THEMA: comme les gagas - eine Reise mit KINDERN
05 Okt 2012 18:10 #256828
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Bei diesem Traum-Herbstwetter hat es uns Heute (Oktober 12) in die Schweizerberge gezogen. "Comme les GAGAS" am grossen Mythen bleibt aber ein Wunsch...
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05 Okt 2012 19:00 #256837
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21.07.12 Comme les GAGAS

Heute treffen zwei Welten aufeinander, die für Madagaskar wohl unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum einen besuchen wir auf unserer Weiterfahrt in Fianarantsoa die Welt einer Fotogalerie mit einer ansehnlichen Kunstsammlung, und im Weiteren tragen wir einen riesigen Rucksack den Hang eines trockenen Grasfelsens empor. Aber eins ums andere, der Reihe nach.

Unsere Koffern nehmen den Weg, die vielen Treppenstufen zum Auto hinunter auch nicht von selbst unter ihre Rädchen. So schleppen JO und ich mit vereinten Kräften unser Gepäck zumindest bis zur Hotelrezeption runter. Beim Restaurant, wenige Meter vom Parkplatz entfernt, legen wir einen Halt ein, ich stelle unser Gepäck hin und bezahle an der Bar noch die Getränkerechnung der letzten zwei Tage. Und wie das Leben hier so spielt, nimmt unbemerkt ein gewiefter Hotelportier die Last für die letzten paar Meter bis vors Fahrzeug in seine Obhut. Völlig "erschöpft und ausser Atem" verstaut der Mann unsere vier Koffer vor PE's Augen im bereitstehenden Wagen. Natürlich verdankt PE dem "Träger" die mühevolle Arbeit mit einem gerechten Trinkgeld... he ja, die ganzen hundert mühseligen Stufen ...


(Bild Eigentum des Fotographen)

Fianarantsoa (wo man das Gute lernt) ist eine Universitäts- und Industriestadt. Sie ist auch Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und Ausgangspunkt für Reisen an die Ostküste und in den Süden des Landes. Die Stadt ist in unseren Augen ein Moloch und auf der Reise deshalb nicht von grosser Bedeutung. Bis auf ein kleines Atelier, das unmittelbar an der Hauptstrasse durch einen Hofeingang erreichbar ist. Die Adresse ist Ladenlokal, Galerie und Werkstatt in einem. Hier entwickelt und bearbeitet ein Meister seines Metiers die Aufnahmen seiner Kamera.


(Bild Eigentum des Fotographen)

Die Bilder in seiner Galerie sind allesamt auf Madagaskar aufgenommen, sie dokumentieren die Geschichten, das Leben, Motive von Gesichtern einer mittleren und eher ärmeren Gesellschaft. Auf der Strasse, an der Arbeit, zuhause, beim Spielen, ob in der stickigen Stadt oder auf dem Land in freier Natur, am See, in den Bergen, der Steppe und im Wald. Schwarz-weiss oder farbig. Der Künstler ist landesweit bekannt und gastiert mit seinen Werken auch ab und zu ausserhalb der Insel. Während die Kinder aufmerksam den Druckerkopf eines Fotoplotters verfolgen, betrachten wir Erwachsenen interessiert die verschiedenen Aufnahmen und Bücher, die in den Räumlichkeiten aufliegen. Im Ladenlokal gibt es die vielen schönen Motive auch in Kartenformat zu kaufen. Da die Ansichtskarten trotz der hohen Qualität zu erschwinglichen Preisen erhältlich sind, decken wir uns mit einer beachtlichen Menge jener tollen Bilder ein. Die anschliessenden Ausgaben für die Briefmarken nach der Schweiz übersteigen den Kauf der Karten schliesslich um ein Mehrfaches.


(Bild Eigentum des Fotographen)

Mit jedem Kilometer Autofahrt Richtung Süden verändert die Gegend allmählich ihr Gesicht. Wir kehren der Region des Hochlandes langsam den Rücken und betreten eine steppenartige Gras- und Weidelandschaft mit hohen, rundlichen Felsmassiven. Ambalavao ist das südlichste Städtchen des zentralen Hochlandes und bekannt z. B. durch seinen grossen Zebumarkt. Es ist vorerst unser Ziel der heutigen Etappe.

