Freitag, 13.04.2018
Lusaka – Tikondane (kurz vor malawischer Grenze)
Heute haben wir noch mehr Kilometer vor uns – ca. 570 sind es. Doch erwartet uns größtenteils wunderbare und meist fast neue Teerstraße! Zunächst aber müssen wir uns noch durch den Lusaka-Stadt-Verkehr wühlen.
Das klappt eigentlich erstaunlich gut, und es ist gar nicht soooo schrecklich voll wie wir es vor 2 Jahren erlebt hatten. Nun ja, damals sind wir auch noch extra-Schleifen durch die Stadt gefahren, in der Hoffnung einen Ort zu finden, wo man uns unsere Gasflasche auffüllt. Da es damals aber ein Sonntag war, hatten wir damit leider keinen Erfolg gehabt….. Stattdessen hatten wir fast 2 zusätzliche Stunden im Stau verbracht!
Das tun wir uns heute nicht an – auch wenn heute KEIN Sonntag ist. Unsere Hoffnung setzten wir noch auf die Tankstelle in Chipata, wo wir diese Flasche ja vor 2 Jahren käuflich erworben hatten. Und morgen ist schließlich auch kein Sonntag – also sollte das vielleicht doch gut ausgehen?
Da gurken wir also fröhlich munter durch den verrückten Verkehr – uns als wir an einer Ampel auf mehrspuriger Straße etwas länger stehen, reißt doch aus dem Nichts heraus einer die Fahrertür auf!
Volker ist so geistesgegenwärtig und macht sie SOFORT wieder zu und drückt den „LOCK“-Knopf. Auf der Beifahrerseite (dort sitzt gerade Joel) taucht im selben Augenblick ein weiterer Kerl auf, und als er merkt, dass er die Tür nicht öffnen kann, verschwinden die Jungs im Wirrwarr der anfahrenden Autos…..
Ja, haben wir das gerade eben geträumt??? Das war eindeutig ein abgekatertes Spiel - zum Glück mißlungen!
Zwar hätten sie eh nichts klauen können, denn wir achten immer SEHR darauf, dass nichts erreichbar und sichtbar vorne rum liegt – die Phones wären auch nicht ein Reichweiter gewesen. Auch sonst halten wir die Fenster in Städten dicht, und stapeln keine Rucksäcke oder Handtaschen nahe an Fenstern (wenn es mal sein muss, lege ich immer mindestens Tücher darauf). Allerdings sind wir durch das „harmlosere“ Malawi wohl doch etwas nachlässig geworden – in Nairobi oder Dar Es Salaam z.B. haben wir IMMER auch die Türen auf „LOCK“!
Das sollte uns wohl eine Lehre sein!
Bald darauf lassen wir Lusaka hinter uns und genießen einfach die Landschaft und die friedliche, freie Straße!
Irgendwo auf dieser Strecke zeigt der Tachostand eine 44444 (ja, Rafiki ist das neueste Auto, das wir je besessen haben!!!)
Einen Augenblick zollen wir unserem treuen Auto Respekt und sprechen ihm unsere Anerkennung zu – jaja, denkt nur alle, ich sei ein bisschen verrückt – das denken unsere Angestellten auch immer, wenn ich mit unseren Hunden und Katzen Gespräche führe….. Letzteres ist zwar für europäische Ohren nicht befremdlich, und daran sieht man mal wieder, wie unterschiedlich Prägungen und Kulturen und Selbstverständlichkeiten sein können!
Leider haben wir keinen Sekt, mit dem wir anstoßen können.
So inspirieren mich die Gedanken an diese 444444 Kilometer immerhin jetzt zu einer
Ode an unseren Landcruiser
So viele Tage, und auch bei Nacht,
Wie viele Kilometer hab‘ ich mit Dir verbracht!
Treu trägst Du uns über Teer und Sand,
Schotter, und Matsch sind Dir wohlbekannt!
Ob weiß oder grau, ob braun oder rot gar,
die Naturfarben steh‘n Dir einfach wunderbar!
…..
Mal surrt Dein Motor gleichmäßig rein,
in hartem Terrain jedoch stellt sich Dein wahres ICH erst ein!
….
