THEMA: Reisebericht: Drei Wochen Äthiopien mit dem Rotel
09 Feb 2020 15:25 #579627
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2.12.2019 Fahrt zum Tana-See
Am Morgen verlassen wir Gondar in Richtung Tana-See. Vor uns auf der A3 fährt ein Konvoi völlig überfüllter Busse mit Fußballfans, die gestern ein Spiel in Gondar besucht haben. Ein unglaublicher Anblick, denn selbst auf den Dächern sitzen einige Fans und schwenken sogar Fahnen.



Der Buskonvoi wird angeführt von einen Pickup, auf dessen Ladefläche etliche Bewaffnete sitzen. Ein Stück außerhalb der Stadt wird die Fahrt bei einem Check-Point gestoppt. Als wir uns an den Bussen vorbei quetschen, werden wir von den Uniformierten zum Glück durchgewunken. Wir sehen einen Soldaten an der Sperre etwas ratlos telefonieren. Klar, wenn sie jetzt all diese Fahrgästen in und auf den Bussen einzeln kontrollieren sollen, wird das zig Stunden dauern. Eine Entscheidung von oben muss her. Außerdem fällt uns auf, das auch die Busse auf den Dächern Bewaffnete als Begleitschutz dabei haben.





Die Sicherheitslage in Äthiopien ist eben sehr volatil.

Danach geht es wieder durch eine ländlich geprägte Gegend. Viele Bauern ernten auf ihren Feldern.



Oder bereiten die Äcker bereits für die nächste Aussaat vor.





Am sogenannten Geierfelsen machen wir einen kurzen Fotostopp.



Dann geht die Fahrt weiter. Wir merken langsam, das wir tiefer kommen. Die A3 verläuft hier parallel zum Tana-See, der auf 1.500 Meter liegt. Es ist deutlich wärmer und feuchter. Die Felder sind üppiger bewachsen.















Gegen Mittag erreichen wir Bahir Dar am Südende des Sees. Hier machen wir Mittag in einem Restaurant. Die Gegend wirkt nicht besonders einladend, so das hier sogar unser Fahrer im Führerhaus des Rotel zurückbleibt. Sicher ist sicher.
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09 Feb 2020 15:35 #579629
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Nach der Mittagspause fahren wir zu den Tissisat-Wasserfällen. Nach wenigen Kilometern auf der B31 folgen 35 Kilometer Piste. Auf den ersten Kilometern der Piste geht es an einer permanenten Bebauung vorbei. Hier steht Hütte an Hütte. Uns kommt es vor wie die Außenbezirke der Stadt, in dem die neu ankommenden Menschen vom Land notgedrungen ihre Hütten gebaut haben. Hier haben wir wieder den Eindruck, das es nicht nur freundliche Blicke in unsere Richtung gibt. Erst nach und nach lockert sich die die Bebauung auf und wir kommen wieder an den für den ländlichen Bereich so typischen einzeln stehenden Gehöften vorbei.
Nach über einer Stunde Fahrt erreichen wir das Dorf Tissisat. Von hier aus laufen wir eine halbe Stunde zu den Wasserfällen. Zunächst geht es hinunter und auf einer sehr alten Steinbrücke über eine Schlucht.





Danach führt der Pfad leicht ansteigend entlang eines Bergrückens bis zur Schlucht mit den Wasserfällen.







Hier geht es auf einer Seilbrücke über die Schlucht und dann kann man bis an den Fuß der Fälle laufen.



Seit für ein Kraftwerk ein Großteil des Wassers des Blauen Nils abgeleitet wird, sind die Fälle aber nur noch einen Bruchteil so mächtig wie früher. Dennoch genießen wir die schöne Wanderung und den Anblick des herab stürzenden Wassers.