In einem unscheinbaren Innenhof eines kleinen Hauses besuchen wir die Frauen einer Wildseidenspinnerei an ihren Arbeitsplätzen.




Die ungefähr zehn Arbeitskräfte verarbeiten in mehreren Einzelschritten die Seidenraupencocons zu gewobenen Tücher und Fertigartikel, wie Schals, Taschen und Kleider. Alles wird von Hand erledigt, in aufwendiger, mühevoller und meist monotoner Arbeit.


Sieben Cocons zusammenfügen und von Raupenresten befreien,


Cocons kochen und aufweichen, auf dem Vordach austrocknen lassen,


Rohseide abhaspeln, auf den Knien mit nassen, seifigen Händen zu faden spinnen, in Maiskörnern zwischenlagern


und schlussendlich von der aufgewickelten Spindel zu einem Seidentuch weben.

Die eingefärbte Wildseide wirkt visuell sehr grob, ist aber ein feines, wohlig fühlendes und persönliches Souvenir für PE und MA. Tja, so persönlich, dass sich die beiden Frauen den einen, olivgrünen Schal streitig machen.

In einer weiteren Werkstatt verfolgen wir die Produktion von Maulbeerbaumpapier. Dem weich gekochten Brei aus der Rinde des Maulbeerbaums werden, auf Leinen ausgebreitet, farbenfrohe Blumenblüten aufgelegt. Die noch klebrige Masse kann später, im ausgetrockneten Zustand zu "blumigem" Briefpapier zugeschnitten werden. Nun ja, auch nicht so wirklich mein Ding.



Ich vermute, das Herz pöpperlet ihr ganz kräftig in den Hals, als wir fünf den steilen Pfad in die Höhe eines Bergsattels unter die Füsse nehmen. Mit dabei, ein riesengrosser Rucksack, voll mit Schnüren und einem feinen, gut vernähten Tuch.




Der Wind kräuselt uns leicht in den Rücken und ich bin mir immer noch nicht so ganz sicher, ob sie sich wirklich traut... PE möchte von diesem Bergrücken aus, zu ihrer Gleitschirmtaufe starten. An einem geeigneten Startplatz angelangt, wartet unser kundige Gleitschirmpilot auf etwas bessere Windbedingungen. Immer wieder wirft er dürre Grasbüschel in die Luft und bewertet Windstärke und Windrichtung. Wir warten bestimmt schon über eine Stunde am Hang, als unten im Tal sich auch drei, der mit Nicole reisenden Franzosen auf den Weg zu uns hoch machen. Auch sie gedenken erst, einen Tandemflug zu absolvieren.

Und plötzlich geht alles sehr rasch. Der vorerst zu starke Wind nimmt etwas an Intensität ab. Der junge Pilot legt den Gleitschirm aus, der Sitz des Piloten wird mit dem des Passagiers verkuppelt, die Tragriemen werden straff angezogen, und dann stehen beide da, mit eisern angespannter, ernster Mine, bereit für den Abflug. Zwei Mal verheddert sich das Tuch beim Start, aber dann, beim dritten Mal bleibt der geöffnete Schirm satt aufgeblasen über unseren Köpfen stehen. Jetzt zwei, drei Schritte und das Duo hebt gemeinsam ab. COMME LES GAGAS! (Wie die Malagasy-Krähen!) stehen die beiden in der Luft und beginnen an Höhe zu gewinnen. In grossen Bögen kreisen sie im Aufwind der imposanten Felsen und geniessen sichtlich die Weite der unter ihnen liegenden, atemberaubenden Landschaft.











Stundenlang hätten sie wohl am Himmel rumhangen können, würden da nicht noch JO und die drei französischen Touristen auf einen Start warten. So endet PE's Erstlingsflug halt nach 10 Minuten unten im Tal.

