Was ich jetzt schreibe könnte den einen oder anderen schockieren, viele können sich das auch nicht vorstellen... das weiss ich aus Gesprächen im Bekanntenkreis.
ansonsten habe ich meine Reise im Kopf - ich mache sie ja für mich und nicht für andere.
... das genau ist mein Problem. Ich habe ein extrem schlechtes visuelles Erinnerungsvermögen. Mit anderen Worten ich kann mich praktisch an keine visuellen Eindrücke von etwas erinnern, was ich gesehen habe - genau deswegen fotografiere ich. Das ist für mich die einzige Art die Erinnerung festzuhalten. Ich kann mir die Ortsnamen merken, ich kann mir Herschernamen und Zahlen gut merken, wenn ich irgendwas in einem Reiseführer lese etc. - aber ich kann mir keine Bilder merken. Das betrifft viele Bereiche. Ich hatte heute z.B. eine Ganztagesschulung (bin Kursleiter) - es gab 6 Teilnehmer. Morgen schule ich die gleiche Gruppe weiter - ich würde es nicht merken, wenn alle 6 Personen bis morgen ausgetauscht wären. Ich würde merken, wenn das Verhältnis Frauen - Männer (5:1) anders wäre oder die Kursteilnehmer morgen viel älter wären (waren alle zwischen 21 und 39 Jahre) - aber wenn Leute vom gleichen Geschlecht in einer ähnlichen Altersklasse morgen auf den Plätzen sitzen, würde ich das nicht bemerken. Wenn ich einen Film schaue kann es passieren, dass ich die Hauptdarstellerin von einer Szene zur nächsten nicht mehr erkenne, weil ich mir nicht ein "Bild" ihres Aussehens merken kann sondern nur sachliche Dinge wie: "rote Haare", "blaues Kleid" etc. - aber eben nicht als Bild sondern als reine Information. Ändert sich der Faktor, an dem ich mir die Person gemerkt habe, erkenne ich sie nicht mehr. Dann frage ich meinen Mann wenn wir zusammen einen Film schauen: "Hat die Frau schon mal mitgemacht" und er antwortet: "Ja, ist die Hauptdarstellerin, aber jetzt trägt sie die Haare offen, vorher zusammengebunden...".
Ich lese auch niemals Romane, weil ich mir keine "Bilder" vorstellen kann - und ohne dass man innerlich Bilder sieht ist Romane lesen irgendwie blöd. Informationen kann ich gut behalten - Bilder nicht. Ich könnte jetzt noch den Ablauf der gesamten 30 Tage Südafrika mit allen Ortsnamen Tag für Tag aufzählen - als definitiv einziger aus unserer Reisegruppe. Ich könnte auch die Ortsnamen und jede einzelne (!) Tagesetappe meiner ersten einmonatigen Namibiatour von vor knapp 5 Jahren aufzählen. Aber ohne Fotos wüsste ich von den Epupafällen nicht mehr, als dass sie ganz im Norden an der Grenze nach Angola liegen und die grössten Wasserfälle des Landes sind - ich hätte kein einziges "Bild" des Wasserfalls im Kopf. Gestern habe ich mir die Bilder von einer Kreuzfahrt, die ich letztes (!) Jahr gemacht habe angesehen und das hat mir wieder deutlich gemacht, dass ich praktisch die gesamte visuelle Information vergessen hätte (und das ist nur 1 Jahr her) - nur dank der Fotos, habe ich visuelle Eindrücke von dem was ich gesehen habe. Früher habe ich kaum fotografiert und dann wusste ich zwar hinterher noch "ich war in Sri Lanka"... aber ausser den Ortsnamen etc. wusste ich nix mehr. Dann habe ich angefangen zu fotografieren und ausschliesslich durch das permanente Wiederbetrachten der Bilder gelingt es mir die visuelle Information zu behalten. Wenn ich dazu komme mache ich Fotobücher von allen Reisen und habe diese auch auf dem Ipad, so dass ich sie jeden Monat wieder betrachten kann.
Also: Ich fotografiere in erster Linie für mich - nicht für andere. Und da meine Erinnerung zu 99% durch das Bildmaterial gebildet wird ist mir eine gute Kamera wichtig, denn Bilder im Kopf habe ich praktisch keine.