Tag 2 21.10.2017 Marakele NP Bontle Campsite
Gefahrene KM: 55
Nach reichlich nachgeholtem Schlaf geht es nach einen leckeren Frühstück ans Lösen einiger autospezifischer kleinerer Wehwehchen.
Problem 1: Irgendeine Warnleuchte leuchtet. Ich meine, es war die ABS-Warnleuchte. Ein Blick ins Handbuch verrät, dass ein Besuch in der Werkstatt ratsam wäre (zwischenzeitlich wissen wir, es gibt fast kein Auto im südlichen Afrika, wo diese nicht immer mal wieder leuchtet).
Problem 2: Die Lenkung wirkte auf der Herfahrt irgendwie ziemlich „schwammig“. Ob das daran lag, dass sich ein Hilux nach normalen Fahrzeugen in Europa immer etwas ungewohnter anfühlt oder es andere Ursachen hat, konnte nicht aufgeklärt werden. Bei uns kam jedoch hinzu, dass das Lenkrad ab ca. 80km/h stark zu vibrieren anfing. Dies, in Kombination mit der gefühlt schwammigen Lenkung und dem Wissen, von nun an viele tausend Kilometer weit weg vom Depot von Bushlore zu fahren, ließ uns dann doch zum Telefonhörer greifen. Auch unser offenbar autoversierter Gastgeber konnte sich auf das Problem keinen Reim machen.
Ein Anruf ergab die befriedigende Erkenntnis, dass wir die ABS-Leuchte ignorieren sollen. Unser „Lenkungsproblem“ konnte nicht wirklich eingegrenzt werden, als wahrscheinlichste Ursache wurde das Aufziehen neuer Räder ohne Spurkorrektur o.ä. angesehen (an alle Autoexperten: bitte nicht hauen, falls das technisch Blödsinn sein sollte. Wir hatten zu Hause noch nie ein Auto und all mein Wissen über Autos habe ich aus Outdoor/Reise-Foren, Blogs und Top Gear). Wir sollten einfach mal weiterfahren, wahrscheinlich würde sich das Problem mit weiterem Abfahren der Reifen erledigen (tatsächlich wurde es mit der Zeit schwächer).
Nachdem die Autoprobleme somit „gelöst“ waren, ging es für uns nach Thabazimbi um im dortigen gut sortierten Supermarkt unseren Ersteinkauf zu erledigen. Wir fanden alles, was wir für die ersten Tage brauchen würden und was unser Einkaufszettel noch so an zwingend notwendiger Grundausstattung aufführte, einschließlich einer lokalen Simkarte.
Abschließendes Fazit Marula Cottages / Thabazimbi: Eine Topunterkunft, auch mit Blick auf das Preisleistungsverhältnis. Freundliche und hilfsbereite Gastgeber, schöne ruhige Lage. Auf dem Weg von Johannesburg in den Norden würden wir hier jederzeit wieder einen ersten Stop einlegen (direkt vom Flughafen in den Park erschien uns zu riskant). Thabazimbi ist als Bergbaustadt keine Schönheit, es gibt aber alles was man braucht. Wer also von Johannesburg aus Richtung Norden aufbricht, kann den ersten Großeinkauf guten Gewissens auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.
Nachdem all die ganzen Vorbereitungshandlungen endlich erledigt waren, ging es endlich Richtung Parkgate, welches sich ein paar Kilometer hinter der Stadt befand. Dort durften wir zum ersten Mal unsere neu erworbene Wildcard (bzw. den Confirmation Letter) vorzeigen, uns wurde der Weg zu unserer Campsite beschrieben und wir durften nach mehr als einem Jahr warten wieder auf Game Drive.
Wir fuhren zunächst die wenigen Kilometer Richtung Campsite, um uns einen schönen Platz auszusuchen (es besteht freie Platzwahl). Es waren einige Plätze besetzt, es gab jedoch noch einen schönen Platz direkt am „Zaun“ des Campingplatzes. Am nächsten Tag waren wir schließlich fast alleine auf dem Campingplatz. Der Park selbst besteht aus zwei Teilen, einem „unteren“ Teil, der weitestgehend flach ist und in dem sich keine Raubtiere befinden und einem „oberen“ Teil, der deutlich bergiger ist und wo es auch Löwen und Leoparden geben soll. Früher war die Bontle Campsite berühmt dafür, dass häufiger NH zu Besuch kamen oder in der Nähe der Campsite grasten. Da wir während unsres Aufenthaltes keine im unteren Teil des Parks entdecken konnten (aber im oberen), weiß ich nicht, ob es im unteren Teil noch NH gibt. Der Vorteil der raubtierfreien Zone im Park ist, dass auf in Südafrika kein Zaun, sondern nur eine Reihe Poller die Grenze markiert und die Tiere sich so frei bewegen können.
