Matthias hat es auf den Punkt gebracht:
Es war eine Reise, die
nicht nur schön und harmonisch war. Betonung liegt auf
nicht nur.
Positiv
Wir waren zum ersten Mal in einem schwarzafrikanischen Staat! In Sambia ist das Leben ursprünglicher als bei den südlichen Nachbarn. Die Menschen sind auf natürliche Art freundlich und hilfsbereit, ohne devot zu wirken. Nie wurden wir angebettelt, obwohl Sambia zu den ärmsten Ländern der Welt zählt. Die Straßen sind der öffentliche Raum. Weite Strecken fuhren wir mitten durch das Alltagsleben der Menschen. Nie haben wir uns unterwegs unsicher oder gar gefährdet gefühlt, nicht auf Märkten, nicht sonst wo im Gedränge, doch ans Angestarrt werden mussten wir uns erst gewöhnen. Die Schönheit und das Interessante in Sambia tritt noch nicht demonstrativ in den Vordergrund. Z.B. liegt das Vermarkten seiner „Juwelen“ für den Tourismus mit Ausnahme der Nationalparks in den Anfängen. Vor allem der Westen ist touristisch ziemliches Neuland. Wir hätten uns dort länger aufhalten sollen. Das Personal in den Unterkünften und Gaststätten ist höflich, freundlich und auskunftsbereit. Bemerkenswert: Selten ist es unsauber, selten liegt Abfall herum. Viele defekte WCs, vermutlich weil das Geld für Instandhaltung fehlt, doch es wird Wert auf Sauberkeit gelegt. Sogar an den Tankstellen!
Negativ:
Trotz des immensen Vorkommens an Kupfer und seltenen Erden sind die Menschen sehr arm. In Petauke trafen wir ein internationales wissenschaftliches Team, das untersuchte, inwieweit die Bevölkerung Zugang zu gesunder und ausreichender Ernährung hat. In den Landesteilen, die wir besucht haben, war es ausgesprochen trocken. Nichts blühte oder grünte. Die meisten Flüsse ausgetrocknet, ebenso Wasserlöcher und Feuchtgebiete. Das Klima hat uns während unserer Reise stark zugesetzt. Morgens war es während einer kurzen Spanne angenehm, dann Hitze zum Teil bis in den späten Abend hinein. Leider wird der sambische Wald großflächig abgebrannt und zu Holzkohle verarbeitet, was streckenweit eine trostlose Landschaft hinterlässt. Die dadurch gewonnenen Flächen werden für Ackerbau genutzt. Es besteht der begründete Verdacht, dass chinesische Firmen die Nutznießer sind.
Die gesamte Einrichtung mancher Campingplätze und auch Lodges war sehr „abgewohnt“, was bedeutet, dass nach einer einmaligen Investition nie mehr in Renovierung investiert wurde.
Aus meiner Sicht sind die NPs überteuert. Hinzu kommt, dass wir aufgrund der Trockenheit und Hitze weder im Kafue noch im South Luangwa auf unsere Kosten kamen. Schon am Morgen verzog sich das Wild ins Gebüsch oder war teilweise ganz abgewandert. Eine Ausnahme war Kasabushi im Kafue NP. Die Highlights im Land liegen relativ weit auseinander. Obwohl wir das wussten, haben uns einige Strecken wegen sehr schlechter Straßenverhältnisse Nerven gekostet. Der Touristenort Livingstone ist die personifizierte Abzocke, nicht nur sind die Preise für die touristischen Angebote unverschämt, außerdem werden den Touristen nur auf gezielte Nachfrage günstigere Alternativen genannt (Beispiel Taxifahrt anstatt Sightseeingfahrt). Die Zahlung mit Kwacha oder US$ führt zur permanenten Umrechnerei.
Was uns besonders geärgert hat:
• Der Ansturm der Geldwechsler an den Grenzübergängen, da Kwacha nicht international gehandelt werden.
• Der abwesende Service jeglicher Art im Ikithe Resort
• Die allgegenwärtige Korruption, selbst erlebt am Beispiel einer Polizistin in Lusaka
• Die versperrte Zufahrt zur KaingU Lodge durch brennenden Wald
• Der raffiniert eingefädelte Betrug im Mosi oa Tunya NP
• Das gut eingespielte Team der Grenzmafia in Kazungula.
Dies sind unsere Eindrücke und Erlebnisse.
Andere Reisende werden mit anderen Eindrücken zurückkommen. Mag sein, dass gewiefte Touristen mit den grenzwertigen Situationen cleverer umgegangen wären als wir. Was ich aber nicht auf mir sitzen lasse, ist der mehrfach vorgebrachte Vorwurf hier im Forum, mit unserem Verhalten hätten wir der Korruption Vorschub geleistet. Als Touristen bzw. Gäste eines Landes haben wir nicht die Aufgabe, korrupten Vertretern dieses Landes Moral zu predigen, sie gar umzuerziehen. Es ist die Pflicht eines Staates selbst, dafür zu sorgen, dass Korruption keine Chance hat, und Einwohner wie Gäste davor zu beschützen.
Wir werden nicht mehr nach Sambia reisen, doch die teilweise widrigen Vorkommnisse sind nicht schuld daran. Schon heute packt mich Wehmut, wenn ich die Fotos unserer Reise betrachte. Einen Einblick in eine fremde Kultur zu erhalten, hat einen besonderen Reiz und war auf keiner Reise so präsent wie in Sambia. Es hätte sich gelohnt, mehr von den Menschen und ihrem Leben zu erfahren.
Wir werden die farbenprächtigen Sonnenuntergänge ebenso vermissen wie die flackernden Lagerfeuer in einsamen Camps. Wir hätten uns mehr Tiersichtungen gewünscht, doch dafür hat uns der Bootsausflug auf dem Chobe entschädigt.
Liebe Grüße
freshy und ihre "bessere" Hälfte