11. September, Teil I: Der Futterneider
Wir freuten uns sehr auf die Gamedrives im Chobe Nationalpark. Wir hatten auf dieser Reise erwartungsgemäß noch keine richtige Katzensichtung gehabt und die Chancen standen nicht schlecht, dass sich das nun änderte.
Um 5.45 Uhr standen wir wie bestellt an der Rezeption der Chobe Safari Lodge, wo die Gäste auf die unterschiedlichen Autos verteilt werden. Morgens fahren in Kasane aus zig Camps und zig Lodges zig Fahrzeuge in Richtung des Parkeingangs, der nur wenige Minuten von unserer Lodge entfernt lag. Nachmittags ist deutlich weniger los, weil da fast alle auf den Booten sind - für einen Gamedrive im Park zumindest in dieser Hinsicht die bessere Wahl.
Obwohl unser letzter Besuch schon neun Jahre her war, erkannte ich vieles auf Anhieb wieder. Der Eingang, die sandigen Wege, die trockene, mit Bäumen durchsetzte Landschaft, die Abfahrt hinunter zur Riverfront, all das kam mir angenehm vertraut vor.
Bis zur Riverfront schafften wir es allerdings erst einmal nicht. Wir waren gerade einmal eine Viertelstunde unterwegs, da entdeckten wir erst zwei Autos und dann in einem Baum einen Leoparden samt Kill, offenbar gerade von seinem Schönheitsschlaf erwacht.
Unser junger Guide bugsierte uns in eine gute Position, was nicht leicht war, denn der Leoparden-Baum wurde je nach Standort von anderen Sträuchern und Bäumen leicht verdeckt.
Zudem stießen praktisch im Sekundentakt andere Fahrzeuge dazu, die Sichtung hatte sich schnell herumgesprochen. Weil es an dieser Stelle keine Möglichkeit des Rangierens gab und Offroad-Fahren im Chobe verboten ist, wurden wir zwar eingekeilt, doch ein Chaos, wie wir es 2014 erlebt hatten, als kein klarer Weg erkennbar gewesen war und alles wild durcheinanderging, gab es diesmal zum Glück nicht.
An den Autos lag es bestimmt nicht, dass der Leo in sicherer Entfernung plötzlich die gut gefüllte Speisekammer verließ.
Erst auf den zweiten Blick entdeckten wir eine zweite Katze im Gras - ein Liebespaar.
Das allerdings zumindest temporär äußerst wenig für den Erhalt seiner Art tat. Es hatte wohl anderes im Sinn. Kaum hatte das Männchen den Baum verlassen, blickte die Leo-Dame sehnsüchtig zum Buffet im ersten Stock und witterte ihre Chance. Das wiederum schmeckte ihrem Gefährten nicht, der ihr zuvorkam und sich mit seinem ganzen Kampfgewicht wieder nach oben wuchtete.
Fressen wollte der vermeintliche Kavalier nicht - aber eben offenkundig auch nicht teilen. Also diesen Typen, so dachte ich bei mir, kannst du getrost vergessen.
Wir wurschtelten uns raus aus der Schlange und verließen das denkwürdige Paar, der restliche Morgen verlief eher ruhig, wenn auch sehr schön.
An der Serondela Picnic Site gab es Snacks, Tee und Kaffee, dann rollten wir langsam zum Parkausgang und auf dem Weg dorthin noch einmal am Leo-Baum vorbei, der nun verwaist war. Ein Stück weiter sahen wir das Duo gerade noch im Unterholz verschwinden.
Wir frühstückten ausgiebig in der Safari Lodge und freuten uns über den gelungenen Morgen, von einem der Nachbartische winkte uns fröhlich Kempho, die dort mit Gästen saß.
Dann machten wir einen Spaziergang über die gesamte Länge der Anlage hinweg, froh über die Bewegung nach dem vielen Sitzen - vom Vorgarten der Safari Lodge über den Bootsanleger und hinüber zur Bush Lodge, dann dort durch den Garten am Fluss entlang und schließlich bis zu einer schönen Sundowner-Bar bei den Campsites. Kurz dahinter beginnt dann schon der Nationalpark.
Orange-breasted Bushshrike, leider nicht von der sehr hübschen Vorderseite (Danke Bele und Matte für die Bestimmung!)
Wir wollten gerade zu unserem Zimmer schlendern und ein wenig relaxen, da entdeckten wir etwas verspätet eine WhatsApp von Kempho.