THEMA: Nam, die Elfte
15 Mai 2018 20:05 #521452
  • fotomatte
  • fotomattes Avatar
  • Beiträge: 2404
  • Dank erhalten: 9280
  • fotomatte am 15 Mai 2018 20:05
  • fotomattes Avatar
Samstag, 27. Januar; Durch den "kleinen" Richtersveld-Park.

Etwas gerädert nach der unterbrochenen Nacht stehe ich erst so gegen 6.30 Uhr auf, packe zusammen und verabschiede mich vom Radler. Kurz nach sieben Uhr fahre ich durch die endlosen Reben zurück auf die C 13.


Reben bis direkt an die Berge, im Hintergrund das Township der Arbeiter.


Die Siedlung sieht relativ geordnet aus, hinterm Oranje erheben sich die Berge des südafrikanischen Richtersveld-Nationalparks.


Langsam tuckere ich die Pad Richtung Westen, dabei sinniere ich darüber nach, dass ja eigentlich das Gestein beiderseits des Flusses das Selbe ist, das Klima auch, also sollten ja auch auf namibischer Seite die selben Pflanzenarten vorkommen. Da könnten doch eigentlich auch hier ein paar Sukkulenten zu finden sein, die schon lange auf meiner Wunschliste stehen. Eigentlich sind sie der Grund, warum ich unbedingt mal in den Richtersveld-Park will. Aber ich habe halt keinen dort benötigten Allrad. So scanne ich die Berghänge nach einer verräterischen Silhouette.


So weit muss ich gar nicht fahren, da sehe ich das gesuchte Objekt oben in einem steilen Berghang stehen.
Ich fahre den Condor ganz nach rechts an die Seite, da ist aber der Sand ganz besonders weich. Der Condor sinkt hinten weg, ich stecke fest. Egal! Zuerst will ich mich um die Botanik kümmern, so lange das Licht noch schön ist, das Auto rennt mir nicht davon. :sick:



Endlich gefunden- eine Pachypodium namaquanum, oder Halfmens, oder Halbmensch. Na gut, mag Mancher denken, na und? Ein bedornter Stamm, oben ein Büschel Blätter, das war´s. Die Pflanze ist ein Endemit, den es nur hier im Richtersveld, und eben auch auf der namibischen Seite gibt, was ich aber nicht gewusst, sondern nur vermutet habe. Umso froher bin ich über meinen Fund. Bei den Nama hat diese Pflanze eine mystische Bedeutung.


Der Halbmensch muss sich nun eine Foto-Session von allen Seiten gefallen lassen, ich bin happy.




Nachdem ich diese exotische Pflanze entsprechend gewürdigt habe, klettere ich wieder den Berghang hinab, nicht ohne wieder ein paar Köcherbäume "mitzunehmen".


Dann muss ich mich doch um mein Vehikel kümmern. Erstmal lasse ich ordentlich Luft aus den Reifen, dann bocke ich die Karre beidseits auf und packe Steine unter die Räder. Ferner präpariere ich eine Fahrspur mit dem Spaten.
Ein gutes Stück komme ich weiter, dann gräbt sich der Condor wieder ein.
Ich höre Motorengeräusch, ein Auto kommt den Berg herunter gefahren. Auf mein Winken reagiert der Fahrer mit Hupen und fährt weiter.
Also bocke ich erneut auf, packe wieder Steine unter die Räder.
Nun nähert sich aus der anderen Richtung ein Auto. Ein völlig überladener Bakkie hält an, der Fahrer und Familienoberhaupt in Personalunion besieht sich die Lage, öffnet hinten den Bakkie, und vier, fünf Söhne quirlen aus dem Auto. Mit ordentlicher Schubunterstützung bin ich gleich wieder zurück in der Spur auf festem Sand. Sie fragen mich im Gegenzug nach Soft Drinks, da ich so Zeugs aber nicht dabei habe, schenke ich ihnen einen Fünf-Liter-Kanister Wasser. Nachdem alle Jungs wieder im Canopy verschwunden sind, fährt der Bakkie langsam den Berg hoch.
Ich verstaue meine Ausrüstung und fahre dann ebenfalls weiter. Nun sehe ich weitere Halbmenschen in den steilen Bergflanken stehen. Sogar ein paar Exemplare mit Verzweigungen, die nun einer menschlichen Silhouette deutlich ähnlicher sehen, sind dabei. Aber mein Mut, nochmals an die Seite zu fahren, ist aufgebraucht, ausserdem ist das Licht nicht mehr so schön.


