THEMA: Reisebericht: Drei Wochen Äthiopien mit dem Rotel
16 Feb 2020 10:33 #580229
  • CrocV
  • CrocVs Avatar
  • Beiträge: 165
  • Dank erhalten: 650
  • CrocV am 16 Feb 2020 10:33
  • CrocVs Avatar
5.12.2019 Der Kreis schließt sich
Unser heutiges Ziel ist Addis. Der Kreis unserer Runde durch Äthiopien, besser Nordäthiopien schließt sich also. Wir starten nochmals eine Stunde früher. Frühstück also um 6, Abfahrt um 7 Uhr.
Wir fahren weiter auf der A3. Schon nach einer Stunde blicken wir auf die vor uns liegende mächtige Schlucht des Blauen Nil.



In steilen Serpentinen geht nun die Fahrt von 2.400 Meter runter auf 1.000 Meter und nach Überquerung der Nilbrücke sofort wieder rauf auf 2.400 Meter.


(Alte Nilbrücke)


(Neue Nilbrücke)







Uns zeigen sich nochmals tolle Ausblicke.
Gegen Mittag erreichen wir das Kloster Debre Libanos. Schon bei der Anfahrt merken wir, das unheimlich viele Fahrzeuge sich die schmale Zufahrtsstraße zum Kloster entlang drängen. Als wir ankommen, erfahren wir den Grund. Eine wichtige Persönlichkeit sei gestorben. Die Beerdigung findet hier statt und unglaublich viele Trauergäste sind dazu angereist, teils auch aus der Hauptstadt. Wir laufen in der Menschenmenge zum Eingang des Klosters.







Der Mönch, der uns führen wird, meint wir werden erst das Museum besuchen. Bis dahin sei die Beerdigung soweit vorbei, das wir problemlos die Kirche besuchen können.
Im Museum herrscht natürlich wieder Fotografierverbot. Wir sehen wieder die üblichen Ausstellungsstücke, die hier allerdings alle jüngeren Datums sind. Kein Vergleich zu Axum oder gar Lalibela.
Als wir den Museumsbau seitlich der Kirche verlassen, sehen wir auf einem vertieften Platz neben der Kirche die zu Ende gehende Beerdigungszeremonie. Etliche kirchliche Würdenträger, Weihrauchträger und viele Trauergäste haben sich hier versammelt. Aus Respekt gehen wir in einiger Entfernung vorbei in Richtung Kirche.
Die Kirche ist ein moderner Bau mit großen Glasfenstern eines bekannten äthiopischen Künstlers.



Immer noch sitzen viele Gläubige in der Kirche. Vorne liest ein Priester unter einem Baldachin vor.







Rechts neben dem Baldachin befindet sich ein Bereich, der den Frauen vorbehalten ist.





Vor der Kirche ziehen wir unter den neugierigen Blicken der sehr freundlichen Gläubigen wieder unsere Schuhe an.



Auch auf dem Rückweg zu unserem Bus laufen wir wieder in der Menge der Trauernden.



Wir erleben hier nochmals eindrucksvoll, wie die christlichen Zeremonien hier einen großen Teil der Lebenswelt dieser Menschen mitgestalten. Wie es in früheren Zeiten ja auch bei uns der Fall war.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: freshy, picco, Graskop, Old Women, Martina56, mika1606
16 Feb 2020 10:50 #580230
  • CrocV
  • CrocVs Avatar
  • Beiträge: 165
  • Dank erhalten: 650
  • CrocV am 16 Feb 2020 10:33
  • CrocVs Avatar
Als wir die schmale Zufahrt zum Kloster zurückfahren, sehen wir nach einigen Kilometern nochmals eine ganze Horde Dschelada. Wir halten an und genießen den Anblick eine kurze Zeit.













Die folgenden drei Bilder entstanden als Serienbild innerhalb einer Sekunde:







Und hier noch einige Bilder dazu:









