19.8.2015 Von Wüstenquell nach Omandumba - wir lernen Hans der "Wüstenfuchs" und Helmut "Der Ewige Gärtner" kennen.
Als der Tag anbricht, bin ich wieder wach und mache ein Foto von den schönen Makrele Wolken bevor ich wieder ins Bett gehe und noch eine Weile lese.
Albertino wollte dann den Donkey anheitzen, aber das Feuerholz welches gestern noch fein säuberlich gestapelt da lag, ist auf mystischer Weise verschwunden.
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Wir machen dann nur Katzenwäsche, laden unseren Boliden und lassen den Blick nochmals genießerisch über alles schweifen bevor wir aufbrechen und in die Lodge frühstücken fahren.
Wir unterhalten uns noch eine Weile mit Oliver Rust bevor wir die Rechnung bezahlen und uns auf den Weg machen.
Wer Ruhe, Einsamkeit und Naturnähe sucht ist hier Gold richtig. Unser Mountain Chalet hat uns sehr gut gefallen und es war die Rüttelpiste wert hierher zu kommen.
Wir starten dann unsere Fahrt, zuerst Richtung Usakos. Bis wir nach 19 km das Farmgelände hinter uns gelassen haben, waren wir schön durchgeschüttelt und ich hatte meinen Morgensport in dem ich die vielen Farmtore geöffnet und wieder verschlossen habe.
Wir fahren an Jackalwater und Sphinxblick vorbei. Danach wurde die Piste auch nicht viel besser - bis heute haben wir die Namibischen Waschbrettpisten nicht so richtig lieben gelernt. 20 km nach Usakos wurde die Pad ein bisschen besser und wir erreichen Omandumba mit deutlich mehr Zeitverbrauch als von T4A veranschlagt.
In der Mitte des landschaftlich reizvollen Erongogebirges liegt die Omandumba Gästefarm, eine einfache Farm mit familiärem Gästebetrieb, die von den Eigentümern Deike und Harald Rust mit viel Begeisterung geführt wird. Omandumba, „Der Platz, wo der Bitterbusch wächst“ war anfangs eine reine Rinder- und Ziegenfarm im Besitz der Familie Rust. Erst später wurde die Idee entwickelt, die Farmerei mit einem Gästebetrieb zu kombinieren. Angesichts der traumhaften Landschaft, die jeden Namibia-Reisenden sofort in den Bann zieht und der spannenden Flora und Fauna des Erongos eine naheliegende Entscheidung.
Ich bin auf diese Gästefarm sehr gespannt und nach dem ersten Eindruck bin ich mir nicht so sicher ob es mir gefällt oder nicht.
Ohne Jemand zu nahe zu treten, in und um das Haupthaus war es, um es vorsichtig auszudrücken, ein wenig "unaufgeräumt". Aber ich bin auch dafür bekannt deutscher als die Deutschen und päpstlicher als der Papst zu sein.
Die Bungalows sind neu, zweckmäßig eingerichtet und das Bad ist schön groß.
Der Kleiderschrank
Es sind aber Doppelbungalows und wenn man auf der Terrasse sitzt, ist keinerlei Abtrennung zum Nachbar. Da fehlt für mich ein bisschen die Privatsphäre.
Und die Bungalows sind gleich beim Haupthaus hingestellt, das ist wie beim Ritter Sport: quadratisch, praktisch, gut.
Dieses Gelände ist aber so groß und hat so viele schöne Ecken, daher wäre es kein Kunststück ein „netteres“ Plätzchen zu finden.
Zum Sundownern fahren wir mit auf dem Hausberg. Ein paar Minuten Fahrt und wir stehen zwischen wunderschöne Felsformationen.
Wir erklimmen einen und von hier oben haben wir einen schönen Blick auf die Landschaft des Erongo.
Neben der faszinierenden Entstehungsgeschichte, ist vor allem die reizvolle Landschaft Erongos ein Höhepunkt. Das Erongogebirge ist der Überrest eines riesigen uralten Vulkans, der vor etwa 130 Millionen Jahren ausgebrochen ist. Noch heute kann man auf Satellitenaufnahmen die Form des Vulkans mit einem Durchmesser von etwa 30 km erahnen. Riesige Granitblöcke, ehemals unterirdisch erkaltete Lava, liegen wie von einem Riesen hingeschleudert in der Landschaft.
Der Guggumann mitten im Erongo
Die surrealen Landschaftsformen und riesenhaften Granitblöcke schimmern im Licht der untergehenden Sonne rötlich
Auch der Sonnenuntergang lässt sich von hier oben wunderbar beobachten. Leider gab es an diesem Abend nicht eine einzige Wolke am Himmel und so fehlte das Farbenspiel am Himmel, nachdem der glutrote Ball hinter einer Bergkette verschwunden war.