Oben, auf dem Berg entschliessen sich unsere französischen Freunde schliesslich, auf einen Flug zu verzichten. Es wird frisch und die Wartezeit dauert ihnen zu lange. Sie nehmen den Abstieg wieder zu Fuss in Angriff und bringen unsere zwei schlotternden Mädchen gleich mit nach unten. JO und ich harren im Schatten der Abenddämmerung an der Bergflanke aus und warten auf unseren Piloten.

Dann ist's soweit, auch für JO steht nun die Feuertaufe an. Weil sein Körpergewicht noch sehr leicht ist, geben wir dem Jungen noch ungefähr 30 Kilogramm Steine im Rucksack mit auf die Reise. Die Zeit drängt, denn jetzt beginnt's zu dunkeln und die Nacht bricht in diesen Breitengraden sehr rasch herein. JO schafft seinen Start leider nicht mehr, die steinige Zusatzlast ist ihm einfach zu schwer und er kriegt sein "neues Körpergewicht" nicht auf springende Beine. So brechen wir gemeinsam das Unterfangen ab und machen uns im (Stock)-Finstern auf den Rückweg. Das hingegen, ist gar nicht zu unterschätzen. Der Abhang ist steil und der Boden unter unseren Füssen brüchig und rau. Mit vereinten Kräften, JO zeitweilig an meinem Rücken hängend, schaffen wir die Herausforderung und kommen ohne grössere Blessuren bei unserer wartenden Familie und einem etwas "aufgeriebenen" Claude an.
Letzte Änderung: 13 Okt 2012 02:59 von lope.
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05 Okt 2012 19:34 #256839
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Hallo,

Die Gegend um Ambalavao ist ohne Zweifel was das madagassische Hochland am schönsten zu bieten hat. Die atemberaubende Landschaft wird durch das schöne Licht noch beeindruckender. In dieser Gegend gibt es auch den einzigen nach europäischem Standard ausgebildeten Paragleiter Lehrer und natürlich unzählige Berge von denen man fliegen kann.
Örtliche Träger kümmern sich um die Flugmaschine, ungläubige & erstaunte Madagassen versuchen zu verstehen wie man mit einem Stück Stoff und Schnüren fliegen kann.
Sobald es zeitlich möglich ist gleite ich liebend gerne in der Abendsonne über Felsen und Bergdörfer.
Project a vivid image of what you seek into the Landscape of your life and what greets you on your way will be the images of your own creation.
urlaub-auf-madagaskar.com
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06 Okt 2012 18:33 #256945
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22.07.12 Ambalavao – Anja Reservat - Ranohira

Was für eine angenehme Nacht. In einem wunderschönen, neuen Bungalow konnten wir unseren kurzen Aufenthalt in Ambalavao geniessen. Die Anlage gilt noch nicht als eröffnet und so waren wir auch die einzigen Gäste in diesem Resort.

Unweit des Städtchens, auf dem Weiterweg nach Isalo, machen wir in einer Art Oase halt. Ein rundliches, durch Erosion schön geschliffenes Felsmassiv und ein kleiner, mit vielen Sumpfpflanzen bewachsener See sind der einzigartige Rahmen des Anja-Naturreservats. Der an Grösse nicht zu unterschätzende Park wird von der ansässigen, einheimischen Bevölkerung selbst verwaltet und getragen. Mit ein Grund, erst recht hier zu parkieren. Im Anja-Park leben die hier heimischen Katas, eine Vielzahl von Echsen und Chamäleons sowie "gefürchtete" Krokodile. Mit diesen Versprechungen im Gepäck ist es denn auch nicht schwierig, unsere Kinder für einen "Spaziergang durch den Garten" zu gewinnen.