Und steht der Matsch dir mal bis zum Hals
Vernehme ich kein Jammern -
Nur Überlebenswille und Abenteuergeist
Die willst Du fest umklammern!
Auf Dich ist Verlass, nicht nur bei Sonnenschein –
Da steigen wir gerne wieder ein!
…..
Nun ist mir dieses Gedicht diesmal nicht zu meiner Zufriedenheit gelungen. Z.B. reimen sich „Hals“ und „Geist“ nicht wirklich gut. Aber es gibt ja so schöne „stilistische Mittel“: nennt man einen misslungenen Reim einfach „Assonanz“, bekommt das Ganze gleich einen besonders künstlerischen Anstrich! UND -schwupps!- ist es ein Meisterwerk!
So ähnlich, wie wenn ein namhafter Künstler eine Leinwand mit Blauer Farbe bepinselt und das Ganze dann als Kunstwerk bezeichnet! Da sagen alle „Aaahhh!! Und „Ooohh!“. Hätte es hingegen ein 3-Jähriger geschaffen, würde man mitleidsvoll lächelnd liebevoll sagen: „Das hast du aber schön gemacht!“ (und denkt sich dabei: der Knabe muss noch ein wenig üben….)
Doch habe ich das Pech, dass ich zwischen den Zeilen meine herauszulesen, dass sich unter meinen Lesern Literaturwissenschaftler befinden. Die werden meinen versuchten Aufwertungen meiner misslungenen Zeilen möglicherweise widersprechen. Und das müssen sie auch – denn während ich so darüber nachdenke, stelle ich fest, dass mir nicht einmal eine „Assonanz“ gelungen ist, sondern lediglich ein „unreiner Reim“ (aber auch das kann man als Stilmittel verwenden! Jaja, also das ist gewiss alles künstlerisch so gewollt!)
(Insofern: auch, wenn ihr immer wieder betont, dass ihr Euch auf diesen Seiten nicht beruflich tummelt: literarisch verbessernde Hinweise sind hiermit ausdrücklich erwünscht!)
Also, irgendwie will das mit einem würdigenden Lancruiser-Gedicht gerade nicht so richtig funktionieren.
Vielleicht ist das der Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich DRINGEND mal wieder einen fahren sollte!!!!! (ich glaub, ich hab nach 4 Monaten im deutschen Verkehr ernsthafte Entzugserscheinungen….)
Ich sollte nicht so abschweifen, sondern lieber zusehen, dass ich diesen Bericht endlich zum Abschluß bringe!!!
Also weiter geht’s auf dieser wunderschönen Straße. Wir genießen nochmal die Weite und Wildnis Zambias um uns herum, bevor es morgen wieder ins überbevölkerte Malawi zurück gehen wird.
Vor der Luangwa-Bücke machen wir noch einen Halt im rustikalen Bridge Camp,
(dieses Bild ist von 2016, damals hatten wir noch ein Dachzelt. ich habe die Bilder hier drin, falls jemanden das Bridge Camp interessiert)
quatschen eine Runde mit dem etwas abgedrehten Besitzer, sitzen eine Weile auf der Terrasse
und überblicken das Luangwa-Tal,
bevor wir uns zur letzten Etappe dieses Fahrtages aufmachen.
Kurz bevor die Sonne sich verabschiedet treffen wir im Tikondane-Guesthouse ein („Tikondane“ ist übrigens Chichewa, denn die Chewa leben auch über die Grenzen Malawis noch bis in den östlichen Teil Zambias hinein, und es bedeutet „Let us love one another“).
Da uns nicht ganz klar ist, ob die österreichische Betreiberin uns bei der Hinfahrt das hübsche „Rondavel“ zu einem Sonderpreis gegeben hat, nehmen wir diesmal einige „normale“ Zimmer in einem der anderen Häuser an. Die Kinder murren anfangs etwas, da sie es dort nicht so gemütlich finden. Aber es steht auch dort ein großer Tisch, an dem sie noch Karten spielen können. Die Duschen sind defekt und voller Ameisen – also fühle ich mich fast wie zu Hause in Blantyre!
Immerhin – heute (und morgen früh) müssen wir uns um keine Zelte kümmern, und das erspart doch einiges an Arbeit!
Wir vertilgen einige restliche Brote und suchen heute früh die Betten auf.