14. Tag/ 03.10.2018 Hohenstein Lodge
232 km
Wir haben heute entspannt ausgeschlafen und frühstückten erst um 8 Uhr, denn wir hatten Zeit und keine riesige Fahrstrecke vor uns.
Fazit Namib Guesthouse
Wir haben uns sehr wohl gefühlt. Das Personal war freundlich, hilfsbereit und sie konnten auch deutsch. Das Frühstück ließ keinerlei Wünsche offen. Das Guesthouse ist recht zentral gelegen und man kann, wenn man will, alles fußläufig erkunden. Auch der Wäschereiservice vor Ort hat wunderbar funktioniert und war sehr preiswert. Wir würden es auf alle Fälle weiterempfehlen!
Wir nutzten das erstaunlich gute Wetter mit blauem Himmel für eine kurze Fotostop Autotour durch Swakopmund. Ziel war der rot- weiße Leuchtturm, der alte Bahnhof und die Perlhühner.
Wir waren uns die letzten Tage unschlüssig, auf welchem Weg wir zu unserer nächsten Übernachtung, der Hohenstein Lodge fahren sollten. Ausgeschlossen werden konnte die Fahrt über:
- die Robbenkolonie am Cape Cross, da wir genügend Robben in Walvis Bay gesehen hatten.
- die immer noch geschlossene Ameib Ranch, so dass uns leider der Anblick der Felsformationen Bull ´s Party, Elephant´s Head und die Felszeichnungen in der Philipps Cave verwehrt wurde.
Wir haderten allerdings mit einem Zwischenstop an der Spitzkoppe, da im Erongo kurz davor mehrere Überfälle auf Touristen stattgefunden hatten. Ich hatte tagesaktuell den Überfall eines deutschen Paares im Forum gelesen, deren Brutalität uns echt geschockt hatte und es sicher ein Horrorerlebnis ist, dies durchmachen zu müssen.
sutiv1194 hatte den Überfall selbst erlebt und im Forum wie folgt beschrieben:
„Noch kurz zum eigentlichen Vorfall: Die Angreifer sind erschreckend gewaltbereit auf uns losgegangen, konnten binnen einer Sekunde die Beifahrertür öffnen und versuchten meine Freundin mit Gewalt aus dem Auto zu zerren. Ein zweiter Mann schlug mit einer Axt auf den Hinterreifen ein, ein dritter Mann mit einem Knüppel auf die Fahrerscheibe. Innerhalb der darauffolgenden ca. 30 Sekunden konnten wir uns wehren, das Auto neu starten und fliehen. Bei unserem Fluchtversuch mit defektem Reifen folgten sie uns mit runtergelassener Scheibe und gezückter Axt noch einige Kilometer bis uns Gott sei Dank andere Fahrzeuge entgegen kamen und stoppten. Hätten diese Fahrzeuge nicht gestoppt, möchte ich nicht wissen, wie die Geschichte weiterverlaufen wäre...
Wir haben körperlich keinerlei Schaden genommen. Entwenden konnten uns die Angreifer auch nichts. Zu Verdanken ist das jedoch keiner ausgeklügelten Taktik sondern vielmehr ein paar richtigen Reflexen, einer Flasche Pfefferspray im Handschuhfach und einer gewaltigen Portion Glück!!!“
Auch wir hatten nach dem Lüderitz Vorfall etwas von unserer Unbekümmertheit eingebüst und hatten nun ein komisches Gefühl, diese Fahrtstrecke durch den Erongo zu fahren. Wir entschlossen uns, trotzdem den Weg zur Spitzkoppe zu wählen und vor Ort das Bauchgefühl entscheiden zu lassen, ob wir mit unserem Gepäck im Auto dort anhalten oder gleich wieder weiterfahren.
Wir fuhren von Swakopmund auf der teergepflasterten, viel befahrenen B2 hinter etlichen LKWs und auch Wohnwägen her, auf deren Hänger sich Geländewagen befanden. Wir fuhren auf die D1918, bogen kurz darauf auf die D3176 und fuhren direkt auf das Spitzkoppenmassiv zu. Die Pad war recht wellblechig. Wir fuhren an einigen Verkaufsständen vorbei, immer wieder winkten uns Kinder oder bunt gekleideten Herero Frauen zu und zeigten hochhaltend ihren Schmuck oder ihre selbstgemachten Gegenstände.
Das Spitzkoppenmassiv wird das Matterhorn Namibias genannt und besteht aus der kleinen Spitzkoppe (1.580m) und der großen Spitzkoppe (1.728m). Am Gate bezahlten wir den Permit in Höhe von 185 NAD.
Wir fuhren zum Felsentor (Rock Arch), der wunderschön in der Sonne lag. Wir überlegten kaum- wir fühlten uns trotz Gepäck im Auto sehr sicher und so spazierten wir zum Felsenbogen. Greg hatte bei der Hitze zunächst gar keine Lust auf Wandern und seine Unlust ließ er sich kurz anmerken, aber dann genossen wir beide unheimlich den atemberaubenden Blick auf die Felslandschaft des Spitzkoppengebiets.
Danach fuhren wir zu den Rock Pools und staunten über die runden Kugeln.
Wir fanden es hier beide landschaftlich unglaublich toll und genossen diese Landschaft auch bei einer kleinen Rundfahrt über das Gelände mit den einsamen Campingstellplätzen. Wir verzichteten bei der Hitze auf das Bushmans paradise- aber man kann ja manchmal nicht immer alles machen und so haben wir auch einen Grund, wiederzukommen. Wir überlegten uns, dass es sinnvoll sein könnte in der Spitzkoppenlodge zu übernachten, da es hier bestimmt einen überwältigenden Sternenhmmel zu bestaunen gibt. Man sollte wirklich das Spitzkoppengebiet unbedingt besuchen- wir waren heilfroh, dass wir diesen kleinen Umweg doch gewagt hatten.
