Arusha, Tansania - Azee Gästehaus, Nairobi, Kenia, 23. Januar 2015
Um 6 Uhr sitze ich bereits frisch geduscht bei einem starken Kaffee auf der Veranda. Die Vorfreude ist riesig. In ein paar Stunden werde ich endlich nach sieben endlos langen Tagen der Trennung bei Toni sein.
Der Koffer steht fertig gepackt vor der Tür und ich hoffe sehr, dass ich die richtigen Sachen mitgenommen und nichts vergessen habe. Noch schnell einige Dinge im Fahrzeug verstauen, meinem treuen Freund auf Wiedersehen sagen und in die Garage stellen, fertig.
Ich bin zum Abholen bereit.
Meine lieben Gastgeber kommen vorbei, um sich von mir zu verabschieden und warten, bis mein Fahrer Hamsa eintrifft. Um 7.15 Uhr ist dieser pünktlich zur Stelle.
Der Verkehr durch Arusha ist wie immer ziemlich heftig und chaotisch, aber wir haben genügend Zeit eingeplant. Nach 1 ½ Stunden Fahrzeit erreichen wir um 8.45 Uhr den Flughafen. Hamsa trägt mir mein Gepäck ins Flughafengebäude und wünscht mir guten Flug und für Papa alles Gute und baldige Genesung.
Einchecken und Passkontrolle gehen sehr zügig voran, aber zum ersten Mal seit vielen Jahren muss ich meinen Impfausweis vorweisen
.
Kein Problem, den hab ich natürlich dabei und die Gelbfieberimpfung ist noch keine zehn Jahre her
.
Überpünktlich, das heisst 5 Minuten zu früh, um 10.55 Uhr hebt der Embraer 190 von Kenya Airways ab. Der Flieger ist nur schwach besetzt, alle Passagiere haben einen Fensterplatz und manche Sitzreihen sind ganz leer.
Kurz nach dem Start
Über der Wolkendecke ist der Kilimanjaro wunderschön zu sehen.
Von oben sieht man auch gut, wie unglaublich trocken und staubig es in Kenia ist.
30 Minuten später, um 11.25 Uhr landen wir bereits auf dem Jomo Kenyatta International Airport in Nairobi
.
Auf den Koffer muss ich nicht lange warten und auch bei der Passkontrolle bin ich rasch durch. Um 11.50 Uhr stehe ich bereits am Ausgang und halte nach meinem Fahrer Julius Ausschau, der auch gleich mit einem Erika-Täfeli in der Hand daherkommt. Er schiebt mein Gepäckwägelchen über die Strasse und schärft mir ein, mich ja nicht von der Stelle zu bewegen
, er gehe nun sein Fahrzeug holen. Es dauert eine ganze Weile, bis er endlich daher gefahren kommt. Scheinbar muss er sein Auto ziemlich weit weg parkiert haben.
Durch den Stossverkehr geht‘s nun unendlich langsam und stockend nach Nairobi
. Julius fährt mit mir durch viele enge Schleichwege
, die manchmal so verlöchert sind, dass ich schon bald Schiss um sein Fahrzeug kriege
. Er mein aber, dass es so schneller gehe, da ihm ein Kollege telefoniert habe, dass die Hauptstrasse total verstopft sei.
Nach ca. 2 Stunden erreichen wir endlich meine Unterkunft, das Azee Gästehaus, wo ich kurz einchecke und zwei Nächte à 60 U$ bezahle. Frühstück im Preis inbegriffen.
Julius hilft mir, mein Gepäck ins Zimmer zu tragen. Es ist naja
…., zum Schlafen ganz passabel. Wenigstens ist die Dusche schön gross und das Wichtigste, es gibt WLAN, denn das brauch ich wirklich unbedingt.
Dann zeigt mir Julius den Weg zum Aga Khan University Hospital. Wir gehen zu Fuss, damit ich mir den Weg besser merken kann. Das Spital gleicht einem Hochsicherheitstrakt. Man wird am Eingang wie auf einem Flughafen kontrolliert. Das Gebäude ist so riesig, dass wir ziemlich lange brauchen, bis wir endlich die richtige Abteilung finden. Julius verabschiedet sich von mir. Ich geb ihm zusätzlich zum vereinbarten Preis ein schönes Trinkgeld, denn der nette Mensch hat sich doch sehr um mich bemüht
.
Endlich betrete ich Tonis Zimmer
und da sitzt er - mein Mann - in einem grossen Lehnstuhl
.
Die Wiedersehensfreude ist einfach unbeschreiblich
.
Wir sind beide sehr aufgewühlt und unendlich glücklich, dass wir nun wieder beisammen sind. Weitere Details verschweige ich euch
… das ist eher Privatsache. Eine riesige Last fällt von uns ab. Nun wird alles gut.
Toni sitzt nun seit sechs Stunden in diesem Lehnstuhl. Es war sein Wunsch, dass ich ihn nicht im Bett liegend vorfinde. Nun kommt aber das Pflegepersonal und legt ihn wieder ins Bett. Andauernd wird an ihm rumgemessen und rumhantiert
. Er ist nun nicht mehr verkabelt, aber unterhalb seines Schlüsselbeins ist immer noch ne richtige Verteilerstation befestigt
. Privatsphäre haben wir nicht wirklich. In Afrika ist es ja auch nicht üblich dass man seine Gefühle in der Öffentlichkeit zeigt und sich umarmt
.
Zwischendurch hab ich noch einen Termin bei Dr. Hooker. Der sympathische Mann mit der sanften Stimme nimmt sich sehr viel Zeit für mich. Er meint, wenn Tonis Zustand stabil bleibe, dürfe er in einigen Tagen nach Hause. Dann begleitet er mich noch zum Chefarzt, welcher ebenfalls sehr nett ist und sogar ein paar Worte Deutsch spricht.
Nachdem ich mich von Toni verabschiedet habe, mach ich mich auf den Fussweg zu meiner Unterkunft.
Oh Mann, ist das ein mieses Weglein
.
Überall liegen Glasscherben, Zementbrocken und Plastikmüll rum
.
Auf der Fahrbahn kann ich nicht gehen, da ich Angst haben muss, überfahren zu werden
.
Es sind ja nur ein paar hundert Meter, aber unangenehmer geht‘s wirklich nicht mehr
.
Den Abend verbringe ich in meinem Zimmer vor dem Laptop, skype mit Manja und schreibe E-Mails und zwischendurch geh ich auf die kleine Veranda um Luft zu schnappen. Ausserdem ruft eine nette Person vom TCS an um sich zu erkundigen, ob ich gut in Nairobi angekommen sei und wie‘s mir geht.
Mein Nachbar ist ein Pakistani, welcher bis gegen 23 Uhr mit seinen Kindern über Skype inbrünstig und lautstark Lieder singt
und ab und zu zum Rauchen auf die Veranda kommt.
Beim Duschen kommt mir in den Sinn, dass ich ja heute außer den Nüsschen im Flugzeug noch gar nichts gegessen habe
.
Ist ja egal, mein Magen hat sich vermutlich bereits ans Nichtstun gewöhnt.
Gute Nacht.
Fortsetzung folgt….