Nachdem wir zurück gelaufen sind, müssen wir einige Zeit warten, bis auch die letzten unserer Gruppe endlich den Weg zurück geschafft haben. In der Zeit wird unser Rotel von den einheimischen Kindern und Jugendlichen natürlich immer mehr umringt. Kugelschreiber, Wasserflaschen und und und. Die Kinder fragen nach allem.
Es ist schon recht spät als wir endlich die Rückfahrt starten können. Auf den letzten Kilometern der Piste kommen wir wieder an der dichteren Bebauung vorbei. Und die Stimmung ist nicht besser geworden. Ein kleines Mädchen wirft mit einer Handvoll Kiesel nach uns, ein Jugendlicher deutet einen Steinwurf an. Zum Glück hatte er doch keinen in der Hand. Zwei Jungs heben vor unserem näher kommenden Fahrzeug demonstrativ Steine von der Piste auf. Hier schaut unser Fahrer beim Vorbeifahren ganz genau aus dem Fenster und lässt die Jungen nicht aus den Augen. Es ist das einzige Mal auf dieser Reise, das ich mich persönlich etwas unwohl gefühlt habe. :( So bin ich froh, als wir endlich die asphaltierte B31 erreichen und die Hütten hinter uns lassen.
Wenig später erreichen wir unser Hotel direkt am See. Es ist bereits dunkel, als wir im Garten neben dem Tana Hotel (Blue Nil Resort) unser Rotel aufbauen. Und ordentlich Mückenschutz auftragen.
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09 Feb 2020 15:48 #579631
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3.12.2019 Auf dem Tana-See
Früh morgens gehe ich auf Fotopirsch. Teils im Sitzen direkt vom Frühstückstisch aus. :cheer:


Brillenweber ?


Abessinische Drossel ?


Palmtaube ?


Graukopfspecht ?


Waaliataube ?

Nach dem Frühstück fahren wir mit TukTuks zum Hafen. Dabei müssen wir (mal) wieder einen Umweg machen. Denn heute ist ein Feiertag zu Ehren von St. Georg und für die große Kirchenfeier wurden einige Straßen um die Kirche herum gesperrt.
Im Hafen wartet bereits unser Ausflugsboot auf uns. Etwa drei Stunden fahren wir nun über den See. Beobachten einzelne Fischer auf Papyrusbooten (Tankwa) sowie einzelne Pelikane oder eine ganz langsam vorbei ziehende Insel.











Unser Ziel ist die Rundkirche Narga Selassie auf dem kleinen, der Insel Dek vorgelagerten, Inselchen Narga.





Die Kirche wurde 1746 auf Befehl der Kaiserin Mentewab erbaut und enthält einige der schönsten Malereien des späten Gondar-Stils.
Der Priester empfängt uns, als wir das Gelände der Rundkirche betreten.



Er erklärt uns, dass die Rundkirche 29 Säulen hat, die für die 29 Heiligen im Himmel stehen. Wieder ziehen wir unsere Schuhe aus. Und der Priester erklärt uns diesmal auch den Grund dafür: Gott habe Moses schließlich auch geheißen, barfuß zum Berg Sinai zu laufen, um die 10 Gebote zu erhalten.
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09 Feb 2020 16:17 #579633
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Die Kirche wird fast komplett von einem viereckigen Innenbau ausgefüllt, in dessen Inneren das Allerheiligste liegt, welches nur die Priester betreten dürfen. Die vier Seitenwände des Allerheiligsten sind außen prachtvoll bemalt und ein recht schmaler Rundweg führt uns zu allen vier Seiten.



Auch hier bekommen wir wieder Bilder für Bilder erklärt von unserem lokalen Guide.
Wir sehen unter anderem Darstellungen von der Flucht aus Ägypten. Interessant ist, das die im Roten Meer versinkenden ägyptischen Soldaten Schusswaffen haben.







Unter einem Marienbild ist liegend die den Bau stiftende Kaiserin Mentewab abgebildet.



Und wir sehen auch eine seltene Abbildung der Maria, wie diese Jesus stillt.



Interessant auch die bildliche Darstellung, wie Eva aus der Rippe Adams erschaffen wurde.


(Ziemlich in der Bildmitte)

Natürlich darf auch der heilige Georg samt den heiligen Reitern nicht fehlen.



Und auch Moses, der die 10 Gebote erhält.


(Rechts oben)
Die Engel Gabriel und Michael stehen als Wächter am Eingang zum Allerheiligsten.



Und auch König Fasilidas ist abgebildet: Einmal als Heiliger, einmal als Kaiser.





Und noch eine Szene mit Maria im Bett nach dem ihr ein Giftbecher gereicht worden war. Wieder eine Erzählung aus der Zeit, als Maria sich in Äthiopien aufgehalten haben soll ?



