Dienstag, 02.10. Pretoriuskop – Johannesburg – Flug nach Paris/Mittwoch, 03.10. Ankunft in Paris und Weiterflug nach Berlin
Christian muss heute notgedrungen auch Tee trinken, denn der Kaffee ist alle.
Vielleicht gut so, denn (nicht nur) sein Adrenalinspiegel sollte im Laufe des Tages noch einmal mächtig in Wallung geraten- ich nehme es gleich vorweg, eine Tiersichtung war nicht der Auslöser.
Es ist auffällig, wie schnell der Tag anbricht: um 05:00 h noch recht dunkel, 05:20 h schon fast hell. Bei knapp 20 ° C starten wir um 05:30 h zum letzten richtigen Gamedrive.
Wir schlagen den Weg zum Shlithave Dam ein.Als plötzlich ein Rhino über den Weg läuft, sind wir genauso erschrocken wie das Rhino selbst. Man traut diesen schwerfällig wirkenden Kolossen gar nicht zu, dass sie rennen können. Am Damm läßt sich nur ein Schreiseeadler und ein Graureiher blicken. Wir kehren um und treffen auf Giraffen, Impalas, Zebras, Warzenschweine und Kudus.
Christian entdeckt einen Schopfadler, leider sitzt er so ungünstig in einem Baum, dass kein gescheites Foto zu machen ist.
Wir wollen zum Mestel Dam. Von der S 3, die dort hinführt, sieht man die Stadt, was uns nicht so gefällt.
Am Mestel Damm haben sich einige Autos versammelt. Sie schauen angespannt auf die andere Seite des Dammes. Unser Nachbar klärt uns auf, dass ein Leo rumstrolcht und sie alle rechnen, dass er einen Angriff startet. Nach angestrengtem Suchen durchs Fernglas entdecken wir ihn auch. Tatsächlich setzt er kurz zur Jagd an, aber nur einen flüchtigen Moment können wir ihn beobachten, dann ist er im Gebüsch verschwunden.
WIr treffen noch auf weitere Kudus, Baboons, Impalas und Zwergmangusten, haben mehrere kleine Wasserdurchfahrten, bevor wir wieder ins Camp zurückkehren.
Wir packen, frühstücken und verlassen Pretoriuskop um 09:15 h.
Keybox
Als wir schließlich das Ausgangsgate passieren, bin ich wie immer traurig. 15 Nächte Krüger waren immer noch nicht genug.
Auf der R 538 herrscht reger Verkehr sowohl Autos als auch Passanten sind unterwegs. Die Gegend ist dicht besiedelt, dennoch sind viele Bäume vorhanden, allerdings ist auch der Dreck nicht zu übersehen. In White River fallen uns die vielen Jacarandabäume Palmen und blühenden Sträucher auf. Auch hier ist es belebt, aber es wirkt recht zivilisiert.
Schon seit unserem missglückten Ausflug in den Botanischen Garten am Anfang der Reise (Fotoapparat nicht dabei), habe ich im Hinterkopf, dass wir vor der Rückfahrt zum Flughafen dort eine Stippvisite machen können, um die Fotos nachzuholen. Ich habe Christian im Vorfeld nichts gesagt, weil er dann bestimmt abgesagt hätte (zu wenig Zeit etc). Auch jetzt will ich mein Anliegen nicht direkt aussprechen, sondern mache nur Andeutungen wie: „wir fahren fast am Botanischen Garten vorbei“, „wir liegen noch gut in der Zeit“ usw. Er reagiert aber nicht, bis er mit einem Grinsen herausplatzt: „Nun sag doch, dass du noch dorthin willst“.
Wir laufen nur die wichtigsten Punkte ab, um wenigstens ein paar Erinnerungsfotos zu haben (weitere Fotos hatte ich bereits beim Bericht vom 16.09. eingestellt). Nach nicht mal einer Stunde geht es endgültig nach Johannesburg.
Wir kommen gut voran, ca. 20 km nach Machado Plaza wird es zweispurig pro Richtung. Bei der Highveld Mall bei Witbank stoppen wir, kaufen noch Samoosas und was zu trinken. Christian wird ungeduldig, als es an der Kasse nur langsam voran geht, weil die Kassiererin seiner Meinung nach zu lahmarschig ist. Sie ist wirklich nicht die schnellste, aber es liegt auch an Christians üblicher Nervosität vor dem Rückflug.
