THEMA: Tourismus in Namibia im Aufwärtstrend
14 Jul 2013 00:37 #296228
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  • fototour am 14 Jul 2013 00:37
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wir waren mehrere Male in Namibia und hatten eine erneute Reise im kommenden Jahr vor, doch jetzt ist für uns "Schluss mit lustig".
Die Preiserhöhungen auf den Lodges sind nicht mehr nachvollziehbar, dies betrifft sowohl die Übernachtungspreise wie auch die Verpflegungs- und Servicekosten (Gamedrives etc). Ein Ausweichen auf Campingurlaub zur Reduktion der Gesamtbelastung kommt für uns nicht in Frage, also stirbt Namibia als Urlaubsland für uns.
So sehr wir alle das Land und seine landschaftlichen Gegebenheiten lieben, so sehr ärgern wir uns über seit Jahren mit hässlicher Permanenz zu sehende Preiserhöhungen, die bedauerlicherweise aber nicht im Ansatz in bessere Leistungen münden - eher das Gegenteil ist oft der Fall.
Zudem wird die Sicherheitslage im Land zusehends schlechter, Übergriffe auf Touristen zählen inzwischen schon fast zum Alltag und bekanntermassen findet man als Betroffener selbst bei der Polizei kaum ein offenes Ohr, geschweige denn eine helfende Hand. Da selbst bei gutmütigster Betrachtung keine Reduktion der Arbeitslosenzahlen zu erwarten ist, die zur Verminderung der Armutsquote beitragen könnte, gehen wir eher von einer weiteren Zunahme der prosperierenden Selbstbedienungsmentalität aus.
Das Land hat in den letzten 5 Jahren (gesehen aus unserem Blickwinkel) in vielfältigster Hinsicht (hier sei auch AirNamibia erwähnt, die sich selbst mehr als Massentransporteur, denn als Dienstleister sehen)) seinen Reiz verloren, das Preis-/Leistungsverhältnis ist aus den Fugen geraten und neben grassierender Abzocke tritt als weiteres Negativkriterium die sich häufende Kriminalität.
Das alles letztendlich führte in den letzten Wochen und Monaten dazu, daß wir uns gedanklich immer mehr von Namibia entfernt haben und zukünftig auf andere Ziele in Afrika ausweichen werden.
Nambia war gestern - heute und morgen ganz sicher nicht mehr.
Schade, aber logisch und konsequent aufgrund der aktuellen Situation.
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14 Jul 2013 02:39 #296232
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  • Bernd am 14 Jul 2013 02:39
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Hallo Fototour,

Du hast mir aus der Seele gesprochen. Ganz ähnlich empfinden wir das auch. Wir haben gerade ganz bewusst für 2014 nur SA mit KTP, aber ohne Namibia gebucht. Zwar wird auch SA nach unserer Meinung immer weniger angenehm, aber das Preis-/Leistungsverhältnis ist noch erträglich.

Gruß,
Bernd
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14 Jul 2013 05:59 #296234
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  • Burschi am 14 Jul 2013 05:59
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Hallo,
leider muss ich Fototour in einigen Punkten Recht geben.
Auch ich werde im kommenden Jahr Namibia nach 15 Jahren Besuchen zum ersten Mal nicht mehr bereisen und auf ein anderes afrikanisches Land ausweichen. Wenn sich nichts Wesentliches ändert, werde ich auch in Zukunft Namibia nur noch als Stippvisite bei Freunden aufsuchen, denn die vielen netten Kontakte, die ich inzwischen geknüpft habe, möchte ich nicht aufgeben. Aber auch gerade meine Freunde teilen die Bedenken, die hier schon mehrfach im Forum geäußert wurden. Während sie mir vor 15 Jahren zum Beispiel bei einem Besuch auf ihrer Farm noch lächelnd gesagt haben, dass man doch ein abgestelltes Auto hier nicht absperren müsse, haben sie doch heute auch erhebliche Bedenken Opfer nächtlicher Überfälle, die sich bei ihren Bekannten und Nachbarn schon gehäuft haben, zu werden. Auch die Kinder, die beide studiert haben, werden Namibia möglicherweise verlassen, da sie sich in den Berufen als Weiße diskriminiert fühlen und schlechtere Bedingungen als Schwarze haben. Das ist eine sehr traurige Entwicklung.
Ich selbst unterstütze seit 10 Jahren verschiedene Sozialprojekte im Land, musste zwar auch hier schon Rückschläge einstecken, habe aber noch nicht aufgegeben. Aber in Namibia muss von offizieller Seite endlich mal ein Hebel umgelegt werden. Das betrifft die Polizei, die aktiver und zuverlässiger werden muss genauso wie die Unternehmen und das Personal im Servicebereich.
Sollte man aber vor einem drohenden Absturz im Tourismusbereich auf die Idee kommen, als Rettungsanker, angeführt durch Fernsehsendungen wie der Auftritt der botoxgehirngespritzten Ladies in einer Fernsehschow, sich einem "Ballermanntourismus" zu öffnen, dann gute Nacht Namibia! Noch hoffe ich, dass dieser kelch vorüber geht. Aber die Verantwortlichen müssen das endlich begreifen.
Burschi
20x Namibia, 6x Botswana, 6x Südafrika, 4x Simbabwe, 2x Sambia, 1x Tansania, 2x Kenia, 1x Mauritius
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14 Jul 2013 12:48 #296257
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  • Guido. am 14 Jul 2013 12:48
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Hallo,