Hier sieht man schön die Zweiteilung des Parks. In den oberen Teil geht es durch einen Tunnel unter der Straße, die den Park teilt, hindurch. Im oberen Teil befindet sich auch das schön gelegene Tlopi Tented Camp.
Anschließend richteten wir unseren Camper etwas besser ein, machten und mit der Ausstattung vertraut und legten die erste Nachmittagssiesta des Urlaubs ein.
Langweilig wurde uns dabei zu keinem Zeitpunkt. Dafür sorgte ein steter Strom unterschiedlichster tierischer Besucher. In den Bäumen um uns war ein Cardinal Woodpecker in Aktion (leider ohne scharfes Bild), Kapsperlinge und ein omnipräsenter Gelbschabeltoko wurden immer zutraulicher und zeigten uns bald einen gravierenden Nachteil unserer tollen Campingausstattung: aus unerklärlichen Gründen ist die Unterseite des Campingtisches verspiegelt. Dies führt dazu, dass sämtliche Vögel, die sich dem Tisch so weit genähert hatten, dass sie ihres Gegenübers gewahr wurden, stets alles daran setzten, ihren vermeintlichen Gegenüber zu attackieren. Uns blieb nichts übrig, als die armen Tiere immer wieder zu verscheuchen um sie vor sich selbst zu schützen – ein Problem, dass während des Urlaubs noch wiederholt auftreten sollte.
In der Ferne sahen wir auf der Campsite Grünmeerkatzen herumlungern, die wir aufgrund verschiedener Warnungen im Vorfeld stets im Augen behielten. Auch ein Strauß ließ es sich nicht nehmen, auf der Campsite nach Nahrung zu suchen und flößte uns erst einmal etwas Respekt ein. So aus der Nähe im Stuhl sitzend sind sie doch verdammt groß und über die möglichen Folgen der Kombination von kräftigen Klauen und kleinem Gehirn hatten wir bereits genug Storys gelesen.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags konnten wir eine schöne namenlose Eidechse entdecken.
Irgendwann wurde es dann Zeit, sich auf einen Game Drive zur Erkundung des Parks zu machen. Wir fuhren zunächst einen Loop im unteren Teil und trafen dabei auf die ersten Impals und Zebras des Urlaubs.
Der untere Teil des Parks ist relativ dicht bewaldet, weite Teile waren noch absolut knochentrocken und kahl.
Anschließend fuhren wir durch die Unterführung in den oberen Teil des Parks und dort einmal um den einzigen dort vorhandenen Loop. Hier oben ist die Landschaft deutlich abwechslungsreicher, die Berge sind interessant geformt. Auch hier war jedoch alles trocken und in weiten Teilen auf verbrannt. Es zeigte sich jedoch vereinzelt das erste zarte Grün des Sommers. Wenn es grün ist, muss es hier absolut toll aussehen.
Wir entdecken neben weiteren Zebras zwei Klippspringer neben der Straße, die uns den Gefallen tun, sich kurz in Pose zu werfen.
Auch die erste Gabelracke des Jahres wird digital verewigt.
Als wir schon fast auf dem Rückweg sind, freuen wir uns schließlich, unseren ersten südafrikanischen Elefanten beim Abendmahl beobachten zu dürfen.
Er lässt sich von uns überhaupt nicht stören und mampft sich genüsslich durch das frische Grün. Die Möglichkeit, wenigstens ein paar Elefanten sehen zu können, war mit einer Hauptgründe, weshalb wir am Anfang unserer Route noch den Marakele und den Pilanesberg Nationalpark eingebaut hatten. Diese Pflichtaufgabe hatten wir nun am ersten Tag erfüllt.
Zurück auf der Campsite waren wir schließlich pünktlich zum ersten Sundowner des Urlaubs, den wir in vollen Zügen genießen konnten, während auf der Lichtung vor der Campsite Impalas und Warzenschweine friedlich grasten und der Himmel sich langsam rot färbte.
So ging der erste komplette Urlaubstag zuende und wir testeten erstmals das Bett unseres Zuhauses für die nächsten Wochen.