Hallo Zusammen,
mit Interesse verfolge ich diese Diskussion und staune, was aus dem ursprünglichen Thema „Mord an Farmerehepaar“ so alles geworden ist.
Ich lebe seit fast 10 Jahren in diesem Land. Es ist richtig, dass das Thema Sicherheit auf unserem Kontinent viel öfters und lauter diskutiert wird als in vielen Ländern Europas. Aber ist das eigentlich gerechtfertigt? Ich meine nein – denn wenn Ihr Euch mal auf dieser Welt umseht, dann werdet Ihr feststellen, dass überall dort, wo der Unterschiede zwischen arm und reich so krass ist wie in Afrika, die Gewaltbereitschaft derjenigen Menschen, die zur ärmeren Bevölkerungsschicht zählen, größer ist als in den Ländern, wo es noch einen größeren Mittelstand gibt. Das war schon vor 25 Jahren in Nordirland so, denn das waren keine religiösen Auseinandersetzungen. Da ging und geht es nur darum, dass die ärmere katholische Schicht an dem Wohlstand der anderen teilhaben will.
Und genau das haben wir in Afrika (und anderen Kontinenten wie z. B. in Südamerika und Teilen von Asien) auch. Hier im südlichen Afrika kommt noch dazu, dass sich die weiße = besitzende Schicht wegen der Apartheid stark abgeschottet hatte. Kein Schwarzer durfte sich nach einer bestimmten Uhrzeit ohne Permit in den Wohngebieten der Weißen aufhalten. Dadurch gab es ziemlich wenige Verbrechen Schwarz an Weiß. Und Schwarz an Schwarz – das kann ich auch heute noch immer in der AZ feststellen – wurde und wird nicht zur Kenntnis genommen. Heute darf sich aber jeder Schwarze zu jeder Zeit in seinem Land bewegen, wo er will und wann er will – auch in den in der Vergangenheit privilegierten Gebieten. Da ergeben sich natürlich für die Armen und leider auch die Diebe ganz neue Gelegenheiten und wie heißt es so schön, Gelegenheit macht Diebe. Und jedes Verbrechen von Schwarz an Weiß wird von den einheimischen Zeitungen – insbesondere von unserer heiß geliebten AZ - auf der Titelseite hochgejubelt. Und das, nur das nehmen wir dann wahr und nur das prägt dann unsere Meinung. Das ist – so schrecklich wie jedes einzelne Verbrechen, insbesondere diese Morde auch sind – kein fairer Blickwinkel, aber leider verständlich. So lange ein Einkommen von N$ 10.000 – das sind so um die € 800 – für mehr als 80 % der schwarzen Bevölkerung in utopischer Ferne liegt und der soziale Unterschied zwischen Schwarz und Weiß noch so groß ist, wird es auch solche Verbrechen geben. Das ist natürlich keine Entschuldigung für diese Verbrechen, aber das ist keine Frage der Rasse, sondern des sozialen Unterschieds.
Und zu meinem Schluss zum Thema Sicherheit habe ich noch eine Frage an Frank:
Kannst Du mir einmal sagen, wie Ihr mehr Sicherheit in der Bahnhofsgegend von Frankfurt und München oder auf der Domplatte von Köln oder in den meisten Stadtteilen von Berlin schaffen wollt? Vielleicht hast Du ja ein paar gute Vorschläge für Eure Politiker. Hast Du Dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, wie Ihr die Junkies, die für die 50 €, die sie für den nächsten Schuss brauchen, Leute überfallen, in Häuser einbrechen oder Autos knacken, in den Griff bekommt?
Was die Preisunterschiede zwischen Touristen und Einheimischen (nicht zwischen Schwarzen und Weißen) angeht, so ist das nicht anders, als wenn Du mal nach Prag/Bukarest/Budapest oder Warschau fährst. Du wirst Dich wundern, welche Preise die Einheimischen bezahlen, wenn sie in die Kneipe gehen und welche Du bezahlst, wenn Du nicht in Begleitung eines Einheimischen bist. Das haben wir hier zwar nicht, aber dass die Eintrittspreise für die Residents hier wesentlich geringer sind, liegt daran, dass die Einkommen hier nicht so hoch sind und wir uns die Etosha auch noch ansehen wollen.
Ich wünschen Allen noch einen schönen Abend.
Viele Grüße
Gerd