Von Torres del Paine nach El Calafate
Am Morgen verabschieden wir uns ein bisschen wehmütig vom Torres del Paine, der uns so viele großartige Momente beschert hat.
Wir lassen es langsam angehen. Nur knapp 300 Kilometer sind es vom Lago Grey nach El Calafate, und wir haben den ganzen Tag Zeit. Die Wolken, die noch am Vortag in den Bergen festhingen, haben sich fast aufgelöst und das Panorama präsentiert sich zum Abschied von seiner besten Seite. Auch der Gipfel des Cerro Paine Grande, auf den wir bis dato nur einmal richtig freie Sicht hatten, blitzt noch einmal hervor.
Die Torres, die dem Park seinen Namen geben, haben wir bislang nur aus großer Entfernung gesehen. Nun zeigen sich die Granitnadeln, die sich bei unserer Ankunft im Dunst versteckt hatten, in ihrer ganzen Pracht.
Auch jenseits der Parkgrenze legen wir immer wieder Stopps ein. Wüssten wir nicht, dass wir den Nationalpark verlassen haben, würden wir es wohl auch ziemlich lange nicht merken. Denn es bleibt einsam und reich an Natur.
Guanaco beim Frühsport ...äh, Staubbad.
"Irgendwann muss es doch mit dem Sixpack was werden."
So sieht sie wohl aus, die reine Glückseligkeit.
An einem See parken wir und gehen ein Stück spazieren. Wetter und Umgebung sind zu schön, um im Auto zu sitzen. Wolken wie an diesem Tag habe ich noch nie gesehen, sie sehen aus wie aufeinandergestapelte Pfannkuchen.
Das Land um uns herum wird weit und flach, und es gibt immer was zu sehen. Wir kommen nur im Schneckentempo voran, aber das ist eigentlich auch egal.
In Grenznähe verwandelt sich die Straße wieder vorübergehend in eine holprige Schotterpiste. Die Beamten sind freundlich, die Stimmung ist entspannt und die Wartezeit kurz. Ich hatte mir die Grenzübergänge irgendwie komplizierter vorgestellt - wie so vieles andere auch. Aber sie sind überhaupt kein Problem.
Kurz hinter der argentinischen Grenze gehen mir die Augen über, wir fahren kilometerlang durch ein einziges Blumenmeer. Irgendwann fahre ich rechts ran, denn ich kann nicht anders: Ich muss da einmal durchlaufen und fühle mich wie ein Kind.
Wieder gleiten wir auf dieser Fahrt von einer Traumkulisse in die andere, immer begleitet von Kondoren, die hoch über uns kreisen. Die Gebirgszüge der Anden bei El Calafate können wir über die flachen Ebenen schon von Weitem sehen, die Vorfreude auf die nächsten Tage steigt.
El Calafate ist nicht besonders groß, aber eine stetig wachsende Kleinstadt und als Ausgangspunkt für Besuche im Los Glaciares Nationalpark fest in touristischer Hand. Die Hauptstraße ist gesäumt von Restaurants, Hotels und Tour-Anbietern, doch die Atmosphäre ist gelassen und gefällt uns.
Unser motelähnliches Hotel, das völlig in Ordnung ist, aber keinen besonderen Charme versprüht, liegt ruhig in einer Nebenstraße, aber fußläufig zum Stadtzentrum. Wir finden es ziemlich toll, abends zur Abwechslung nicht auf ein einziges Restaurant angewiesen zu sein, sondern eine Auswahl zu haben. Besonders gut gefällt es uns in der bunten, lässigen Pura Vida Resto Bar, einer Empfehlung unseres Hotels. Herausragend ist aber einmal mehr die Lage des Städtchens am Südufer des türkisblauen Lago Argentino, dem größten See Argentiniens, mit Blick auf die Anden. Hier werden wir es bestimmt gut aushalten!