24.07.12 Ranohira – Toliara - Ifaty
So überraschend das Isalo- Massiv, wie aus dem nichts vor unseren Augen aufgetaucht ist, so magisch verschwindet es bei der Durchfahrt auch wieder in unserem Rückspiegel. Und einmal mehr fahren wir durch die Einöde, eine Grassteppe bis weit zum Horizont hin. Vereinzelte, der Dürre trotzende Vakaka- und Fandra-Schraubenpalmen, widerstandsfähige Satranapalmen flimmern an unseren Fensterscheiben vorbei. aber sonst..... unsere nächste angestrebte Destination: Die Sandbeach von Ifaty, nach Toliara
"Wilder Westen" nennt Claude diese Gegend und er würde sich hüten, mit uns da irgendwo anzuhalten. Zu unsicher ist ihm dieser Landstrich, es ist die Heimat der Sakalava. Nach eigenem Verständnis ist die ethnische Gruppe der Sakalava Viehzüchter, es war aber auch ein kriegerisches Volk und dabei oft in den Sklavenhandel verwickelt. Die heutigen Nachfahren verfügen wohl immer noch über jene kämpferischen Gene.
Mitten in dieser verlassenen Welt treffen wir auf einen grösseren Ort. Es ist Ilakaka, eine richtige "Wildwest"-Stadt. Noch 1990 lebten in dieser Siedlung gegen 40 Einwohner und dann, ja dann brach das "Saphirfieber" aus. die Ortschaft platzte sogleich aus allen Nähten und nur 15 Jahre später, während der Blütezeit der "Goldgräber" lebten hier 60'000 Menschen, die alle nur ein Ziel vor Augen hatten: Den grossen "Edelstein-Fund" zu machen. Heute sind es vorwiegend asiatische Grossfirmen, welche die grossen Geschäfte und Gewinne einheimsen. Für die einheimische Bevölkerung und die herbeigezogenen "Träumer" bleibt oft nur die Drecks-Arbeit und der "leere Magen" übrig.
Ohne uns auch nur einen Saphir-Stein anzusehen, durchqueren wir diese eigenartige Stadt und nehmen weiter Kurs, durch die trostlosen Savannen, Richtung Westen. Je tiefer wir gegen das Meer zusteuern, desto häufiger treffen wir jetzt wieder auf Zivilisationen. Meist sind es kleine Siedungen am Strassenrand, ohne grosse Aussichten auf eine (bessere) Zukunft. Bei der Behausung steht ein kleiner Haufen, von Hand zerkleinerter Schottersteine zum Verkauf bereit, ein paar selbst geflochtene Stricke werden angeboten, aber das Wenige vermag den Lebensunterhalt der Familien kaum zu decken.
Hier hält Claude seinen 4WD-Toyota an und weist uns an, die gefüllten Wasserflaschen bereit zu stellen. Innerhalb kürzester Zeit ist der Wagen von den Dorfbewohner umstellt und das Gedränge ist kaum zu überbieten. Alle wollen sie eine Flasche von dem "kostbaren Nass", das sie sonst aus weiter Ferne mühsam zu ihren Häuschen herbeischleppen müssen. Wir verteilen das Wasser so gerecht wie nur möglich und können uns dabei einfach nicht vorstellen, wie die Menschen hier nur leben müssen, können und wollen.
Nach fast 250 Kilometer Präriefahrt, kurz vor Toliara wird auch die Vegetation zunehmend wieder dichter. Unter die dornenbewachsenen Pflanzen mischt sich allmählich auch der Baobab-Baum. Mächtige, uralte Flaschenbäume, die 15 Meter an Höhe und fast soviel an Umfang erreichen können. Sie gehören wohl zu den eindruckvollsten und faszinierendsten Bäumen der Welt.
in der madagassischen Überlieferung ist er der Baum, der verkehrt herum wächst. Die Madagassen glauben, dass er einst die Götter mit seiner Eitelkeit erzürnte: "Ich weiss dass ich der grösste Baum auf Madagaskar bin," sagte der Baobab, "Aber warum darf ich nicht auch so schöne Blüten tragen, wie der Jakaranda- oder so süsse Früchte wie der Mangobaum?" doch die madagassischen Götter duldeten keine frechen Widerworte, sie zogen den Baobab kurzerhand heraus und pflanzten ihn mit den Wurzeln nach oben wieder ein. Mit dieser Geschichte im Hinterkopf betrachten wir den Baum mit ganz anderen Augen und schenken ihm bei der Vorbeifahrt ein verschmitztes "Zwinkern".
Die Hafenstadt Toliara, oder französisch Tuléar (wo man gut ankern kann) wurde bereits im Mittelalter gegründet. Trotz eines Piratenstützpunkts in früherer Zeit, scheiterten europäische Besiedlungen am Klima und an der Malaria. Sehenswürdigkeiten gibt's da nicht wirklich zu bestaunen. Nach dem Besuch des botanischen Gartens, durchschlendern wir den farbenfrohen Markt in der Innenstadt. noch ein feines Mittagessen und dann machen wir uns auf die restlichen 25 Kilometer Schotter- und Sandpiste nach Ifaty.
Diese kurze Strecke hat es aber in sich! Wir benötigen mehr als eine Stunde um über das Gemisch aus Sand und Geröll, durch Gräben und Löcher an unseren "Traumstrand" zu gelangen. Unser Track führt uns an Mangroven und seichten Meerengen vorbei,
ab und zu weichen wir grossen, geländegängigen Lastwagen aus. Die mächtigen, voll beladenen Fahrzeuge transportieren reisende Madagassen an ihre, oft über mehrere Tage entfernten Ziele. Da geniessen wir doch unsere komfortable Sitzgelegenheit im Land Cruiser, auch wenn wir dabei in diesem Schüttelbecher so richtig durchgerüttelt werden.
"Wir sind da!" Claude hält seinen Wagen auf einem sandigen Parkplatz, unter schattenspendenden Bäumen an. Ein unscheinbarer "Hintereingang" markiert das Hotel "Ifaty Beach Club",... ist das wirklich unsere Destination für die nächsten sechs Tage? Etwas ungläubig laden wir unsere Koffern aus und treten wohl ohne grosse Erwartungen durch die schmale Lücke in der begrenzenden Mauer. Noch ein paar Schritte durch den Sand, einer Hausmauer entlang und wir stehen inmitten einer schlichten aber wunderschön gepflegten Bungalowanlage. Kokospalmen und leuchtend rote Büsche umrahmen die weissen, einfachen Häuschen und dazwischen liegt der blaue Pool, wie in einer weissen Sandlagune. unsere Unterkunft, ein für uns fünf etwas grösseres Häuschen, steht am äusseren Rand der Anlage, direkt am Strand und frei zum offenen Meer. Fantastisch!
Eine goldig blendende Kugel leuchtet uns in die Zimmer, als am westlichen Horizont, über Afrika die Sonne im Meer versinkt.