Addis Abeba - Bahir Dar (Lake Tana)
Unser erstes Ziel war Bahir Dar am südlichen Ufer des Tanasees. Bahir Dar, die drittgrößte Stadt des Landes, ist für ihre christlich-orthodoxen Klöster bekannt und gehört zu den touristischen Zielen des nördlichen Äthiopiens. Nur 30 km südlich von Bahir Dar befinden sich zudem die Tisissat-Wasserfälle des blauen Nil.
Von Addis Abeba fahren täglich Direktbusse nach Bahir Dar. Ist man in Afrika mit Bussen unterwegs, muss man oft gnadenlos früh aufstehen. Zumindest Langstreckenbusse fahren gerne um 5 Uhr morgens ab, d.h. ab 4.30 Uhr ist Boarding.
So auch der Ethio-Bus. Diese Buslinie gilt als eine der besseren Busgesellschaften Äthiopiens. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist die Abfahrt im Stadtzentrum (Meskel Square). Das ersparte uns frühmorgens auf dubiosen Busbahnhöfen in dubiosen Stadtrandbezirken herumirren zu müssen.
Die Strecke ist 560 km lang und die Fahrt dauert neuneinhalb Stunden. Im Bus kann man zwar entspannt die wunderschöne Landschaft betrachten, aber einfach mal anhalten und fotografieren, geht nicht. Trotzdem versuchte ich aus dem fahrenden Bus heraus, ein paar Fotos zu schießen. Verschmutzte Fensterscheiben sowie Geschwindigkeit und Erschütterungen des Buses machen es nicht leicht, brauchbare Bilder zu bekommen.
Die Straße windet sich durch eine grüne, bergige Landschaft. Dünne Wasserfälle stürzen über schroffe Felswände. Wir überqueren den blauen Nil, der eindeutig braun ist. Wiesen und Strassenränder leuchten gelb von den Blüten der Meskel Blumen.
Der Blaue Nil ist braun
Meskel Blumen vergolden die Landschaft
Unterwegs
Unterwegs
Unterwegs
Kaffeepause
Kurz vor Bahir Dar
Bahir Dar – Tanasee
Der Tanasee ist Afrikas höchstgelegener (1.786m ü. d. Meeresspiegel) und Äthiopiens größter See. Er ist ca. 70 km lang und bis zu 65 km breit und hat eine Fläche von über als 3.000 km².
Bahir Dar, die Stadt am Tanasee, wird in Reiseführern und Reiseberichten gerne als die schönste Stadt Äthiopiens beschrieben, oder sogar als "äthiopische Riviera" beschwärmt. Soviel Lob weckt natürlich Erwartungen.
Als wir aus dem Bus stiegen fanden wir uns in einer lebendigen, quirligen Stadt wieder. Die Straßen mit knatternden Tuk-Tuks vollgestopft, Menschen strömten unablässig durch die von Restaurants, kleinen Läden und Cafes gesäumten Hauptstrassen.
Es gab jede Menge Hotels in allen Preislagen. In kleinen Saftläden bekam man leckere Fruchtäfte aus Papaya, Avocado, Mango, Banane etc. Die Früchte wurden im Mixer pürriert und als Fruchtmus im Glas serviert. Lecker, lecker, lecker…
Und tatsächlich gab es ein paar palmenbestandene Straßenabschnitte und Grünflächen am Seeufer, die man mit viel Wohlwollen als Alleen bezeichnen könnte. Unter den staubigen Palmen dieser ‚Alleen‘ saßen viele, teils aggressiv auftretende Bettler, was den Spaß am flanieren nicht gerade erhöhte. Wenn wir kein Geld gaben riefen sie Schimpfworte hinter uns her, die wir zwar nicht wörtlich verstanden da auf Amharisch, den Tonfall jedoch schon.
Nervig waren die vielen Schlepper und Guides, die vor allem in Hafennähe herumlungerten, uns alle paar Meter anquatschten, um ihre teils abstrus überteuerten Bootsfahrten oder Ausflüge zu verkaufen.
Injera
Jeder Reisende wird in Äthiopien mit Injera konfrontiert. In praktisch allen Reataurants steht Injera auf der Speisekarte und, oftmals nichts anderes. Injera ist das äthiopische Nationalgericht schlechthin. Äthiopier essen Injera überall und ständig, mindestens drei Mal am Tag, am liebsten schon als Frühstück.
Da es in Bahir Dar reichlich Restaurants gab, suchten wir uns ein Restaurant aus, das den Eindruck machte, als könnten sie kochen. Wir bestellten Injera mit Gemüse und Fleisch. Die Köchin fragte uns, ob wir das Fleisch roh oder gekocht haben wollten, wir haben uns dann für die gekochte Variante entschieden…
Grundlage dieses Gerichtes ist ein säuerlicher, schwammartiger Teig in Form eines Fladens, manchmal auch zusammengerollt. Dazu gibt es je nach Wunsch verschiedene Gemüse-Curries, Soßen und Fleisch. Gegessen wird mit der Hand. Man reißt ein Stück vom Injera ab, nimmt damit die Curries auf und steckt sich das Ganze in den Mund. Was mit einem Chapati ganz gut funktioniert, ist mit Injera nicht so einfach. Da der Teig sehr weich ist, saugt er sich schnell mit Flüssigkeit voll und fällt dann auseinander.
Das Injera mit dem säuerlichen Geschmack und der wabbligen Konsistenz war für mich keine Liebe auf den ersten Biss. Ich würde nicht sagen, dass das Ganze schlecht schmeckte, aber sicherlich gewöhnungsbedürftig. Ich habe auf unserer Reise noch öfters Injera gegessen, aber so richtig konnte ich mich mit dem Sauerteig nie anfreunden.