Wir wollen kurz vorm Flughafen volltanken und fahren deshalb an einer Tankstelle, die ca. 70 km vor JHB liegt, vorbei. Es ist aber tatsächlich die letzte, wie wir feststellen. Da wir vermeintlich gut in der Zeit liegen und wir bei der Mietwagenfirma nicht den überteuerten Sprit zahlen wollen
, fahren wir an der Abfahrt zum Airport vorbei. Es wird sicherlich gleich eine Tankstelle kommen. Vor der zweiten Abfahrt sieht Christian eine Tankstelle, wir fahren runter, müssen parallel zur Autobahn zurückfahren, die Autobahnbrücke queren, um dann an der Tankstelle zu hören, dass diese keinen Sprit haben – LKW-Streik
Jetzt dämmert es mir: ich hatte vormittags im Radio nebenbei gehört, dass es heute in Nelspruit kein Benzin gibt, aber da es uns nicht betraf, habe ich mir auch keine Gedanken hierzu gemacht. Ok, den ganzen Weg zurück und doch am Flughafen tanken. Als wir parallel zur Autobahn fahren, bekommen wir einen riesigen Schreck: der Verkehr in unserer Richtung steht, es geht nichts mehr
Für den ½ km bis zur Autobahnauffahrt brauchen wir eine gefühlte Ewigkeit. Die Lkws, die bereits auf der Zufahrt stehen, fahren rückwärts. Die Polizei versucht, sich den Weg zu bahnen. Ich lasse das Fenster herunter und frage den Autofahrer neben uns, ob es einen anderen Weg zum Flughafen gäbe. Er verneint. Oh Gott, Christian und mir wird ganz anders. Wenn es in diesem Schneckentempo weitergeht, werden wir unseren Flieger verpassen. Wir kämpfen uns Zentimeter für Zentimeter an diversen auf der Seite stehenden Lkws vorwärts, dahinter geht es erst langsam, dann in normalem Tempo weiter. Als wir gut zwei Stunden vor Abflug ins Parkhaus vom Airport fahren, fällt uns ein Stein von Herzen. Christian begleitet einen Mitarbeiter von Europcar zum Tanken, ich warte stattdessen vor Ort mit unserem Gepäck. Es dauert zwar ca. eine Viertelstunde, aber nun kann nicht mehr groß was schiefgehen. Nachdem wir am Europcar-Schalter die Formalitäten erledigt haben, bringt uns der Mitarbeiter sogar noch bis zum Terminal. Er bekommt unsere Kühlbox und ein Trinkgeld. Glücklich sinken wir im Flieger auf unsere Sitzplätze im Upperdeck. Hier gibt es Zweierreihen, ansonsten kommt uns das Platzangebot identisch mit dem anderen Deck vor. In unseren Augen ein kleiner Vorteil ist das geräumige Ablagefach neben dem Fenstersitz. Das Abendessen ist wieder prima (Kartoffelsalat mit Rindfleisch, Gemüsereis mit Currychicken, Karamelkuchen, Erdbeerjoghurt, Käse). Danach versuchen wir zu schlafen. Sehr zeitig gibt es Frühstück (Joghurt, 2 Brötchen, Marmelade, Butter, Obstsalat, Hefeteilchen, Apfelmus). Mit gut zehn Minuten Verspätung landen wir in Paris. Um zu unserem Anschlussflieger zu gelangen, müssen wir mit der Bahn fahren und dann durch die Passkontrolle. Hier stehen wir ewig an, da wohl mehrere große Flieger fast zeitgleich gelandet sind und nur vier Schalter besetzt sind. Wir und auch andere, deren Anschlussflug zeitnah abhebt, weisen mehrfach das an der Absperrung entlang laufende Personal darauf hin, dass wir unseren Anschlussflug verpassen werden, wenn wir nicht bevorzugt abgefertigt werden würden, aber diese zucken nur desinteressiert die Schultern nach dem Motto: „C’est la vie“ . Wir wollen nichts unversucht lassen und hetzen zu F 45, aber umsonst – das Gate wurde zehn Minuten zuvor geschlossen. Wir werden auf den nächsten Flug umgebucht. Die knapp drei Stunden versuchen wir uns zu vertreiben, indem wir uns mit diversen Tageszeitungen auf den aktuellen Stand bringen, dennoch wird es irgendwann langweilig und kalt ist es im Wartebereich auch noch. Da wäre ein Kaffee zum Aufwärmen das Richtige: für einen kleinen Kaffee werden 1,95 € verlangt, also bitte sofortige Wirkung. Per Bus werden wir zum Flieger gebracht. Bis auf leichte, kurze Turbulenzen verläuft der Flug ruhig. Nicht mal zwanzig Minuten nach der Landung haben wir schon unser vollständiges Gepäck in Empfang genommen. Wir nehmen uns ein Taxi und sind kurz darauf zu Hause.
Tageskilometer: 400 in Afrika