Oben auf dem Pass mache ich einen Foto-Stopp, die Landschaft begeistert mich.


Ein segelnder Greif, ganz niedrig. Sofort gestoppt und abgedrückt. Endlich ein Zwergadler auf eine gute Entfernung. Es gefällt mir immer besser hier.


Nachdem ich den Berg wieder herunter gefahren bin, folgt die Strasse nun wieder dem Oranje River. Und hier muss es etwas geregnet haben, denn es gibt Blumen zu bewundern. Hier sind es zwar nur Devil´s thorns, oder Morgensterne, also was ganz Gewöhnliches.


Dafür entdecke ich am Hang eine weitere botanische Rarität: Aloe ramosissima. Gehört zu den Köcherbäumen, wächst aber vieltriebig und strauchartig.


Und weitere Blumen gibt es direkt neben der Pad, deren Namen ich aber nicht weiss.


Ein Korbblütler, aber weiter?




Kurz vor Sendelingsdrif gibt es den letzten Stopp, und dann führt die Strasse weg vom Fluss nach Rosh Pinah.
Dort tanke ich voll, und fahre dann über die ganz frisch geteerte und erst seit drei Monaten öffentlich befahrbare Strasse Richtung Oranjemund. An einem Gate wird der Pass kontrolliert und das Fahrzeug in eine der unvermeidlichen Listen eingetragen, dann kann man in das ehemalige Sperrgebiet einfahren.


Kurze Pause überm Oranje.

Oranjemund empfängt mich mit tiefhängenden Wolken, dazu ist es kalt und windig. Die Stadt fahre ich einmal rauf und runter, es ist Samstagnachmittag, der Ort ist quasi verlassen.
An die Bucht kommt man natürlich nicht, hier ist nach wie vor Sperrgebiet von Namdeb.
Etwas desillusioniert verlasse ich dieses trostlose Kaff, wo ich eigentlich zwei Nächte zubringen wollte, und fahre dann doch, einer Eingebung folgend, beim Golfplatz rechts ab. Fährt man hier ganz nach hinten durch, kommt man an den Strand. Wenn man mehr Sicht hätte, könnte man die Mündung des Oranje in den Atlantik sehen.


Die Einheimischen verbringen den Samstag hier am Strand und vergnügen sich am Wasser, beim Angeln oder beim Braai.




Überaus häufig, die Kelp Gull.


Der Oranje kurz vor der Mündung.


Leider ist es sehr dunkel, ein bisschen mehr Licht hätte den Fotos nicht geschadet. Sieht für mich einem Strandflieder nicht unähnlich aus.




Wiederum eine Sukkulente. Die verschiedenen, wenn auch recht kleinen Blüten in verschiedenen Farben schaffen es dann doch, mich wieder versöhnlicher zu stimmen.




Wenn mir Jemand Tipps zu den Pflanzen geben kann, wäre ich sehr dankbar.


Zum Abschluss gibt es noch ein Paar Cape Teals, oder Kapenten.


Das Ende des Grauens, über der Wüste scheint die Sonne.

Dann fahre ich zurück, die ganze Strecke am Oranje entlang nach Rosh Pinah. Dort tanke ich erneut und kaufe auch Wasser nach, dann fahre ich ohne Stopp weiter bis nach Aus.
Das ist jetzt ein verdammt langer Fahrtag geworden, und schon unterwegs habe ich beschlossen, dass ich zwei Nächte auf der Campsite von Klein-Aus bleiben werde, und morgen bleibt die Karre stehen, da wird gelaufen. :P B)
Ich setze mich auf die Veranda vom Desert Horse Inn und geniesse zum Sonnenuntergang einen kalten Milkshake, dann fahre ich auf die Campsite und richte mich für die Nacht ein.