Wir fuhren weiter auf der D3176 und spürten deutlich das Wellblech. Wir kamen an Ziegenherden, Baracken und an schneeweißen Sträuchern voller Straßenstaub vorbei. Einmal winkte uns ein Mann auf dem Weg zu sich her- wir fuhren allerdings aus Sicherheitsgründen misstrauisch vorbei.
Wir bogen auf die D1930 und erreichten um 15 Uhr die Hohenstein Lodge, wo wir von Johanna mit einem Aperitiv begrüßt wurden. Bei der Anfahrt zur Lodge war Greg zunächst skeptisch, aber das Zimmer mit Blick auf den Hohenstein war einfach nur fantastisch. Die Hohenstein Lodge war die zweite Wahl- Logi, aus dem Forum hatte diese uns als Ersatz für die bereits gebuchte, aber plötzlich geschlossene Ameib Ranch, empfohlen. Herzlichen Dank dafür, denn Du hast mir somit einen wunderschönen unvergesslichen Moment geschenkt!
Wir nahmen Kaffee, Kuchen und Kokoskekse zu uns. Greg war es heiß und so sprang er sogar das erste Mal überglücklich in den Pool. Er freute sich riesig- so kannte ich ihn gar nicht- ein Nichtstuer und Lodger!!! Er wollte weder die drei Lodge Trails noch den Sundownerwalk laufen. Nein Greg wollte tatsächlich Urlaub machen und relaxen…. Naja, es sei ihm gegönnt, schließlich ist er der alleinige Fahrer und muß sich so tagtäglich auf die Fahrtstrecke konzentrieren, während ich als Beifahrer einfach nur genießen darf.
Ich hingegen hatte immer noch Hummeln unterm Hintern und wollte ein wenig wandern. So ging ich alleine aufs Zimmer und wurde von meinen Karlsruher Nachbarn auf eine Giraffe aufmerksam gemacht, die direkt vor unserer Terrasse stand. UNGLAUBLICH MAGIC!!! Ich sah eine weitere Giraffe mit ihrem Kind und wir beobachteten entzückt die drei. Ich fand das wirklich mega und wünschte mir den am Pool lodgenden Greg herbei. Er erhörte mich wohl, kam und sah die drei gerade noch, da sie bereits weiterzogen.
Ich war mega euphorisch und konnte Greg trotzdem nicht überzeugen, sich zum 90 minütigen Damara Walk aufzuraffen. Ich vergewisserte mich beim Besitzer über eine gute Wegbeschilderung, da ich insgeheim schon Bedenken hatte, mich alleine zu verlaufen oder nach Sonnenuntergang im Dunkeln noch rumzuirren.
Ich freute mich bereits wie Bolle beim Anblick des ersten freilaufenden Strausses und entdeckte zwei weitere Sträusse in einem Gehege.
Nach nur 10 Minuten sah ich zwei Giraffen- was für ein MAGIC MOMENT. Ich war völlig geflasht und voll Adrenalin, hier alleine ungeschützt in der Wildnis mit diesen edlen Tieren zu stehen. Wir musterten und beobachteten uns gegenseitig und ich vermisste Greg in diesem unbeschreiblich schönen Moment. Nach ein paar Minuten trabten sie in meine weitere Marschrichtung davon, so dass wir uns bereits nach wenigen Minuten wieder begegneten. Wahnsinn- welch Glücksmomente-ich freute mich enorm und fotografierte. Sie taxierten mich und ich war von diesen edlen, klugen und vorsichtigen Tiere fasziniert. Leider trabten sie bald in die Weite davon und es sollte auf dem Weg kein Wiedersehen mehr geben, da der gut ausgeschilderte Weg in eine andere Richtung zeigte
Der Hohenstein leuchtete herrlich in der Abendsonne und ich beobachtete noch eine große Springbockherde.
Voller Euphorie kehrte ich zu Greg zurück. Ich schrieb Netti per whatsapp von meinem unvergesslichen Giraffen Erlebnis und sie fragte mich „ und wenn der Löwe gekommen wäre“. Ich anwortete: „Da gibt’s wohl keine.“. Si erwiderte: „Jaaa, da habe ich auf Onguma auch gedacht.;-)Afrika ist überall,-)!!“
Im Souvenirshop kaufte ich mein erstes Souvenir, das es redlich verdient hat- eine Giraffe, die mich immer an diesen unglaublichen Moment erinnern soll. Bis dato war ich gar kein Giraffenfan, aber auf dieser Lodge war es um mich geschehen. Das Abendessen wurde auf der Terrasse serviert und netterweise wurden die Individualtouristen wurden von den Gruppenreisenden separiert. Es gab eine leckere Spinatquiche, Antilopengulasch mit Reis und Pudding.
Unser Nachbartisch sprach mit dem Chef des Hauses über die Tiere der Farm. Er erzählte, dass sie seit gestern ein Tier (war es ein Zebra?) verloren hätten, da es Leoparden oder Geparden gerissen hätten. Nur gut, dass ich vorher nichts von deren Existenz wusste- mir wurde beim Gedanken, auf diese während der Wanderung zu plötzlich zu stoßen, ganz anders. Der Lodge Besitzer versicherte aber, dass diese sich verstecken, sie kaum zu Gesicht bekommt und sie eh kein Interesse an Menschenfleisch hätten.
Somit hatte Netti ja Recht behalten: Afrika ist überall!