Tag 27 – Dienstag, 18. Juli – Makgadikgadi von Ost nach West
Tree Island Campsite – Boteti River Camp
Welch eine ruhige Nacht. In himmlischer Abgeschiedenheit – der nächste Mensch war vielleicht 20 Kilometer entfernt – schliefen wir, bis uns die ersten Vogelrufe weckten. Die Luft war recht frisch, daher frühstückten wir nicht sehr lange,
sondern machten voran und fuhren gegen halb neun Uhr los.
Die Sonne stand noch tief und goss ein warmes Licht über die weiten Grasebenen und kleinen Salzpfannen, an denen wir vorbeikamen. Sehr viele Termitenschmätzer saßen auf Büschen oder flogen durch die Luft.
Neben der Fahrbahn schreckten zwei Löffelhunde auf, die wir erst bemerkten, als sie vor uns davonliefen. Zum Glück drehten sie sich nach einigen Metern nochmal um.
Nach ein paar Kilometern machten wir einen kleinen Abstecher nach Osten und schauten uns die Njuca Hills Campsite an. Die Stellplätze lagen auf einem kleinen Hügel, hatten ebenfalls Eimerdusche und Plumpsklo und eine schöne Aussicht. Zwei Weißbürzel-Singhabichte flogen von einem Baum auf, der eine trug eine Beute. Sie verschwanden aber so rasch, dass wir nicht genau erkennen konnten, um was es sich handelte.
Dann fuhren wir Richtung Khumaga. Die Strecke verlief gerade nach Westen, die Fahrbahn wurde immer übler. Entweder bestand sie aus fiesem Wellblech oder war total tiefsandig. Wir reduzierten den Reifendruck und fuhren möglichst zügig über die Bodenwellen. Das klappte zwar einigermaßen, und das gute Fahrwerk tat seinen Teil, aber dennoch wurden das Auto und wir ordentlich durchgeschüttelt, und in den Schubladen wurde alles durcheinandergerappelt. Wir waren froh, wenn wir kurz anhalten und verschnaufen konnten. Abschnittsweise fuhren wir entlang abgebrannter Grasebenen durch trostloses schwarz-graues Ascheland. Wir sahen einige Strauße und ein paar einzelne Oryxantilopen.
Hier hielten wir uns nicht lange auf und folgten ohne große Umwege den Wegweisern Richtung Boteti.
Als wir dort ankamen, sahen wir auch wieder mehr Tiere, obwohl wir feststellen mussten, dass der Boteti im Grunde kein Wasser mehr führte. Von einem Fluss war ohnehin nicht mehr zu reden. An manchen Stellen im Flussbett stand in weit auseinanderliegenden, seichten Tümpeln noch ein wenig Wasser. Dort konzentrierten sich alle Wildtiere: Unmengen an Zebras, viele Gnus, einige Elefanten, Giraffen und Hippos. Es war traurig zu sehen, wie all die vielen Tiere mit dem kleinen Rest Wasser auskommen mussten.
In den trockenen Flussauen sahen wir einen noch sehr gut erhaltenen Elefantenkadaver. Friedlich, als hätte er sich zum Schlafen niedergelegt, ragte der graue Leib neben einer Gruppe Hippos empor. Lange konnte er dort noch nicht liegen, denn es waren noch keine Geier zu entdecken. Wir fuhren an der Khumaga Campsite vorbei ein Stück nach Norden, dann kehrten wir um und verließen den Nationalpark. Am Tor bezahlten wir noch die Parkgebühr für gestern und heute.
Durch den trockenen Fluss konnten wir nun leicht selbst fahren, wo sonst die berühmte Fähre Autos auf die andere Seite bringt.
Im Ort fuhren wir zum Boteti River Camp, wo wir schon vor Mittag eintrafen. Wir waren noch die einzigen Gäste und erhielten Campsite Nummer 1. Dort machten wir eine sehr lange Mittagspause, aßen Avocado-Thunfisch-Salat, duschten und ruhten uns aus. Nach den letzten Tagen ohne Pause tat dies richtig gut.
Ruth versuchte, ein paar Vögel auf dem Gelände des Camps zu finden.
Rotbauchwürger
Camaroptera
Schieferschnäpper
Maskenbülbül und Weber
Erst kurz vor vier brachen wir zu einem letzten Gamedrive auf, fuhren nochmal in den Park
und knapp 10 Kilometer nach Norden zu den Hippo Pools. Aber auch dort war es dasselbe Bild: Totale Dürre
oder nur wenig Wasser, um das alle Tiere konkurrierten.
Ein Stück fuhren wir unten am ausgetrockneten Boteti entlang und kamen nun genau an dem nur wenige Tage alten Elefantenkadaver vorbei. Und jetzt hatten sich auch schon die ersten Gäste zum Leichenschmaus eingefunden und warteten in den Wipfeln der umliegenden Palmen darauf, dass das bevorstehende Festmahl beginnen konnte.
Bei schwindendem Licht machten wir uns zum Sonnenuntergang hin wieder langsam auf den Heimweg.
Gabelracke
Von überall her strebten die Tiere zu den letzten verbleibenden Pfützen, und es hing dichter Staub in der Luft.
Gegen sechs Uhr verließen wir am Gate wieder den Park. Uwe wollte nach zweimaligem Registrieren eigentlich direkt vorbeifahren, als ihm jemand durch Winken bedeutete, dass er ins Büro müsste. Also wurde brav angehalten und Folge geleistet. Im Büro war schon alles stockdunkel. Eine Rangerin leuchtete mit ihrer Handylampe. Uwe notierte alle für das Ausgangsregister wichtigen Daten. Lediglich die Nummer unseres Permits wusste er nicht auswendig, denn dieses lag im Auto. Das sollte aber kein Problem sein, denn diese Information fehlte mindestens bei jedem zweiten Eintrag im Buch. Aber nein: „That’s important!“ Uwes Hinweis, dass die vorherigen Einträge anscheinend auch in Ordnung gewesen waren, wurde mit einem erneuten: „But it’s important!“ quittiert. Aha! Uwe starrte die Rangerin an. Diese verzog keine Miene. Uwe musste grinsen und wandte sich mit einem „If it’s IMPORTANT, I will go to the car and bring the permit“ von der Dame ab. Hochzufrieden registrierte sie, wie er danach die gewünschte Nummer in die Liste schrieb und nun alles in bester Ordnung war.
Im Camp zurück machten wir Feuer, kochten Kartoffeln und grillen eine Boerewors. Nun ist unser Kühlschrank fast leer, wenn wir morgen wieder nach Maun kommen.