Gleich zu Beginn unserer Wanderung erwarten uns etliche Chamäleons in den Sträuchern direkt am Wegrand. Man kann gar nicht glauben, wie viel Zeit wir für so kuriose Wesen investieren können. Mit ihnen könnte unsere Familie Stunden verbringen und würde nicht müde dabei.




wer sucht, der findet





Das Interesse an den farbigen Echsen nimmt aber jäh ein Ende, als uns die ersten Katas vor die Augen springen. Diesmal sind es nicht nur paar wenige, nein hier in den Bäumen am Seeufer leben Hunderte der wunderschönen, "weiss-schwarz geringelten" Lemuren. Da die Tiere hier nicht durch den Menschen gefüttert werden, sind sie auch wesentlich scheuer, als jene beim Hotel Eden Sedi in Manakara.







Aber es sind sooo viele, dass unsere Kameras gar nicht mehr zur Ruhe kommen. Wunderbare Motive der Lemuren mit Bäumen, Bergen und See wechseln sich ab. Grossartige Kulisse.





Was ist denn das? Da sind lauter kleine, flauschige Federchen am Stamm eines Baumes, und die bewegen sich auch noch. Es sind "Elefantenflöhe", die sich auf der Rinde versammelt haben und ihr Kostüm zur schau stellen. Wenn's nicht lebende Flöhe wären, würde man die Insekten glatt als Kopfkissenstopfmaterial durchgehen lassen.



Plötzlich kommt bei unserem Parkbegleiter etwas Aufregung auf, einer seiner Kollegen hat ein Krokodil gesichtet, schnell durchschreiten wir die Uferzone und gelangen an den seichten modrigen Rand des See's. So sehr wir aber unsere Augen auch anstrengen, da ist einfach kein Kroki auszumachen, schade, hat wohl etwas Angst gekriegt bei unserer Anwesenheit.



Die Gegend rund um den kleinen See hat es uns so angetan, dass wir unseren "Spaziergang" gerne noch ein bischen ausweiten. Wir begehen einen Rundwanderweg, der uns in die Felsen führt, vorbei an alten, riesigen, knorrigen Bäumen, entlang an düsteren Höhlen. Immer wieder eröffnen sich kurze Blicke auf den nahen See und in die weite Grassteppe der Insel. Nach über zwei Stunden "Spaziergang" kehren wir wieder an den kleinen Ort am Parkeingang zurück und .... Alle fanden's grossartig.



Nun verlassen wir die Bezolos und damit die zivilisierte Gegend rund ums Hochland endgültig. "Alles, was jetzt folgt, ist Wilder Westen", erklärt uns Claude und steuert seinen Toyota weiter Richtung Süden. Unser Ziel, der Isalo Nationalpark, unterwegs auf dem Weg nach Toliara (Tulear).





Die Strecke nach Ranohiro zieht sich weit durch eine öde, nicht mehr enden wollende Steppe. So sind wir alle froh, dass da im Ort ein "Spukschloss" auf uns wartet. Der Baustil unserer nächsten Unterkunft gleicht durch die aufgeschichteten Natursteine und den hohen Giebeldächern nämlich eher dem eines Schlösschens als den Eigenschaften eines Hotels. Und ganz ehrlich: ich habe auch tatsächlich einen Geist gehört. Einen kleinen mit Nagezähnen, spitzen Öhrchen und langem Schwänzchen.... abgesehen von all den nächtlich herumschwirrenden, blutsaugenden Quälgeister!
Anhang:
Letzte Änderung: 08 Okt 2012 13:15 von lope.
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07 Okt 2012 17:38 #257112
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23.07.12 Isalo - Gebirge

"Nein, nicht schon wieder wandern!" Wie oft mussten wir Erwachsenen wohl diesen Satz unserer Kinder schon zur Kenntnis nehmen. "Aber Nationalpärke sind nun mal zum Wandern da": Der Isalo Nationalpark ist eine spektakuläre Gebirgslandschaft aus zerklüfteten Schluchten und in allen Farben schillerndem erodierendem Gestein. Der Park liegt wie eine Insel in dieser unendlichen Steppenwüste und ist mit seinen tiefen Canyons der Wasserspeicher der Gegend. So bietet er vielen Tieren und Pflanzen eine abgeschiedene Heimat. "Es gibt doch nichts Schöneres, als diese einzigartige Umgebung des Isalo-Massives mit unseren Füssen zu erkunden." Fehlgeschlagen! Unsere Kids haben genug von unseren kurzen Spaziergängen und verweigern die Gefolgschaft.