Zurück auf Omandumba sitzen wir an der Feuerstelle und reden mit den andern Gästen bis das Essen fertig ist. Dabei lernen wir auch Lizzy und Hans und Helmut „Der Ewige Gärtner“ oder vielleicht doch lieber „Der ewige Stenz“ und er könnte auch die Vorlage für „Der 100jährigen der aus dem Fenster stieg“ geliefert haben.
Wobei er nicht 100 sondern erst 78 ist.
Helmut hilft hier ab und zu bei verschiedenen Tätigkeiten wenn sein Rentnerdasein zu langweilig wird. Auf jeden Fall ist Mal die Welt wieder sehr klein. Helmut kommt aus Bad Säckingen. Hat den 2. Weltkrieg als kleiner Bub erlebt und als 7-jähriger mit seiner Mutter in drei Konzentrationslager, unter anderem in La Rochelle, in Frankreich gesessen. Das waren zum Teil sehr grausame und traurige Geschichten die ich hier nicht wiedergeben möchte. Obwohl ich von Helmut die Erlaubnis habe über ihn zu schreiben.
Auf jeden Fall zeigt es sich, dass die Welt wieder sehr klein ist....
Er hat eine Gärtnerlehre in Stuttgart Hohenheim gemacht und hat 2 Jahre hier bei uns um die Ecke in der damaligen Gärtnerei Brandt gearbeitet. Das war bevor er in die weite Welt auszog. Über Ägypten, wo er für irgend ein Potentat gegärtnert har, ist er nach Australien gelangt, wo er 5 Jahre für Das Parlament die Gärten und große Sportplätze angelegt hat. Dort hat er über 46 Gärtner befehligt.
Später ist er nach Südafrika gekommen. Hier hat er 18 Loch Golfplätze und Sportanlagen angelegt, bevor er weiter nach Namibia gezogen ist.
In Namibia hat er so ziemlich alles gemacht, da Namibia zu der Zeit weder für seine Golfplätze noch für seine blühenden Gärten berühmt war. Er ist unter anderem beim Kartographisieren an der Skeleton Coast mit seinem Kompagnon verloren gegangen, das war vor Satphone und GPS-Zeiten, und sie sind auf den letzten Drücker gerettet worden. Da war der Sprit schon lange alle und das Kühlwasser aus dem Auto getrunken. Nach langem Spitalaufenthalt wo er sich vom „verschüttgehen“ erholt hat, ist er nach Malawi „gebeten“ worden, um für den damaligen Herrscher 7 Monate lang den Garten um sein „private house“ anzulegen.
Die Reise dorthin verlief nicht ohne Rebellen und Kugelhagel zu durchstehen.
Dies nur ein kleiner Aufriss aus ein sehr ereignisreiches Leben.
Hans und Lizzy sind Wüstenfuchse und haben so ziemlich jede ungewöhnliche Ecke dieser Welt bereist. In Libyen sind sie in Konvoi mit 2 anderen Autos gefahren. Hans ist dann mit dem Hinterrad über eine Panzermine gefahren und das Hinterteil vom Auto wurde weggesprengt. Er wurde hinausgeschleudert und konnte seine Frau gerade noch hinausziehen bevor das Wrack in Flammen aufging. Das ausgebrannte Wrack ist noch auf Google Earth sichtbar und seit dem feiern sie im Januar noch mal gemeinsam Geburtstag. Uns klingeln die Ohren von den Geschichten und wir sind auch ein bisschen dankbar über unser im Vergleich etwas langweiliges Leben.
Währenddessen grillt Harald gefühlt ein ganzes Oryx.
Das hausgemachte und wirklich leckere Essen, meist Wild von der Farm und Biogemüse aus dem Farmgarten, wird in gemeinsamer Runde auf der schönen Terrasse serviert.
Die Fotos habe ich aufgenommen bevor wir zum sundownern sind
Zu dem gegrilltem Qryx gab es sehr leckere Salate und frisch gebackenes Brot. Dazu ein Glas Rotwein, welches Helmut randvoll einschenkt.
Anschließend sitzen wir noch an der Feuerstelle und gucken ein bisschen in den Flammen. Harald und Deike werden morgen Früh mit ihren Kindern für 4 Tage wegfahren da Schulferien sind. Salomé und „Helmut der Gärtner“ werden hier sein und Lizzy, Hans und uns 2 betreuen – außer uns 4 reisen alle anderen ab.
Mit Taschenlampe sockeln wir dann zurück ins Bungi wo wir bald im Reich der Träume sind.
* Zuhause schickt mir Nette diese Fotos. Als sie an unser Mountainchalet vorbeigefahren sind haben sie gemeint die Hütte brennt. Sie sind nachschauen gegangen, es war aber nur der Donkey! Als wir nach dem Dinner kamen haben wir von alldem nichts mehr bemerkt. So ist jetzt der Verbleib unser Feuerholzes auch geklärt