31. August 2015 – Von Halali nach Onguma
Unser letzter Tag im Etosha NP bricht an.
Wir checken ohne Stress aus und machen uns nach dem Frühstück auf den Weg Richtung Lindequist Gate.
Da wir gestern im „Landesinneren“ unterwegs waren beschließen wir heute am Pfannenrand entlang zu fahren.
Zunächst widmen wir uns dem Projekt „Gelbschnabeltoko“. Obwohl diese Vögel ja in Mengen hier unterwegs sind, haben wir es bis heute nicht geschafft, einen in gutem Licht zu erwischen. Am ersten Etosha-Tag hieß es immer noch: „
Toko, bitte sofort anhalten!“- und es wurden unzählige Fotos im Gegenlicht geschossen. Am zweiten Tag wurde dann bei einer Toko-Sichtung immerhin überlegt: „
Sollen wir oder sollen wir nicht?“ (und trotzdem haben wir wieder viele Foto bei miserablen Lichtverhältnissen von nahezu unsichtbaren Tokos hinter Zweigen geknipst). Diese Vögel scheinen eine Vorliebe für Gegenlicht zu haben
. Am dritten Tag schauten wir uns bei der Sichtung eines Tokos nur noch fragen an und meistens gab es ein knappes „
Gegenlicht“ oder „
falsche Seite, fahr weiter“ zu hören - die Stopps wurden deutlich weniger. Heute - am 4. Tag - klappt es nun endlich...
Auf der Weiterfahrt sehen wir Kuhantilopen – man weiß nicht so recht, ob man sie hübsch oder hässlich finden soll – wir entscheiden, dass auf jeden Fall die Ohren sehr schön und kuschelig sind
....
Wenig später ein Elefanten-Roadblock.
Wir zögern eine gute Weile mit der Weiterfahrt, weil linkerhand immer noch ein einzelner Kleiner steht.
Man weiß ja nicht, was sich dort noch verbirgt, bzw. wann er beschließt zu kreuzen...
.Ärger brauchen wir heute keinen....
Irgendwann holen wir tief Luft und fahren todesmutig vorbei.
Eine gute halbe Stunde lang gibt es nichts am Wegesrand zu entdecken - ja, das muss man an dieser Stelle mal ganz klar sagen: die Fotos (und ich denke, das ist in jedem Bericht so) täuschen natürlich darüber hinweg, dass man auch lange Passagen mit wenig bis keinen interessanten Begebenheiten oder Sichtungen ertragen muss
!
Wir freuen uns daher sehr als diese beiden Elefanten auftauchen
. Dieses Mal zwei sehr große weißgraue, die auf unserer rechten Seite in hübscher Landschaft entspannt zwischen den Büschen fressen.
Weiter geht’s – und immer wieder blicken wir über die weite Ebene
und starren auf kleine schwarze Punkte am Horizont
. In diesem Fall waren es – wenn ich mich richtig erinnere –keine Gnus
, sondern Strauße.
Wir halten aber natürlich auch mal wieder für Gnus
– und betrachten versonnen ihre Schönheit und Anmut
.
Mich interessiert allerdings mehr der Sekretär daneben
, der offensichtlich auf Jagd ist. Leider entfernt er sich immer mehr von uns.
Auf meine Wunschliste für eine eventuelles Nächstesmal kommt „
Sekretär in gutem Licht ganz nahe, möglichst auf Jagd!“
Vor Kalkheuwel treffen sich die Wege wieder und wir machen natürlich einen Abstecher dorthin, denn große Elefantenherden schaut man sich ja immer gerne an
.
Keine Sorge – Ihr bleibt verschont – hier gibt es heute keine Dickhäuter und somit auch keine Bilderflut! Schon sehr erstaunlich, wie unterschiedlich der selbe Spot an zwei Tagen hintereinander wirkt....
Trotzdem ist die Wasserstelle natürlich nicht verwaist und wir schauen eine Weile dem Treiben zu. Das undichte Rohr kurz hinter der Pumpe lässt weiterhin Wasser in Richtung Matschloch fließen.
Vor Ort sind momentan Familie Warzenschwein, zwei auf Krawall gebürstete Impalas und ein einzelner Oryx, den wir gestern hier gar nicht gesehen haben.
Ach, da sitzt ja ein Weißrückengeier – Geier sehen wir leider auf dieser Reise sehr wenige....
Sehr entgegenkommend von Etosha finde ich, dass hier noch schnell zwei Probleme gelöst werden, bevor wir den Park verlassen:
1. Irmela hatte ja gestern große Bedenken, ob die Zebras die Nacht ohne Zugang zum Wasser überleben würden und wollte eigentlich gerne vor Ort bleiben, bis dies geklärt ist
. Heute nun kann sie aufatmen – ohne Störung durch die grauen Riesen kann ausgiebig getrunken werden
.
2. Nach 4 Reisen ins südliche Afrika fehlt mir immer noch ein erwachsener Gaukler
!! Manch einer lacht da schon drüber und kann es gar nicht glauben... aber es stimmt und macht mich sehr unglücklich
.
Heute nun soll damit ein Ende sein – über uns kreist ein Greifvogel
.
Dank meines nagelneuen Raptor Guides weiß ich heute, dass es sich um eine Gauklerin handelt, Bateleur Eagle female adult.
