denn die Löwen sind ja den ganzen Tag und Abend an dem Wasserloch rumgelegen. Man könnte daher meinen, die Beutetiere hätten mehr als genug Zeit gehabt, sich aus dem Staub zu machen. Aber nein!
Den Rest der Fahrt sehen wir praktisch nichts mehr. Nur etwas Wild, darunter zum ersten Mal auch Kuhantilopen und natürlich wieder einige Greifvögel. Einmal wundere ich mich und frage meinen Bruder rhetorisch, ob hier neuerdings eigentlich auch alle Geier ausgestorben seien. Zehn Minuten später sehe ich dann aber doch einen einzelnen im Baum hocken, ein paar hundert Meter weiter noch einen zweiten.
In Twee Rivieren tanken wir voll (ganze 136l lassen wir in den 155l-Doppeltank füllen), kaufen Feuerholz im Shop und fahren dann noch rüber zum Grenzposten, um in Botswana einzureisen. Die Regeln in diesem Transfrontierpark erlauben es, dass man nicht in Südafrika einreisen muss, auch wenn wir uns zeitweise auf Boden dieses Landes aufhalten. Entscheidend ist einfach, in welches Land man reinfährt, wenn man den Park wieder verlässt. Die Formalitäten sind superschnell erledigt und so sind wir bereits um die Mittagszeit auf Rooiputs, das nur etwa 25km von Twee Rivieren entfernt liegt.
Anders als in den südafrikanischen Camps gibt es hier keinerlei Zäune und man ist also mitten in der freien Natur. Es ist aber fürchterlich heiss heute und etwas düppig, von Westen her ziehen wieder Gewitterwolken auf. Daher spannen wir erstmal lediglich die Hängematten unter das auf der Campsite vorhandene Schattendach und machen für ein paar Stunden einen auf Löwe.
Auf dem Abendgamedrive fahren wir zunächst bis zum Wasserloch «Kij Kij». Dort haben wir schon oft Löwen gesehen, bis auf ein paar Springböcke ist heute aber sonst keiner da. Dafür kommt eine riesige schwarze Wand auf uns zugerollt und dann geht ein kurzes, aber umso heftigeres Gewitter über uns nieder. Innert weniger Minuten kühlt es von weit über 30 bis auf 18° C runter. Von der einen Seite scheint noch die Sonne rein, so dass wir auch noch einen schönen Regenbogen bewundern können.
Die schwarze Wand rollt auf uns zu. Das sieht ziemlich gefährlich aus, dafür ist die Stimmung umso eindrücklicher!
Dann schüttet es für ein paar Minuten wie aus Kübeln, die Springböcke scheinen das Weite suchen zu wollen.
Nach dem Sturm ist es gespenstig ruhig und die Ebenen haben sich sofort mit Wasser gefüllt.
Wir fahren noch ein Stück weiter nach Norden bis nach «Melkvlei», aber es ist tiersichtungstechnisch nicht wirklich ergiebig.
Zurück auf der Campsite erleben wir einen Wahnsinnsonnenuntergang mit dramatischen Gewitterwolken, Regenschleiern und Blitzen, die aus den Wolken zucken. Eine Stimmung, wie es sie nur in Afrika gibt.
Sobald die Dämmerung hereinbricht, fangen hunderte Bellgekos ihr eindrückliches Konzert an. Mit dem Abendhimmel, fernem Donnergrollen und immer noch knapp 30° C im Schatten ist das eine friedliche Stimmung, die wir einsaugen und wie wir sie nicht besser haben könnten.
Während dem Essen (Lamm-Steaks, Bratkartoffeln mit Zwiebeln und einem gegrillten Butternut-Kürbis) bekommen wir noch Besuch von einem unerschrockenen Kapfuchs. Der will an unsere Essenskisten, die noch grad neben uns im Sand stehen, und kommt bis auf knapp zwei Meter ran. Er schleicht sich immer wieder weg, nur um dann unvermittelt aus der Dunkelheit wieder aufzutauchen. Irgendwann hat er es aber doch satt, ständig von uns weggescheucht zu werden und zieht von dannen.
Perfekt zum Einschlafen ist noch ein paar Mal der ferne Ruf einer
Spotted Eagle Owl zu hören.
Tageskilometer: 191km (Gamedrive #4: 140km, Gamedrive #5: 51km)
Tageshöchsttemperatur: 36° C