Jetzt ist Claude's spontane Improvisation gefragt. Und,... er hat auch schon einen "Plan B" im Ärmel: Am Rande des Gebirgszuges gibt es einen gut zugänglichen Privatpark. Er liegt inmitten der spektakulären Schluchten, in einer tropischen Pflanzenwelt und hat sogar einen natürlichen Pool zum Baden. "Anstatt auf den hochfrequentierten Wanderwegen des Nationalparks schlange zu wandern, ist diese Oase doch eine gute Alternative. Dorthin verirrt sich bestimmt keine andere Menschenseele." Wir brauchen uns nicht lange zu besinnen, dieser Plan B schlägt auch bei uns Eltern ein und als sich uns auch ein Teil von Nicoles Franzosen anschliessen, sind alle mit dem Tagesprogramm zufrieden. Wir verstehen uns gut mit dieser Gruppe und unsere Kinder haben auch mit der Sprachbarriere keine Probleme.

Da wir doch jetzt eine ansehnliche Truppe abenteuerlustiger Familien sind, nehmen wir alle für einmal den "Franzosenbus" um zum kleinen Paradies zu fahren. Noch schnell die wichtigsten sieben Sachen gepackt und auf geht's, alles einsteigen.



Nach wenigen Metern auf der Dorfstrasse wendet unser Chauffeur den Bus und wir fahren allesamt wieder zurück zum Hotel. Ich weiss nicht mehr genau, wem es zuerst aufgefallen ist, aber irgendwie ist die kurze Zeit so ruhig und gesittet verstrichen, eben irgendwie zu still, bis augenblicklich jemand nach DI gefragt hat. „DI? Wo ist DI?“ „DI!!!“ niemand meldete sich. ...ojeoje... wir haben sie im Hotel zurückgelassen. Richtig, die hat sich doch mit einem der französischen Mädchen noch die kleinen Hasen hinter der Open-Air-Küche angesehen und jetzt sitzt nur ihre Freundin im Bus. Wenn sie jetzt bloss nicht wegläuft, oder nach uns sucht.



Ich glaube dem ganzen "Businhalt" fällt ein Stein vom Herzen, als wir beim Spukhotel unsere DI wieder in Empfang nehmen können. Sie setzt sich ganz "duch" vorne beim Fahrer auf einen Sitz, ...ja, sie hat nach uns gesucht und gemerkt, dass niemand mehr zugegen gewesen ist. Es ist uns gar nicht recht und wir entschuldigen uns mehrmals bei unserer jüngsten Tochter.



Von der Hauptstrasse ab geht’s noch wenige Hundert Meter über eine Sandpiste und dann parkiert unser Buschauffeur das Fahrzeug. Der steinige Fusspfad führt uns an den ausgewaschenen Felsen entlang in ein schmales, grünes Tal. Schon von Weitem hören wir ein leises Plätschern und nach wenigen Metern stehen wir auf einer grosstreppigen Tribüne, direkt vor einem kleinen, tropisch anmutenden Teich. Auf den Gesichtern der Kinder zeichnet sich ein fröhliches grinsen ab: "Jaa.. hier lässt es sich gut verweilen." So südländisch warm sich die Oase auch gibt und sich das Wetter anfühlen mag, so "erfrischend kalt" ist das Wasser im Naturbad. Claude würde da ja nie und nimmer reingehen, alles, was unter 25°C liegt, ist ihm eh zu kalt und dieser Teich hat bestimmt gerade mal 18 Grad. Nichtsdestotrotz sind wir anderen alle kurzum im kühlen Nass und geniessen danach einfach das "dolce far niente".