Das für die Mittagsrast geplante Restaurant ganz in der Nähe hatte leider geschlossen, so das wir weiterfahren und uns im nächsten Ort kurz an den Straßenständen mit Obst versorgen.
Durch diese kurze Mittagspause kommen wir zeitig im Einzugsbereich von Addis an und kommen ohne größeren Stau über den Entoto, einen der fünf Berge rings um die Hauptstadt ins Zentrum zum uns bereits bekannten Ghion-Hotel.
Hier heißt es jetzt, die Rotelkabine und auch den Fahrgastraum räumen und all unsere Habseligkeiten in unser Hotelzimmer schleppen. Zwei Hotelangestellte helfen uns zum Glück beim Tragen. Im Zimmer packen wir dann die Reisetaschen schon mal fertig für den Flug.
Und diesmal frieren wir nachts auch nicht, denn wir packen uns entsprechend warm ein. ;)
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: aos, Topobär, freshy, picco, Graskop, Old Women, Martina56
16 Feb 2020 11:04 #580232
  • CrocV
  • CrocVs Avatar
  • Beiträge: 165
  • Dank erhalten: 650
  • CrocV am 16 Feb 2020 10:33
  • CrocVs Avatar
6.12.2019 Addis Abeba
Am Morgen würden wir am liebsten im Bett liegen bleiben. Wir sind etwas lustlos. Die letzten Wochen haben uns so viele Eindrücke beschert, die wollen erst mal verarbeitet werden. Und etwas Ruhe würde uns auch guttun, da die letzten Wochen doch recht anstrengend waren. Haben wir doch in den drei Wochen aufgrund der notwendigen Abwege 3.766 Kilometer zurückgelegt und dabei 46.709 Höhenmeter (!) überwunden.
Aber nach einem guten Frühstück machen wir uns dann doch fertig und es geht mit einem Kleinbus und einem einheimischen, deutsch sprechenden Guide auf Stadtbesichtigung. Zwei Kirchen, zwei Museen und der große Mercado stehen auf dem Plan, bevor wir abends zum Flughafen fahren. Wir nehmen uns aber vor, es heute ruhig angehen zu lassen.
Zunächst fahren wir zur Dreifaltigkeitskirche. In der Krypta sind Haile Selassie, seine Frau und der letzte Präsident Meles Zenawi beigesetzt. Während die Gruppe die Kirche und das Museum besichtigt, bleiben wir aber lieber im Bereich vor der Kirche.





Zum einen können wir hier nochmals in Ruhe die Gläubigen beobachten sowie ein letztes Mal die warme Sonne genießen. Außerdem ist rings um die Kirche ein Friedhof mit teils sehr beeindruckenden Grabsteinen und Grabmalen.


(Abuna Paulos)






(Miruts Yifter)
Um die Kirche sehen wir auch immer wieder Schüler und Schülerinnen in ihren Uniformen. Uns kommt es so vor, als würden sie hier die freie Zeit (Freistunde?) zwischen zwei Unterrichtstunden verbringen. Jedenfalls benehmen sie sich, wie sich Teenager überall auf der Welt benehmen. Köpfe zusammen stecken, tuscheln, lachen. Und eben einfach um die Kirche herumstreifen. Manchmal, wenn sie mit ihrem Gegacker zu laut werden kommt ein Aufseher und schickt sie weiter.
Als nächstes sollte jetzt ein Museum dran kommen, aber der Fahrer unseres Kleinbusses meint zum Guide, wir sollten jetzt zum Mercator fahren, da sei jetzt richtig Betrieb. Der Mercator wird allgemein als der größte im Freien stattfindende Markt Afrikas bezeichnet. Wir machen die äthiopische Art der Besichtigung: Unser einheimischer Fahrer zwängt sich mit seinem Kleinbus durch die überfüllten Straßen und Gassen des Marktes. Immer durch das offenen Fenster lautstark den Passanten, Lastenträgern, Autos, LKWs klar machend, das er hier jetzt durch will.







An einem anderen Tag wären wir hier gerne zu Fuß auf Erkundung gegangen, aber heute sind wir ganz froh über diese andere Art des Marktbesuches. Wir sind doch etwas müde. So staunen wir nur über das Gewimmel um uns herum.
Anschließend fahren wir noch zur Sankt Georgs-Krönungs-Kathedrale. Auch hier machen wir die Besichtigung nicht mehr mit, sondern laufen einmal um die Kathedrale und setzen uns auf eine Bank unter Bäumen und genießen wieder die Sonne und die Ruhe bei den betenden Gläubigen vor der Kirche.
Auf dem Weg zum Nationalmuseum fahren wir vorbei an einer Nachbildung der großen Kanone, die Kaiser Theodor II. Ende des 19. Jahrhunderts bauen ließ, als er Äthiopien modernisieren wollte. Die Kanone gab aber leider nur einen Schuss ab - der sie zerstörte.

Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: freshy, picco, Graskop, Old Women, Martina56
16 Feb 2020 11:16 #580233
  • CrocV
  • CrocVs Avatar
  • Beiträge: 165
  • Dank erhalten: 650
  • CrocV am 16 Feb 2020 10:33
  • CrocVs Avatar
Mittagspause machen wir im Garten eines sehr schönen Lokals neben dem Nationalmuseum, zu dem wir danach hinüber gehen.



Im Garten des Museums ist unter anderem eine kleine Stockwerkstele aus Axum zu sehen.



