9. Kapitel: Die Höhlentempel von Dambulla
Heute verlassen wir Kandy und setzen unseren Reise nach Norden fort. Unser Weg führt uns an die Südspitze des sogenannten kulturellen Dreiecks, in dem sich die bedeutendsten Kulturstätten der Insel befinden. Die nächsten Tage werden wir damit verbringen, diese wirklich sehenswerten Orte nach und nach abzuklappern.
Bevor es aber hochkulturell wird, legen wir noch einen unvermeidlichen Stopp in einem ayurvedischen Gewürz- und Kräutergarten, von denen es in der Gegend eine Vielzahl gibt, ein – ein weiterer Kaffeefahrt-Programmpunkt, auf den wir uns zähneknirschend einlassen.
Wir werden von einem lokalen Führer begrüßt und begleitet, der uns als Botanik-Amateuren recht interessante Dinge über Pfeffer, Vanille und Co zu erzählen hat. Etwas übergriffig wird man gedrängt, sich (hoffentlich) hautpflegende Produkte ins Gesicht schmieren zu lassen. Und dann wird uns noch eine kostenlose Nackenmassage angeboten. Originalzitat des lokalen deutschsprachigen Guides: „Massage kostenlos.“ Es wird massiert. Dann: „So, musst du jetzt Geld geben!“
Als letztes geht es in den Shop, in dem man hochpreisige Arzneien und Pflegeprodukte erwerben kann (oder soll?). Wir verzichten einmal mehr auf einen unfreiwillig anberaumten Einkauf.
Zuletzt essen wir in diesem Garten ein frühes Mittagessen in atemberaubender Atmosphäre… Zum Glück gefällt es den Kindern hier – es gibt schließlich Seilschaukeln – was will man mehr…
Glücklicherweise wird dies unser letzter Shoppingstopp der Reise gewesen sein. Man neigt ja dazu, Dinge, die nicht so toll waren auf einer Reise zu verdrängen oder im Rückspiegel zu relativieren. Aber beim Schreiben merke ich, dass ich doch wieder ein wenig sauer werde bei dem Gedanken, wie entmündigend hier mit uns teilweise umgegangen worden ist.
Richten wir den Blick aber auf etwas Positiveres: Der Rest des Tages ist nämlich wirklich ganz toll.
Wir erreichen Dambulla am frühen Nachmittag und steigen sogleich zu den über dem Ort gelegenen Höhlentempeln hinauf.
Ursprünglich wurden die ersten Höhlentempel von Vattagamini Abhaya errichtet. Vattagamini verlor gegen 100 vor Christus seinen Thron an Thamilische Invasoren und musste sich fortan vor diesen verstecken. Hierzu dienten ihm die Höhlen von Dambulla für mehr als 14 Jahre als Versteck. Nach dieser Zeit kehrte er zurück und konnte seinen Thron wiedererobern und die Invasoren aus Sri Lanka verjagen. Als Dank an die Götter ließ er daraufhin aus den Höhlen Tempel errichten. Diese wurden jedoch im Laufe der Zeit von weiteren Herrschern von Sri Lanka restauriert und erweitert.
Vom Plateau hat man eine schöne Aussicht auf das Umland.
Man zieht – wie bei allen buddhistischen Heiligtümern der Insel – am Eingang die Schuhe aus und erkundet die Anlage barfuß – die Gehsteine auf dem Plateau vor den Tempelhöhlen sind heute wegen leichter Bewölkung zum Glück nicht allzu heiß… (Die folgenden Tage werden uns da noch andere Erfahrungen bescheren…)
Fünf mehr oder weniger große Höhlen kann man besichtigen. Insgesamt 153 Buddha-Statuen aus unterschiedlichen Stilepochen warten darin auf den Besucher. Auch finden sich einige wenige Statuen von den Königen, die den Tempelaufbau gefördert haben. Die größte Statue ist ein liegender Buddha in der ersten Höhle (Devaraja Viharaya) – ganze 14 Meter misst die Statue und dominiert damit den engen Höhlenraum.
Besonders beeindruckend ist, dass die Wände und Decken der Höhlen über und über mit Szenen aus Buddhas Leben und Wirken bemalt sind. Dadurch und durch die spärliche Beleuchtung entsteht eine magische Atmosphäre, die ich so bisher an kaum einem anderen Ort auf der Welt erlebt habe. Vor allem die zweite und größte Höhle (Temple oft he great kings) ist für mich ein enorm mystischer Ort, der bleibende Erinnerungen hinterlassen hat.
Wir haben das Glück, dass außer uns nicht viele andere Besucher anwesend sind und so können wir den Tempel und die dort herrschende Stimmung in aller Ruhe auf uns wirken lassen. Ein echter Höhepunkt der Sri Lanka-Reise.
Auch die anderen Höhlen sind beeindruckend.
Der Abstieg führt uns vorbei an einigen neugierigen Hutmakaken.
Den modernen Teil des Tempelbezirks am Fuße des Berges mit dem von weitem sichtbaren kolossalen goldenen Buddha sehen wir nur flüchtig an – wir werden auf dem Rückweg nach Kandy hier noch einen ausführlicheren Stopp einlegen. Dann gibt es auch Fotos.
Am späten Nachmittag erreichen wir unsere neue Unterkunft – die Fresco Water Villa in der Nähe des Sigiriya-Felsens, den wir morgen besuchen wollen.
Das Hotel ist recht klein, die Zimmer sind völlig in Ordnung und die Kinder genießen den Pool, um den sich die zweistöckigen Häuser gruppieren. Das angebotene Abendessen ist aber leider das mit Abstand schlechteste der Reise – hier wird sehr stark für den chinesischen Gaumen gekocht und wenig Wert auf Curry, Roti und Co gelegt, stellt China doch die mit Abstand meisten Gäste der Anlage. Da geht es beim Abendessen in Buffetform auch durchaus laut zu…