Doch nicht ganz alle: Nicole, Claude's Frau ist mit Arbeit beschäftigt. Zuerst flechtet sie MA stundenlang Zöpfe ins Haar. Danach macht sie sich an Claude’s Füssen zu schafen. Claude hat sich am Strand von Manakara, an der Ostküste, irgendwelche abgelagerten Eier eines Sandflohs geholt. Genauer, dieser Floh hat sein "Gelege" in die Füsse unseres Reisebegleiters gelegt. Igitt, und das juckt... Nicole holt die Nester mit einer Nadel wieder aus der Haut. Es sieht relativ schmerzhaft aus, aber Claude nimmt’s gelassen, er liest ein Buch während dieses operativen Eingriffes und versucht sich so abzulenken.





Am Nachmittag üben PE und ich uns im Erkunden der gebirgigen Steinformationen. Nicht ganz unbedenklich. Das Massiv ist das reinste Labyrinth und die Felsen aalglatt. Trotzdem, wir machen uns auf und begrenzen dabei unsere Wanderdauer auf zwei Stunden; sollte die angegebene Zeit ohne unser Auftauchen verstreichen, "darf" Claude aufbrechen, um nach uns zu suchen. Erst versuchen wir, einzelne jener runden gugelhopfartigen Felsköpfe zu besteigen, um uns einen Rundblick zu verschaffen. Das geht allerdings schwer daneben, zu rutschig ist der sandige Stein und so brechen wir das Vorhaben wieder ab.



Wir umrunden eine Gruppe dieser Sandsteinblöcke und steigen in ein üppig bewachsenes Tal ab, folgen dem Wasserlauf durch einen dicht überwucherten Palmen-"Dschungel", nicht wirklich ahnend, wo uns dieser Weg noch hinführen wird.





Das Gestrüpp und die bauchhohen Farne werden jetzt immer undurchdringlicher. Umkehren oder doch weiter? Die Richtung stimmt! da..., erst ganz fern, dann immer näher hören wir das Planschen und Lachen der badenden Kinder. Wir kehren nach ein-einhalb Stunden von der entgegengesetzten Richtung zu "unserem Pool" zurück.



Wieder im " Chez Berny", so heisst unser Spuckschloss, füllen PE und die Kinder all die gesammelten leeren Wasser-Petflaschen, deren Inhalt uns auf unserer bisherigen Reise den Durst löschten, mit "sauberem" Hahnenwasser ab. Diese aufgetankten Flaschen geben morgen, auf unserer Weiterfahrt in den Westen, der Bevölkerung in den ausgetrockneten Siedlungen ein tolles Geschenk ab.

Letzte Änderung: 08 Okt 2012 13:14 von lope.
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08 Okt 2012 17:54 #257265
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Um nochmals auf den umbefangenen Umgang unserer Kindern mit fremdsprachigen Kindern zurück zu kommen. Wären wir länger mit den französisch sprechenden Kindern unterwegs gewesen hätten Sie wohl am Schluss unserer Reise fliessend französisch gekonnt. Auch bei den madagassischen Kinder hatten sie keine Berührungsängste, da funktionierte es über Zeichensprache oder einfach umgekehrt: Unsre Kinder sagten was auf „schwiizerdütsch“ vor und die Madagassen haben es einfach nachgesprochen. Ob sie es verstanden haben spielte dabei keine Rolle, es tönte auf jeden fall wie aus dem Mund eines Papageis, ohne Akzent einfach einwandfrei. Ein bsp: Angrenzend ans Spuckhotel befand sich eine private Schule. Die Kinder spielten mit einem Fussball ganz aus Plastiksäcken gefertigt, welcher alsbald in unsere Richtung flog und wir ihn natürlich retour kickten. Eine Weile ging dieses Spiel schweigend hin und her, bis DI anfing ihnen zu rufen und sie einfach mit Wiederholungen antworteten. Am Anfang waren es nur Laute wie hej, hoo, uuu aber zum Schluss hatten sie von unseren Kindern das Liedchen „alli mini Entli, schwümmet uf em See…..“ gelernt. Am nächsten Abend warteten wieder alle an der Mauer……………..
PE
Letzte Änderung: 08 Okt 2012 17:55 von lope.
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