17. Tag: Von Swakopmund nach Khorixas
Wir verliessen den Campingplatz in Swakopmund und fuhren als erstes zum Supermarkt in der Innenstadt. Mindestens jeden 2. Tag gab es einen Supermarkt-Stopp auf der Reise.
Im Supermarkt traute ich meinen Augen kaum als ich am Weinregal vorbei ging.
Da stand doch tatsächlich ein Blauer Bock aus dem 5000-Einwohnerdorf Hochstadt (Maintal) im Regal. Hochstadt war mein letzter Wohnort, bevor ich in die Schweiz ausgewandert bin.
Natürlich wurde auch der Biervorrat für das Rotel wieder aufgefüllt.
Die Fahrt führte erstmal nach Norden, vorbei an einigen Slums.
Um 10.30 Uhr erreichten wir das 120 km nördlich von Swakopmund gelegene Cape Cross. Das ist eine der grössten öffentlich zugänglichen Robbenkolonien der Welt. Angeblich leben hier rund 250'000 Robben!
Auch hier stieg ein Teil der Gruppe zuvor aus dem Rotel aus und sah sich dieses vom Umweltministerium zum Naturreservat erklärte Highlight der Reise nicht an. Und das obwohl es der einzige Besichtigungspunkt des Tages gewesen ist.
Das letzte Mal als ich hier war (Ende Mai) hatte ich kaum Jungtiere gesehen. Diesmal wimmelte es nur so von Heulern. Die Jungtiere werden im Oktober/November geboren und waren dementsprechend jetzt ca. 10 Wochen alt.
Jungtier des Südafrikanischen Seebären (Ohrenrobbe)
Aufgrund der immensen Anzahl der Robben sehen sich viele Fischer gefährdet, da Robben täglich 8% ihres Eigengewichts an Fisch fressen. Deswegen werden hier jährlich Quoten für die Robbenjagd erlassen, um den Bestand zu dezimieren. In den letzten Jahren wurden jährlich 86'000 Tiere (ausschliesslich junge Männchen) geschlachtet. Von den Tieren wird das Fell, das Fleisch und das Fett verarbeitet.
Ohrenrobbe am Kreuzkap
Zum Schutz der Tiere (und vermutlich auch der Besucher) kann man sich am Strand nicht frei bewegen. Es gibt aber einen langen Holzsteg, auf dem man sehr dicht an die Robben heran kommt. Es gibt nicht nur viel zu sehen sondern das ganze ist auch ein unvergessliches Geruchs- und Geräuschserlebnis, da die Robben einen ziemlichen Lärm machen (jetzt weiss ich wieso kleine Robben Heuler genannt werden). Und da zwischen den Robben natürlich auch Exkremente sowie tote Tiere liegen stinkt es auch etwas.
Robbenjungtier am Kreuzkap
Was mich wieder ziemlich ärgerte war, dass wir nur 30 Minuten hier verbringen durften. Eine Stunde wäre angemessen gewesen und hätte von der Tagesplanung auch durchaus drin gelegen. Insbesondere, da sich genau zum Zeitpunkt unserer Abfahrt der Nebel legte und die Robben im Sonnenlicht gewesen wären. Es war auch keine Zeit zum Steinkreuz und Gedenkstein der portugiesischen Seefahrer zu gehen (okay, das hatte ich bereits 4 Jahre zuvor gesehen und fotografiert). Es sind wirklich nur ein paar Kleinigkeiten, die man auf dieser Tour anders organisieren müsste und schon würde sie auch Fotografen zufrieden stellen...
Das Rotel umgeben von Robben am Cape Cross
Wir verliessen das Robbenreservat um 11.00 Uhr. Von Cape Cross hatten wir noch 290 km bis zum Tagesziel, einem Campingplatz in Khorixas, vor uns. Zuerst führte unsere Route über eine Salzstrasse entlang der Küste.
Unser Reiseleiter wollte uns zeigen was das für Tonnen mit Kristallen sind und liess den Bus auf der Salzstrasse anhalten.
Regelmässig standen neben der Strasse provisorische Tische mit (wenn ich es richtig in Erinnerung habe) Salzkristallen. Daneben eine Dose, in die man Geld zum Bezahlen werfen konnte, wenn man einen Kristall mitnimmt.