Im mehrstöckigen Museum gehen wir zuerst ins Untergeschoss. Hier sehen wir eine Nachbildung des Skeletts von Lucy. Von den Äthiopiern wird sie Dinkenesh (die Wundersame) genannt. Das besondere an Lucy ist, das hier wirklich 40 Prozent (!) des Skeletts eines 3,2 Millionen alten aufrecht gehenden Vormenschen der Gattung Australopithecus gefunden wurden. Sonst müssen sich die Paläontologen meist mit ein paar wenigen Knochenfunden zufrieden geben.
Außerdem handelt es sich bei Lucy quasi um das Bindeglied vom Australopithecus am Übergang zum Frühmenschen der Gattung Homo.






In den 2000er Jahren wurde in der Afar-Region ein weiteres ähnlich vollständiges 4,4 Millionen Jahre altes Skelett einer älteren Vormenschen-Periode (Ardipithecus-Periode) gefunden wurde. Ihr Name lautet Ardi. Auch dieses Skelett sehen wir hier.



Und daneben noch etliche andere, teils bis zu 5,8 Miliionen Jahre alte einzelnen Knochenfunde und Schädel.





Handelt es sich beim Grabenbruch hier in Äthiopien bis in den Norden Kenias doch um die Wiege der Menschheit.
Die Forscher machen hier regelmäßig weitere spektakuläre Funde.
Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: freshy, picco, Graskop, Old Women, Martina56
16 Feb 2020 11:32 #580234
  • CrocV
  • CrocVs Avatar
  • Beiträge: 165
  • Dank erhalten: 650
  • CrocV am 16 Feb 2020 10:33
  • CrocVs Avatar
Im Erdgeschoss sehen wir viele Fundstücke aus axumitischer und voraxumitischer Zeit. Unter anderem die Kalksteinstatue einer sitzenden Frau, gefunden bei Wuqro in der Region Tigray.



Es handelt sich wohl um eine Sitzfigur, welche aus dem 4.-5. Jahrhundert v. Chr. stammt und auf den Stufen eines alten äthio-sabäischen Tempels oder Opferaltars stand. In der gleichen Vitrine weitere Fundstücke aus der Region Tigray. In Stein gemeißelte religiöse Texte in sabäischer Sprache und auch ein Opfergefäß mit Symbolen des sabäischen Göttertrias mit dem Mondgott Almaqah ( der liegende Halbmond mit Vollmond darüber) und den beiden weiblichen Sonnengottheiten Dhat Hamyim und Dhat Badan.



Diese wurden neben dem die Venus verkörpernden Hauptgott Athtar aus Südarabien auch auf diese Seite des Roten Meeres ins abessinische Hochland verehrt. Ähnliche, den Gestirnsgottheiten gewidmete Symbole waren vermutlich oben an den großen Stelen in Axum angebracht.
Aber auch der beeindruckende „Thron von Hawelti“, ein steinerner Schrein mit Flachreliefs der wohl eine Kultstatue beinhaltete, die aber nicht erhalten ist. An der Frontseite ranken sich Steinböcke um die Öffnung, ein typisches Motiv der sabäischen Kunst.



An den Seitenwänden sind eine kleinere Person und dahinter eine größere Gestalt mit Fächer und Wedel abgebildet.



Eine Datierung ist schwierig, wird aber grob mit 1.-2. Jahrhundert v.Chr. vermutet.
Weiterhin sehen wir mehrere Vitrinen mit Keramik, Figuren, Münzen und anderen Gegenständen aus axumitischer Zeit.







Sowie zwei aus dem Mittelmeerraum im 4.-7. Jahrhundert n.Chr. nach Axum importierten Wein- und Olivenölamphoren.



Und schließlich noch eine Vitrine mit Fundstücken der Ausgrabungen beim Palast von Dungur, dem sogenannten „Palast der Königin von Saba“.





Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: freshy, picco, Gnukuh, Graskop, Old Women
16 Feb 2020 11:42 #580236
  • CrocV
  • CrocVs Avatar
  • Beiträge: 165
  • Dank erhalten: 650
  • CrocV am 16 Feb 2020 10:33
  • CrocVs Avatar
Im nächsten Raum sehen wir dann Kronen, Thronsessel, Kleidung und Waffen aus der Zeit der letzten Kaiser Äthiopiens.




(Krone Haile Selassie)







Im ersten Stock gibt es eine Gemäldesammlung moderner äthiopischer Künstler





und im zweiten Stock schließlich noch eine Art Heimatmuseum. Hier werden Gerätschaften der Bauern wie ein Holzpflug (wir haben diesen überall auf dem Land im Einsatz gesehen !) ausgestellt,



aber auch Gegenstände einiger der südlichen Völker wie den von uns besuchten Dorze.

Der Administrator hat öffentliche Schreibrechte deaktiviert.
Folgende Benutzer bedankten sich: aos, Topobär, freshy, picco, Graskop, Old Women, Martina56, mika1606