Hallo,
für mich sieht es so aus: Ich kann nicht begründen warum, aber Südafrika hat mich emotional nie so angefixt wie Namibia, obwohl es in Südafrika zweifellos auch schöne Landschaften und eine reiche Tierwelt gibt. Ich liebe einfach Weite, Leere, Ursprünglichkeit, Landschaft, ... und so zieht es mich immer wieder in Damaraland und Kaokoveld in Namibia, wo es auch noch eine fast unendliche Zahl an Trockenflussrivieren zu entdecken gibt. Da wir dort nicht nur aber eben auch in Gegenden unterwegs sind, in denen es zum Teil gar keine Unterkünfte oder zum Teil nur extrem teure Unterkünfte gibt, ist Camping unvermeidbar. Und das obwohl wir keine klassischen Camper sind und z.B. noch nie in Europa campen waren.
Die Campingübernachtungen kombinieren wir mit einigen ausgewählten festen Übernachtungen, bei denen für uns das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Sowas wie das Desert Camp in Sesriem, Etambura Camp bei Orupembe oder das Windhoek Game Camp. Meistens etwas in der Preisklasse 100-150 EUR - in seltenen Fällen auch mal 200 EUR. Insgesamt bekommen wir so immer noch Namibiareisen mit einem akzeptablem Preis-/Leistungsverhältnis zusammen. Wir reisen mit kleinem Kind und Lodges für 300-500 EUR die Nacht sind für uns total uninteressant. Ein inkludiertes und sich über 2-3 Stunden hinziehendes 4-Gänge-Menü am Abend ist mit kleinem Kind nicht ganz so attraktiv; ebenso der inkludierte Game-Drive. Wir machen da lieber unser eigenes Ding und wenn ich letztlich nur die reine Übernachtung brauche, will ich nicht 300-500 EUR dafür zahlen. Für uns sind deshalb hübsch gemachte und schön gelegene Self-Catering-Unterkünfte im Preisbereich von 80-150 EUR am interessantesten.
Ganz bemerkenswert finde ich, dass offenbar der Dachzelt-Camping-Tourismus in Namibia kräftig wächst, obwohl da kaum Werbung für gemacht wird. Für Reiseveranstalter und auch für Namibia als Land ist das Segment nicht so lukrativ/interessant und deshalb wird das verständlicherweise kaum beworben. Namibia kann auch nicht wirklich Interesse daran haben, sich zum reinen Camping-Paradies zu entwickeln.
Was Tourismuseinnahmen in Namibia anbetrifft, läuft sicherlich vieles falsch. Die Preise für Unterkünfte steigen und steigen - nicht überall aber vielerorts - und werden zunehmend unattraktiv. Das muss nicht repräsentativ sein, aber eine (Un)Logik , die wir von Anbietern teilweise gehört haben, ging so: Ich brauche Summe X pro Jahr zur Kostendeckung, z.B. 1.000.000 NAD. Wenn 500 Gäste pro Jahr kommen, dann müssen pro Gast also mindestens 2.000 NAD berechnet werden. Wenn nun im nächsten Jahr nur noch 400 Gäste kommen, dann teilt man den Deckungsbetrag auf die wenigeren Gäste auf und verlangt eben mindestens 2.500 NAD. Im Folgejahr kommen aufgrund des höheren Preises dann noch weniger und man erhöht wieder den Preis und kommt in eine sich selbst verstärkende Spirale, die zwangsweise in den Untergang führt. Darauf zu hoffen, dass die Gästezahlen trotzdem irgendwann wieder anziehen, ist keine realistische Strategie. Durch den veränderten Wechselkurs sind viele Preise nun erst einmal wieder deutlich gesunken, aber es ist zu befürchten, dass eben dieser Wechselkurs auch die Begründung für neue kräftige Preissteigerungen sein wird.
An anderer Stelle lässt Namibia jede Menge Geld liegen. Die Eintrittspreise für die Nationalparks wurden seit 7-8 Jahren nicht erhöht und die Einnahmen dürften sich inflationsbereinigt mittlerweile fast halbiert haben. Für Damaraland, Kaokoveld usw. zahlt man nicht einen Cent Eintritt. Das ist ja irgendwo auch schön und man will als Tourist nicht überall geschröpft werden. Aber ich fände es absolut angemessen, da wie z.B. für das Permit in der Palmwag Concession einen kleinen Obulus zu zahlen. Wenn das Geld dem Naturschutz zugute kommt und daraus z.B. Locals entschädigt werden, denen Löwen eine Kuh weggebissen haben, dann fände ich das völlig akzeptabel.
In Namibia kommt aus meiner Sicht erschwerend hinzu, dass die enorm wichtigen staatlichen Player im Tourismus keinen guten Job machen. Einige deutsche Reiseveranstalter scheinen mit der Arbeit des Namibia Tourism Board zwar zufrieden zu sein, aber aus meiner Sicht machen die einen schlechten Job. Über Air Namibia und wie sehr die zuletzt dem Tourismus in Namibia geschadet haben, will ich mich gar nicht neu auslassen. NWR ist vom Management her und insbesondere im Vergleich zu SANParks in Südafrika eine Katastrophe. Zum Beispiel ist die neu gestartete Rabattkarte "Nam Leisure Card" für Touristen aus Europa komplett unattraktiv - die Konditionen sind geradezu eine Frechheit. Wenn man für so einen Mist Ressourcen verschwendet, dann muss man sich nicht wundern, wenn es im Tourismusgeschäft nicht wie gewünscht läuft. Dazu muss es auch gar nicht absolut gesehen schlechter werden. Wenn man selbst seit Jahren auf der Stelle tritt, während andere sich nach vorn entwickeln, dann fällt man im Wettbewerb eben auch zurück.
Beste Grüße
Guido