für mich sieht es so aus: Ich kann nicht begründen warum, aber Südafrika hat mich emotional nie so angefixt wie Namibia, obwohl es in Südafrika zweifellos auch schöne Landschaften und eine reiche Tierwelt gibt. Ich liebe einfach Weite, Leere, Ursprünglichkeit, Landschaft, ... und so zieht es mich immer wieder in Damaraland und Kaokoveld in Namibia, wo es auch noch eine fast unendliche Zahl an Trockenflussrivieren zu entdecken gibt. Da wir dort nicht nur aber eben auch in Gegenden unterwegs sind, in denen es zum Teil gar keine Unterkünfte oder zum Teil nur extrem teure Unterkünfte gibt, ist Camping unvermeidbar. Und das obwohl wir keine klassischen Camper sind und z.B. noch nie in Europa campen waren.

Die Campingübernachtungen kombinieren wir mit einigen ausgewählten festen Übernachtungen, bei denen für uns das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Sowas wie das Desert Camp in Sesriem, Etambura Camp bei Orupembe oder das Windhoek Game Camp. Meistens etwas in der Preisklasse 100-150 EUR - in seltenen Fällen auch mal 200 EUR. Insgesamt bekommen wir so immer noch Namibiareisen mit einem akzeptablem Preis-/Leistungsverhältnis zusammen. Wir reisen mit kleinem Kind und Lodges für 300-500 EUR die Nacht sind für uns total uninteressant. Ein inkludiertes und sich über 2-3 Stunden hinziehendes 4-Gänge-Menü am Abend ist mit kleinem Kind nicht ganz so attraktiv; ebenso der inkludierte Game-Drive. Wir machen da lieber unser eigenes Ding und wenn ich letztlich nur die reine Übernachtung brauche, will ich nicht 300-500 EUR dafür zahlen. Für uns sind deshalb hübsch gemachte und schön gelegene Self-Catering-Unterkünfte im Preisbereich von 80-150 EUR am interessantesten.

Ganz bemerkenswert finde ich, dass offenbar der Dachzelt-Camping-Tourismus in Namibia kräftig wächst, obwohl da kaum Werbung für gemacht wird. Für Reiseveranstalter und auch für Namibia als Land ist das Segment nicht so lukrativ/interessant und deshalb wird das verständlicherweise kaum beworben. Namibia kann auch nicht wirklich Interesse daran haben, sich zum reinen Camping-Paradies zu entwickeln.

Was Tourismuseinnahmen in Namibia anbetrifft, läuft sicherlich vieles falsch. Die Preise für Unterkünfte steigen und steigen - nicht überall aber vielerorts - und werden zunehmend unattraktiv. Das muss nicht repräsentativ sein, aber eine (Un)Logik , die wir von Anbietern teilweise gehört haben, ging so: Ich brauche Summe X pro Jahr zur Kostendeckung, z.B. 1.000.000 NAD. Wenn 500 Gäste pro Jahr kommen, dann müssen pro Gast also mindestens 2.000 NAD berechnet werden. Wenn nun im nächsten Jahr nur noch 400 Gäste kommen, dann teilt man den Deckungsbetrag auf die wenigeren Gäste auf und verlangt eben mindestens 2.500 NAD. Im Folgejahr kommen aufgrund des höheren Preises dann noch weniger und man erhöht wieder den Preis und kommt in eine sich selbst verstärkende Spirale, die zwangsweise in den Untergang führt. Darauf zu hoffen, dass die Gästezahlen trotzdem irgendwann wieder anziehen, ist keine realistische Strategie. Durch den veränderten Wechselkurs sind viele Preise nun erst einmal wieder deutlich gesunken, aber es ist zu befürchten, dass eben dieser Wechselkurs auch die Begründung für neue kräftige Preissteigerungen sein wird.