Juhu – dass dies noch wahr werden durfte
. Ich bin völlig aus dem Häuschen und der Rest des Tages ist mir eigentlich jetzt schon egal – denn sie landet sogar und wir können ein paar schnelle Fotos schießen. Leider sitzt sie nicht optimal, dreht uns ständig den Rücken zu und ist auch sehr unruhig – dauernd schaut sie sich um – aber hallo – ist mir so was von egal – Gaukler ist Gaukler – ich bin ja bescheiden geworden
!
Bald fliegt sie wieder ab und auch wir machen uns auf den Weg – nächstes Ziel ist Chudop. Ein sehr schönes Wasserloch mit einem weiten Blick.
Ich schaue natürlich nur den Grüppchen am Wasser beim Trinken zu
Renate aber hat das Fernglas in der Hand und meldet ein Rhino auf halb zwölf Uhr –ganz weit hinten im Grün!!! Rennade, die Super-Spotterin!!!
Obwohl wir so weit weg sind, scheint es sich gestört zu fühlen, steht auf und verschwindet im Gebüsch. So, jetzt hatten wir also jeden Tag im Park Spitzmaulnashornsichtungen
!! Davon hätte ich nicht mal zu träumen gewagt....
Wir widmen nun unsere Aufmerksamkeit dem Studium der unterschiedlichen Trinkgewohnheiten von Giraffen. Mit gestreckten und abgewinkelten Beinen.
Viel Spaß haben wir mit den Warzenschweinen, die sich genüsslich suhlen und kratzen.
Hier das Arbeitsblatt „Antilope“ für Rennade: „
Kreise immer vier gleiche Antilopen ein und benenne sie. Bei welcher Antilopenart fehlt ein Exemplar?“
Ich liebe Kudus – allein schon der großen Ohren wegen....deshalb müsst Ihr euch jetzt ein paar anschauen, also ganze Kudus, nicht nur Ohren!
Insgesamt herrscht ein friedliches Mit - und Durcheinander hier am Wasserloch Chudop
Mit einem Blick auf weitere Giraffen, die von überall her auftauchen
verlassen wir diese schöne Stelle und nehmen Kurs auf unser letztes Wasserloch im Etosha NP, Koinachas.
Dort herrschen aber schlechte Lichtverhältnisse und irgendwie sind wir auch gesättigt von unseren bisherigen Sichtungen – also statten wir zur Mittagszeit Namutoni noch einen kurzen Besuch ab zwecks Tanken, Pinkeln und ein bisschen was Vespern. Anschließend der gemeinsame Beschluss: wir wollen jetzt zu unserer angeblich so schönen Lodge, dem Onguma Bushcamp fahren und dort ein bisschen chillen!
Während wir am Gate darauf warten, dass wir mit der Desinfektion an der Reihe sind ziehe ich ein Fazit zu Etosha:
Unterkünfte: mir hat es sowohl in Okaukuejo (Waterholechalet, eher klein, aber sehr schön) als auch in Halali gefallen. Dort hatten wir zwei Bushchalets, die eigentlich identisch waren von der Bauweise her (beide sehr geräumig mit kleinem Wohnzimmer inkl. Küchenzeile, Bad und separater Platz mit Spiegel zum Föhnen oder so, großes Schlafzimmer mit Sessel). Hier konnte ich aber mal ganz deutlich erleben, was Inneneinrichtung bewirken kann: das Chalet von Irmela und Rennade war mit Bildern dekoriert, die Vorhangstangen waren hübsch und die Vorhänge von gleicher Länge. Bei mir waren die Wände nackt, die Vorhangstangen eben Stangen und die Vorhänge waren unterschiedlich lang. Mir ist so was piepegal im Urlaub – aber es war beeindruckend, wie unterschiedlich die Chalets dadurch gewirkt haben! (In den heute beginnenden Herbstferien werde ich auf Grund dieser Erfahrung in meiner Wohnung dies und das versuchen zu optimieren
). Das Essen in den Camps hat satt gemacht (in Okaukuejo fand ich die Auswahl etwas besser)– aber wie gesagt, ich fahre nicht deshalb nach Afrika. Wenn es mal irgendwo super gut schmeckt genieße ich das, aber es hat unterste Priorität. Die Angestellten fand ich sehr freundlich – ich habe keinen Unterschied zu manch anderen Unterkünften gemerkt.
Sichtungen: auch wenn wir nicht mit Katzen oder spektakulären Aktionen verwöhnt wurden: das Arche Noah-Feeling war zu 100% vorhanden
! Was mir sehr gut gefallen hat war die Tatsache, dass nichts, aber auch gar nichts vorhersehbar ist. Weniger gut hat mir das Autogetümmel an manchen Spots gefallen, vor allem die laufenden Motoren (vermutlich zwecks Klimaanlage) fand ich sehr störend
...
Generell: Etosha hat meine Erwartungen erfüllt – er (der Park) hat seine 2. Chance genutzt, der Unterhaltungswert ist sehr hoch! Allerdings muss ich eine Einschränkung machen: auch wenn die Sichtungen immer wieder überraschend sind – durch die angelegten Wasserlöcher und die Parkplätze dort fehlt natürlich das ganz tiefe Naturerlebnis, das ich in Botswana mitten im Busch so liebe. Dies war mir aber natürlich von vornherein klar und ich war daher nicht enttäuscht – im Gegenteil: die Wiedergutmachung für 2011 ist mehr als gelungen!