Die Versuchung Jesu.



Die Bilder sind mehrere Meter hoch übereinander gemalt. Hier mal der Versuch, dies zu zeigen:



Weitere Eindrücke der Malereien:

















Letzte Änderung: 09 Feb 2020 16:24 von CrocV.
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09 Feb 2020 17:28 #579641
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Danach führt uns der Priester durch das Kirchengelände zu einem Haus. Auf dem Weg dorthin sehen wir riesigen Netze voller Spinnen in den Bäumen und Büschen über uns hängen. Ein etwas gruseliger Anblick, aber bestimmt hier am See wirkungsvolle Verbündete, um der Mücken Herr zu werden.
Der Priester holt aus der Hütte mehrere prachtvoll verzierte Kreuze.














Und mehrere alte, in Ge´es geschriebenes Bücher, teils mit sehr schönen Bildern. Interessant ist, das immer wieder Worte im Text rot geschrieben sind. Dies sind die Worte, die im Gebet betont ausgesprochen werden.









Zu guter Letzt holt er noch einen reich verzierten Säbel hervor. Ein Stiftungsgeschenk des Kaiserhauses.



Danach machen wir uns auf die Rückfahrt mit unserem Boot.
Als wir die Küste erreichen, machen wir noch einen Abstecher in die Mündung des kleines Nil (kleiner Abbay), der neben rund 30 anderen Zuflüssen den Tana-See speist.



Hier sehen wir nochmals Flusspferde, quasi erstmals echte NILpferde. ;)



Unser Boot steuert nun direkt den Anleger unseres direkt am See liegenden Hotels an.



Home, sweet Home B)

Letzte Änderung: 09 Feb 2020 17:29 von CrocV.
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09 Feb 2020 17:32 #579642
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4.12.2019 Es geht langsam Richtung Addis
Heute geht es Richtung Süden bis Debre Markos. Die Fahrt am Morgen verläuft ereignislos. Zur Mittagspause setzen wir uns vor das Lokal und lassen uns einen Kaffee schmecken, genießen nochmals bewusst die Sonne und das Treiben auf der Straße vor uns.



Einen weiteren Stopp am Nachmittag nutzt unser äthiopischer Guide, um für Kollegen mehrere Flaschen Schnaps einzukaufen, für den die Gegend hier berühmt ist.

Da Debre Markos wieder auf 2.400 Metern liegt, ist es sehr frisch. Die Jacken werden wieder hervorgeholt. Ich setze mich noch etwas auf die schmale Terrasse vor dem Shebel Hotel, um meine Notizen zu ergänzen. Hierbei komme ich mit einem älteren, offensichtlich recht vermögenden Äthiopier ins Gespräch. Wir tauschen die üblichen Fragen aus. Eben wie es einem geht, wie es der Familie geht etc. Dann erzählt er mir von einem alten äthiopisch-deutschen Projekt, das ich ja sicher kenne. Es sagt mir aber nichts. Bis mir klar wird, das er von der kommunistischen Zeit des Mengisto-Regimes spricht. Als das kommunistische Äthiopien auch enge Partnerschaften zur UDSSR und DDR unterhielt. Ich erkläre ihm, das ich aus dem westlichen Teil Deutschlands komme und daher über die vor der deutschen Wiedervereinigung im Osten erfolgten Projekte nichts weiß. Meinen Versuch, das Gespräch auf die aktuelle Lage in Äthiopien zu lenken, weicht er dann aber doch aus obwohl ich den Eindruck habe, das er im politischen oder militärischen Leben der Region eine Rolle spielen könnte oder ggf. im Mengisto-Regime gespielt hat ? Ja es gäbe wohl ein paar Probleme. Schließlich verabschieden er und sein Begleiter sich von mir. Informationen aus erster Hand sind hier wirklich schwer zu bekommen. Die meisten hier im Bericht geschilderten Informationen zur aktuellen Situation hat unsere sehr engagierte deutsche Reiseleiterin von ihren lokalen Kontaktleuten oder den Hotelangestellten erhalten. Zu denen sie in den 13 Jahren, die sie bereits Äthiopien bereist, einen vertrauensvollen und oft freundschaftlichen Kontakt aufgebaut hat.
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