Tag 17 – Sonntag, 24. Juli 2016 – Alles ruhig und kühl
Rooiputs, KTP – Nossob, KTP
Und wieder wurde es ein wenig kälter. Die größte Überwindung kostete es, aus dem warmen Schlafsack zu steigen, den nackten Fuß auf die eiskalte Metallleiter zu stellen und dann in klamme Anziehsachen zu steigen. Minus vier Grad beim Aufstehen, und die Handgriffe saßen, denn unser Ziel war es, möglichst schnell im Auto zu verschwinden und die Heizung auf volle Pulle zu drehen. Wir hatten nachts zwar eine Hyäne gehört, aber keine Spuren rund um unseren Stellplatz gefunden.
Um es vorwegzunehmen: Dieser Tag brachte uns keinerlei besondere Tiersichtungen. Wir fuhren unbehelligt nach Kij Kij, aber von den Löwen war keine Spur mehr zu sehen. Vereinzelt sahen wir ein paar Springböcke oder ein Gnu, sonst war es den Tieren wohl auch zu kalt.
Heute Morgen gehörte der Park den Greifen. Sie saßen in den Baumkronen und sammelten die ersten wärmenden Sonnenstrahlen.
Weißrückengeier
Ohrengeier
Raubadler
Lannerfalke
Weiter ging es nach Melkvlei, wo immer noch ein eisiger Wind wehte. Außerhalb des Autos würden Hände und Ohren schnell abfrieren. Diese Aussicht war wenig verlockend, und so gingen wir nur kurz auf die Toilette und verschoben Frühstück oder Picknick wieder einmal auf später. Im Auto gab es lediglich einen Schokomuffin.
Das Picknick machten wir deutlich später am Rastplatz Dikbaardskolk. An diesem Knotenpunkt, bei dem die Straße vom Auobtal einbiegt, war einiges los. Wir staunten über die Berge an Essen, die aus den Trailern der Südafrikaner hervorgezaubert wurden. Da wollten wir nicht hintenan stehen und machten Wurstsalat, den wir mit dem restlichen dunklen Brot aus Swakopmund aßen. In der Sonne war es mittlerweile ganz gut auszuhalten, trotzdem war es alles andere als warm. Im Baum neben uns hüpften verschiedene Vögel umher. Neben dem Rotbauchwürger und ein paar Staren freuten wir uns besonders über den Rotstirn-Bartvogel, der an den Resten eines Koteletts herumpickte.
Anschließend kochte Uwe noch Kaffee.
Auf der Weiterfahrt Richtung Nossob entdeckten wir auch weiterhin nichts Besonderes. Ab und an saß ein Greifvogel auf einem Baum, immer wieder liefen Oryx, Gnus und Springböcke über die Ebene. Auch einige Riesentrappen und ein paar Sekretäre waren dabei. Den ganzen Tag zeigte das Auto-Thermometer nicht mehr als 16 Grad an. Die Luft war jederzeit frisch. In Nossob angekommen checkten wir an der Rezeption ein und suchten uns anschließend eine freie Campsite.
Zunächst musste das schmutzige Geschirr vom Vorabend und heute Mittag gespült werden. Das war eine ganze Menge. Danach gingen wir duschen. Campingduschen im südlichen Afrika sind ja eine ganz eigene Welt. Mal hat man Glück, mal weniger. In Nossob zu Zeiten der Camprenovierung eher weniger. Sofern man vorhat, sich tatsächlich auf die hygienischen Bedingungen einzulassen, die meist nicht besonders akzeptabel sind, wählt man eine der Kabinen aus. Wenn man clever ist, eine, bei der noch der Heißwasserhahn vorhanden ist. Andernfalls merkt man das erst, wenn man bereits nackt in der Kabine steht. Der Dübel für den windschiefen Haltegriff hängt nur noch provisorisch in der Wand und entschließt sich im gleichen Moment, in dem man die Kabinentür bewegt, sich zu verabschieden. Haken gibt es grundsätzlich keine oder nur so wenige, dass man all sein Hab und Gut optimal aneinanderketten muss, damit es nicht auf dem Boden in einem Brei aus Staub, getrocknetem Schaum und Haaren landet. Das Sitzbänkchen, welches ursprünglich aus drei waagerechten Latten bestand, hat nun immerhin noch eine und bietet so weder für das Handtuch noch für die Tasche mit Shampoo und Duschgel ausreichend Platz. Irgendwie schafft man es dann, mit so wenig Kontakten wie möglich zu den ganzen losen Griffen und fiesen Oberflächen sich auszuziehen und in die Duschkabine zu stellen. Mit etwas Glück gibt es heißes Wasser – auch mehr als ein paar Tropfen – und mit erheblichem Aufwand, wenn überhaupt möglich, lässt sich die Wassertemperatur so einstellen, dass man sich weder verbrüht, noch erfriert. Meist passiert aber genau eins von beiden, gerne auch beides abwechselnd im 5 Sekunden Rhythmus.
Nach einer so erholsamen Dusche holten wir wieder unser Permit ab, tankten und kauften Feuerholz. Dann fuhren wir eine Nachmittagsrunde in den Norden. Wir kamen zwei Wasserlöcher weit: Cubitje Quap und Kwang. Bei beiden war außer Tauben und einem Schakal nichts zu sehen, wobei bei Kwang noch nicht einmal Wasser war.
junger Weißbürzel-Singhabicht
Dafür war das Nachmittagslicht wunderschön, und wir hatten sogar ein paar Wolken am Himmel. So kamen wir wenigstens hinsichtlich der Lichtstimmung auf unsere Kosten.
Zurück in Nossob kauften wir noch ein paar Brötchen.
Zum Abendessen machten wir uns nicht viel Arbeit. Wir grillten Boerewors und Brote mit Knoblauchbutter. Die Wurst schmeckte super. Anschließend spülten wir und gingen für eine halbe Stunde in den neu renovierten Hide. Die Renovierung half auch nicht. Am beleuchteten Wasserloch ließ sich kein einziges Tier blicken. Dafür erfuhren wir von einem deutschen Paar, das heute angekommen war, deren Horrorstory vom Hinflug, bei dem sie zwei Tage am Frankfurter Flughafen verbracht hatten und dann in einer Mördertour an einem Tag von Johannisburg über Upington nach Nossob gekommen waren.
Bei sechs Grad muckelten wir uns ins Zelt und hofften, dass es bald mal wieder wärmer wird.
Kilometer: 200