An anderer Stelle lässt Namibia jede Menge Geld liegen. Die Eintrittspreise für die Nationalparks wurden seit 7-8 Jahren nicht erhöht und die Einnahmen dürften sich inflationsbereinigt mittlerweile fast halbiert haben. Für Damaraland, Kaokoveld usw. zahlt man nicht einen Cent Eintritt. Das ist ja irgendwo auch schön und man will als Tourist nicht überall geschröpft werden. Aber ich fände es absolut angemessen, da wie z.B. für das Permit in der Palmwag Concession einen kleinen Obulus zu zahlen. Wenn das Geld dem Naturschutz zugute kommt und daraus z.B. Locals entschädigt werden, denen Löwen eine Kuh weggebissen haben, dann fände ich das völlig akzeptabel.

In Namibia kommt aus meiner Sicht erschwerend hinzu, dass die enorm wichtigen staatlichen Player im Tourismus keinen guten Job machen. Einige deutsche Reiseveranstalter scheinen mit der Arbeit des Namibia Tourism Board zwar zufrieden zu sein, aber aus meiner Sicht machen die einen schlechten Job. Über Air Namibia und wie sehr die zuletzt dem Tourismus in Namibia geschadet haben, will ich mich gar nicht neu auslassen. NWR ist vom Management her und insbesondere im Vergleich zu SANParks in Südafrika eine Katastrophe. Zum Beispiel ist die neu gestartete Rabattkarte "Nam Leisure Card" für Touristen aus Europa komplett unattraktiv - die Konditionen sind geradezu eine Frechheit. Wenn man für so einen Mist Ressourcen verschwendet, dann muss man sich nicht wundern, wenn es im Tourismusgeschäft nicht wie gewünscht läuft. Dazu muss es auch gar nicht absolut gesehen schlechter werden. Wenn man selbst seit Jahren auf der Stelle tritt, während andere sich nach vorn entwickeln, dann fällt man im Wettbewerb eben auch zurück.

Beste Grüße

Guido
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16 Jul 2013 22:38 #296548
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  • schneeflocke am 16 Jul 2013 22:38
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Hallo Guido,

auch wir haben im letzten Jahr Namibia als sogenannte "Dachzelttouristen" bereist!

Ich finde deine Aussage, dass mit diesen Leuten nicht viel Geld zu verdienen ist sehr doppeldeutig! Nicht jeder kann es sich leisten in Lodge oder ähnlichen zu übernachten! Wir waren mit 3 Erwachsenen und einem Kind unterwegs. Bei Übernachtungspreisen von 100 bis ... EUR hätten wir uns nie unseren Traum von Afrika erfüllen können. Wir hätten sicherlich auch gern mal in einer schönen Lodge übernachtet, aber bei 4 Personen und 3 1/2 Wochn unbezahlbar!! Da geht es sicherlich nicht nur uns so.
Aber nimmt uns unser kleineres Budget das Recht auf einen Urlaub in Namibia? Sind wir als Reisende weniger Wert weil wir keine Lodge Besucher sind?
Wir haben während unserer Reise auf vielen Farmen und Campingplätzen übernachtet. Gespräche mit den Eigentümern waren eigentlich so immer gegeben. Wir konnten uns auch über das Preis-Leistungsverhältnis der meisten Einrichtungen nicht beschweren. Wir haben aber auch gehört, dass viele Farmbesitzer große Probleme haben.
Man muss natürlich immer zwei Seiten sehen! Wir hatten eine schöne Zeit und zum Glück als Selbstfahrer weder mit dem Auto Probleme noch mit der Kriminalität! Manchmal war einem zwar etwas komisch, vor Supermärkten oder wenn wir zu Fuß in der Stadt unterwegs waren, aber eine brenzlige Situation haben wir nicht erlebt!!!
Es war eine anstrengende aber fantastische Reise! Wir haben viel gesehen, viele netten Menschen kennengelernt und Sachen erlebt :woohoo: und irgendwann kommen wir sicher wieder.

LG Schneeflocke
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16 Jul 2013 23:34 #296553
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  • lambadaman am 16 Jul 2013 23:34
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Ich habe einen Traum,
dass Air Namibia eine attraktive, serviceorientierte und preiswerte Airline wird,
dass es gute Lodges überall im Land gibt, die weniger als 300 N$ p.P./N kosten
dass die wichtigsten Verkehrsstrassen so ausgebaut sind, dass das Wort " Todesstrecke" als Unwort gewertet werden kann
dass sich alle Touristen wohlfühlen können, ohne Angst um Hab, Gut und Leben
dass Touristen und Namibianer gemeinsam für den Umweltschutz aktiv eintreten

Ich habe einen Traum- und wer macht mit bei der Verwirklichung?

Gruss Lambadaman
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