Orientierungslos nach Opuwo
Bei herrlichem Sonnenschein nehmen wir Abschied von Etaambura. Carsten geht von nur ca. 4 Stunden Fahrzeit aus, ich habe im Hinterkopf was von 7 Stunden - es wird wohl was dazwischen, also weiterhin kein Stress. So ist es genau 10 Uhr als wir ein letztes Mal auf der Plattform stehen und dann den Hügel hinunterfahren.
Unten auf der großen Fläche sind zwei Jungs dabei, ihren Esel echt zu schinden, wir können nicht anders und brüllen ein energisches „Hey“ in ihre Richtung, was zumindest für einen Moment etwas Wirkung zeigt.
Für uns geht es weiter und weiter.
Für mein Gefühl müssten wir längst auf die 3707 kommen ...
Vereinzelt sehen wir mehr oder weniger verlassene Kraals, selten auch Menschen und ihr abgemagertes Vieh. Es ist ziemlich holprig, aber kein echtes Problem. Mit der Papierkarte dem Schoß versuche ich, unsere Position zu finden, das Navi rechnet sich einen Wolf und korrigiert die Ankunftszeit kontinuierlich nach hinten.
Mächtige Baobas – von der D3707 keine Spur.
Dann Sand und Steine, steil und immer steiniger, die Andeutung einer Spur ist aber zum Glück erkennbar.
Wir halten an zum Streckenrat und erkennen, wir sind auf einem völlig anderen Trip. Irgendwann kommen wir wohl auf die 3703 und von Nordwesten nach Opuwo. Keiner hat eine Idee, was uns erwartet, gleichzeitig ist aber klar – es gibt kein zurück! Viel zu lange sind wir schon unterwegs. Mit einer gewissen Anspannung rumpeln wir weiter. Die Anzeige der Höhenmeter macht mich auch nicht ruhiger, der Gedanke an eine steile Abfahrt sorgt für feuchte Hände ... Es ist anstrengend, aber irgendwie geht’s doch. Das Navi aktualisiert unaufhörlich eine neue Ankunftszeit und ich, geübt im Dreisatz, stelle dem Ranger die geforderte Durchschnittsgeschwindigkeit zur Verfügung. Ansonsten sind wir eher still geworden mit ohne Sinn für Fotos. Sehr schade im Nachhinein. Ein paar Mal halten wir die Luft an – lose Steine, scharfe Kanten, hohe Absätze - aber es geht alles gut. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir die ersehnte Schotterstraße.
Jetzt ist dringend eine Pause angesagt, es wird nur ein kurzer Stopp an der Straße, Fahrerwechsel im Hillux und von Kerstin der Wunsch, bei Verfügbarkeit von der Campsite in die Lodge zu wechseln. Dem stimmen alle gerne zu. Weiter geht's auf guter Strecke, die bis nach Opuwo führt.
Und hier ist am späten Freitagnachmittag mal richtig was los!
Erst noch ein Tank- und ATM-Stopp und dann den Hügel hinaus zur Opuwo Country Lodge, wo wir – anders als beim frühen Buch-Versuch – sofort zwei Zimmer beziehen nebeneinander können. Eine Stunde später auf einen eiskalten Iona als letzten gemeinsamen Apero bei den Casimodos auf der Terrasse und dann sind wir ready fürs Buffet. Erleichtert darüber, dass wir die Strecke gut geschafft haben, verbringen wir einen schönen Abend. Die Anstrengung und auch die Anspannung stecken uns aber deutlich in den Knochen.