Viele Grüße,
Matthias
Letzte Änderung: 15 Mai 2018 20:56 von fotomatte.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: kalachee, Tanja, Eulenmuckel, tigris, Fluchtmann, lilytrotter, Topobär, Champagner, freshy, speed66 und weitere 14
15 Mai 2018 22:32 #521464
  • lilytrotter
  • lilytrotters Avatar
  • Beiträge: 4071
  • Dank erhalten: 4536
  • lilytrotter am 15 Mai 2018 22:32
  • lilytrotters Avatar
Vielen Dank für deinen Bericht!
...am Canyon verpasst man morgens nix?
Dooch!

zu den Pflanzen: Schau mal bei unserem alten treuen Fomi Bhekisisa, die kriecht auch mit Begeisterung mit der Nase über der Steinwüste... :cheer:
bariez.blogspot.de/s...tart=7&by-date=false
vielleicht ist ja was dabei, - nebenbei bringen ihre Reiseberichte Spaß.
Ich selbst hab grad keine Bücher.
Grüße
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Letzte Änderung: 15 Mai 2018 22:36 von lilytrotter.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: fotomatte
16 Mai 2018 08:45 #521495
  • fotomatte
  • fotomattes Avatar
  • Beiträge: 2404
  • Dank erhalten: 9280
  • fotomatte am 15 Mai 2018 20:05
  • fotomattes Avatar
Hallo Lilytrotter,

was hab ich denn verpasst so früh am Canyonrand?

Danke für den Tipp, da werde ich mal suchen.

Viele Grüße, bis demnächst...
Matthias
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
16 Mai 2018 08:58 #521497
  • lilytrotter
  • lilytrotters Avatar
  • Beiträge: 4071
  • Dank erhalten: 4536
  • lilytrotter am 15 Mai 2018 22:32
  • lilytrotters Avatar
die frühe Morgenstimmung, - das fanden wir ganz besonders. :)
Gruß lilytrotter


Always look on the bright side of life... :-)
Walvisbay boomt
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
16 Mai 2018 10:23 #521510
  • Sue.ch
  • Sue.chs Avatar
  • Beiträge: 340
  • Dank erhalten: 2126
  • Sue.ch am 16 Mai 2018 10:23
  • Sue.chs Avatar
Hallo Matthias

Vielen Dank für deinen Bericht und die schönen Fotos! Ich freue mich immer, wenns weitergeht!
Und nun hast du diesmal sogar etwas „Richtersveld-Luft“ geschnuppert! Super! Wir waren vor einem Jahr dort und waren sehr begeistert! Aber ich denke auch, dass 4X4 wirklich nötig ist.

Lieber Gruss und gute Zeit
Sue
2023 Reisebericht Johannesburg bis Kapstadt: www.namibia-forum.ch...tadt-okt-nov-23.html
2022 Reisebericht Westküste bis Etosha: www.namibia-forum.ch...ha-retour-bitte.html
2017 Reisebericht Richtersveld: www.namibia-forum.ch...ld-richtersveld.html
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: fotomatte
16 Mai 2018 13:01 #521532
  • CuF
  • CuFs Avatar
  • Beiträge: 4060
  • Dank erhalten: 7421
  • CuF am 16 Mai 2018 13:01
  • CuFs Avatar
Heiligs Blechle, Matthias, was Du alles weißt! Du bist nicht nur über Vögel umfassend informiert, sondern auch über Halbmenschen! Allerdings fällt Friederike da auch der Begriff "Halbdackel" ein.....
Reisen weiter interessiert mit Dir mit!
CuFs

nach Soft Drinks, da ich so Zeugs aber nicht dabei habe
....und das hast Du fein formuliert! ;) ;) ;)
Letzte Änderung: 16 Mai 2018 13:02 von CuF.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: fotomatte, Logi