Ich hab ja schon gesagt, dass ich gerne Autos fotografiere. Dabei versuche ich immer wieder mit neuen Perspektiven zu experimentieren. Für das Bild legte ich mich komplett auf den Boden und versuchte den dunklen Stein im goldenen Schnitt zu platzieren.
Nach einiger Zeit sahen wir schätzungsweise 30 km Entfernung das gewaltige Brandbergmassiv. Im Brandbergmassiv liegt auch der Königstein, der mit 2573 m höchste Berg Namibias. Am Strassenrand versuchten Einheimische den Touristen Steine zu verkaufen, die sie hier in der Gegend gesammelt haben.
Steinauslage am Strassenrand
Zwei Steinverkäufer. Das Zeichen, was sie mit der rechten Hand machen soll übrigens Namibia darstellen. Die ulnare Handkante stellt dabei die Atlantikküste dar, der Daumen symbolisiert den Caprivizipfel, der eingezogene Zeigefinger die Grenze zu Botswana und der ausgestreckte Mittelfinger und die Fingerspitzen die Grenze zu Südafrika.
Ein Stein gefällig...?
Ich hatte den Eindruck dass viele dieser Steinsammler in solchen zusammengebastelten Hütten aus Wellblech leben.
Um 13:45 Uhr erreichten wir Uis, eine 30 km vom Brandbergmassiv entfernte Siedlung, welche für die Arbeiter der nahe gelegenen Zinn- und Wolframmine erbaut wurde. In ihrer Blütezeit Anfang der 80er Jahre war Uis die grösste Zinnmine der Welt. Damals wurden 140 Tonnen Zinn in der Stunde gefördert - rund um die Uhr an 7 Tagen in der Woche. 1991 wurde die Mine aufgrund gefallener Zinnpreise stillgelegt und Uis wurde fast über Nacht zur Geisterstadt. Heute ist es nur noch ein Dorf, was aber die Funktion eines Versorgungszentrums (Supermarkt, Restaurant, Tankstelle) übernimmt.
In Uis machten wir eine Stunde Mittagspause
Ich verbrachte die ganze Stunde am Supermarkt und versuchte eine dort gekaufte namibianische Telefonkarte zum Laufen zu bringen, weil ich dringend ins Internet musste.
Uis machte auf mich ein wenig den Eindruck einer Oase - ringsum liegt praktisch nur halbwüstenartiges Gebiet und hier in der Stadt gab es eine ganze Menge Blüten.
Hererofrauen fallen oft auf: Sie tragen bunte Kleider und einen sehr speziellen Hut. Obwohl die Tracht den Herero von den deutschen Kolonialisten auferlegt wurde, wird sie auch heute noch getragen. Die Tracht wurde von den Frauen der Kolonialisten entworfen, da sie den Anblick der halb nackten Stammesmitglieder nicht ertragen haben.
Herero-Frau an einem Verkaufsstand am Strassenrand
Der bekannteste "einheimische" Stamm in Namibia sind die Himba, die auch heute noch traditionell in ihren kleinen Holziglus leben und sich traditionell kleiden. Die Himba leben im Nordwesten Namibias. Bei meinem letzten Besuch habe ich zwei Himbadörfer im Kaokoveld besucht. Bei dieser Dame könnte es sich theoretisch auch um eine Hererofrau handeln, die sich als "Himba" verkleidet hat, um von Touristen Geld als Fotomotiv zu erhalten.
http://www.flugsimulator-vergleich.de/rotel/_U7B4576.jpgg
Diese Gefährte nannte unser Reiseleiter "Kalahari-Ferrari"
Den Campingplatz in Khorixas erreichten wir gegen 17:15 Uhr. Unser Reiseleiter war sehr rigoros was das Verlassen des Campingplatzes anging. Genau auf der gegenüberliegenden Strassenseite (!) befand sich eine Tankstelle mit angegliedertem Supermarkt. Als ich dem Reiseleiter mitteilte, dass ich dort hingehen würde, um Getränke zu verkaufen schaute er völlig geschockt und meinte, dass ich auf keinen Fall alleine gehen dürfe.