Fortsetzung
Nach diesen wirklich schönen Begegnungen mit Büffelriss-Löwenrudel und Matsch-Elefanten treffen wir bald im Rastlager Berg-en-Dal ein. Normalerweise enden hier wegen der Flughafennähe unsere Kruger-Touren und wir beginnen in Crocodile Bridge. Wegen der Airline-Kapriolen im Vorfeld der Reise ist dieses recht große Restcamp, zu dem wir eine ambivalente Beziehung pflegen, aber unsere erste Station.
Wir mögen an dem Camp den dichten und schönen Baumbestand und die Möglichkeiten, für lange Strecken an den Umzäunungen entlangzuwandern – hier haben wir in den vergangenen Jahren schon Hyänen, Civets und Genets entdecken können. Und auch im ansässigen Restaurant kann man gut essen und vor allem auf der Terrasse sehr nett mit (mehr oder weniger) Blick auf den Damm sitzen.
Wir mögen an dem Camp nicht die verwinkelt-düstere Bauart der großen Familienchalets und immer wieder auch nicht deren Zustand. So auch bei diesem Aufenthalt. Unser großes Haus mit sechs Betten liegt zwar sehr schön direkt am Perimeter Fence. Es ist jedoch Berg-en-Dal-typisch wahnsinnig düster – Backsteinoptik innen wie außen, kleine Fenster in den meisten Räumen. Dazu kommt noch, dass das uns zugeteilte Chalet in einem ziemlich miesen Zustand ist. Irgendwann gab es wohl mal einen größeren Wasserschaden, der nur höchst lieblos behoben worden ist. Daher finden wir im Bad eine aufgebrochene Wand und an den Decken der Bäder herabblätternde Farbe vor. Hier würde man sich ein wenig mehr Mühe bei der Instandhaltung wünschen. Die Betten jedoch sind wie immer sehr sauber.
Vor allem die ruhige Lage der Hütte entschädigt uns für den bestenfalls mittelprächtigen ersten Eindruck. Am Ende einer Sackgasse gelegen, kommt hier kaum jemand vorbei. Jedenfalls kein Mensch. Denn (welch Freude!) von unserer Terrasse aus lassen sich direkt nach unserer Ankunft zwei Glanzhaubenturakos beobachten. Berg-en-Dal ist erfahrungsgemäß ein guter Ort zur Beobachtung dieser so scheuen wie schönen Vögel.
Und so können wir einen unserer Birding-Wünsche direkt abhaken.
Ob uns das auch mit unserem zweiten Wunschkandidaten im Camp gelingen wird? In Berg-en-Dal hoffen wir nämlich stets auf eine Begegnung mit Kapkäuzen.
Auf weiteren Streifzügen durch das Camp lassen sich Buschböcke in großer Zahl beobachten. Wir haben den Eindruck, dass in allen Restcamps deren Population in den letzten Jahren stark zugenommen hat.
Und auch erste Grünmeerkatzen stellen sich ein. Von der Pavianplage, die das Camp vor Jahren heimgesucht hat, fehlt aber auch dieses Mal zum Glück jede Spur.
Ein Glanzstar bietet sich als Fotomotiv an.
Und eine Gruppe Zwergmangusten wuselt durch die Laubdecke vor unseren Füßen – will dabei aber so gar nicht für ein gutes Foto stillhalten.
Nachdem der Pool von unseren Töchter fachmännisch erkundet wurde, fahren wir zu einer kleinen Nachmittagsrunde aus dem Camp heraus. Diese wird aber leider recht ruhig und ohne vorzeigbare Fotoausbeute verlaufen. Trotzdem können wir in weiter Entfernung und/oder sehr verbuscht zweimal jeweils drei BN entdecken. Das freut uns vor dem Hintergrund der anhaltenden Wilderei sehr. (Wobei uns ein Ranger berichtete, dass, seit im südlichen Kruger Schalldetektoren und Kameraüberwachung installiert wurde, die Wilderei stark zurückgegangen sei. Ein Hoffnungsschimmer?) Und auch die Löwen sind natürlich noch vor Ort: Jedoch liegen sie löwenlike faul im hohen Gras herum. Das hatten wir vor einigen Stunden schon schöner.
Nach Sonnenuntergang geht es nochmal kurz in den Pool – diese Tagesordnungspunkte sind für unsere Töchter total wichtig – und ein zentraler Punkt im Bereich der Motivation für weitere NP-Aufenthalte im südlichen Afrika.
Und bald ist es dann auch schon stockfinster. Mit unseren Taschenlampen bewaffnet wandern wir am Zaun entlang zum Camprestaurant. Ein Buschbaby huscht im Geäst vorbei – mal wieder keine Chance auf ein Foto.
Dafür ruft aber bald der Kapkauz. Wir folgen seinem regelmäßigen „Hu“, das uns sicher zum Verursacher führt. Dieser sitzt auch noch erfreulich frei in einem noch kahlen Baum und lässt sich bei seinem lautstarken Auftritt nicht stören. Lange bleiben wir stehen, beobachten und lauschen dem kleinen Kerl. Zweiter Birding-Wunsch: Erfüllt!
Wir folgen dem Weg am Perimeter Fence weiter – bis er sich plötzlich im Geröll verliert. Das Hochwasser zu Jahresbeginn hat hier deutlich seine Spuren hinterlassen. Also schlagen wir uns ein wenig durch die Böschung zurück zu den Hütten und finden dort einen gangbaren Weg zum Restaurant.
Wir werden freundlich begrüßt, bekommen gutes Essen serviert und die Kinder freuen sich über eine Sportinterviewübertragung im TV, bei der sie sich den Spaß machen, die ausgeschaltete Audiospur durch Simultandolmetschen zu ersetzen. Immer wieder machen wir im Verlauf des Abends eine Stippvisite am nahegelegenen Damm. Dabei huschen ein paar Buschbabies an uns vorbei. Immer wieder schön.
Zurück zur Hütte folgen wir gepflasterten Wegen. Und dann: Ab in die Betten und gute Nacht! Denn am morgigen Tag geht’s früh schon weiter gen Crocodile Bridge. Ob sich wohl die Sonne zeigen wird? Und ob die Löwen noch an ihrem Riss liegen werden? Und was wird der Busch darüber hinaus zu bieten haben? Wir sind gespannt.