Hallo Serengeti,
nein- es geht nicht an Deinen Argumenten vorbei. Ich bereise jetzt das südliche Afrika seit 30 Jahren. Zu Beginn der 80er Jahre herrschte dort eine längere Dürreperiode. Mehrere Regenzeiten sind hintereinander ausgefallen. Als Gast auf einer Farm habe ich mitbekommen wie die Oryxbestände komplett abgeschossen wurden, weil die Spießböcke die Rinder von den letzten Wasserstellen vertrieben haben. Erst Anfang bis Mitte der 90er Jahre haben die Wildtierbestände auf den Rinderfarmen wieder zugenommen. Und ich behaupte - dies war nur möglich weil dank der zunehmenden Jagdtouristen mit den Wildtieren wirklich Geld zu verdienen ist. Inzwischen haben eine ganze Reihe meiner Bekannten die Rinderbestände bewußt reduziert und verdienen ihr Geld mit Trophäen- oder Fleischjagden. Machen sie das nicht selbst als Jagdführer und Gästefarm, so stellen sie ihre Flächen Professional Hunter zur Verfügung, die dann Jagdgäste dort führen, aber nicht auf der selben Farm übernachten. Auf den meisten Farmen, die ich näher kennen gelernt habe, erhalten die FArmarbeiter Fleischkontingente als Teil der Entlohnung. Der Farmer muss jede Woche mehrere Antilopen dafür schießen. Das ist Arbeit, kostet ihn Zeit. Hat er Jagdgäste, dann wird er für das gleiche Ergebnis noch gut bezahlt.
Ähnlich sieht es mit den Katzen aus. Zu Beginn meiner Reisen kam ich praktisch nur auf Farmen, die jede gesichtete Raubkatze auch abschießen wollten. Daran hat sich auf vielen Rinder- und Ziegenfarmen wenig geändert - wobei vor allem der Gepard, der jeden Tag neue Beute benötigt, besonders angefeindet ist. Das Aussetzen der Abschußgenehmigungen in 2010 hat m.E. keiner Katze das Leben gerettet, sondern nur verhindert, dass Farmer durch Nutzung der natürlichen Bestände auch Geld verdienen können und nicht nur Schäden erleiden. Die Schädlingsbekämpfung ist eine absolut unethische Jagd. Da werden auch den Jungen die Mutter weggeschossen, was kein Trophäenjäger tun würde. Mit diesem ERgebnis kann er sich nirgendwo zeigen.
Nein - in keinem Bereich wird so viel geheuchelt wie in diesem.
Wenn ich Fleisch esse, dann akzeptiere ich, dass dafür Tiere getötet werden. Ist es besser, bei Nacht mit Scheinwerfer einem hilflos geblendeten Tier zwischen die im Scheinwerferlicht hell leuchtenden Augen zu schießen? Das ist Fleischjagd. Trophäenjagd sieht anders aus. Da gibt es auch den Schuß vom Jagdwagen - wenn der Jagdgast das so will. Das sind besondere Jäger - und ja die gibt es auch. Viele suchen aber nicht die dicke Trophäe an erster Stelle sondern das Jagderlebnis. An der Wasserstelle früh morgens die Fährte aufnehmen und tracken - durch Busch und kilometerweit dem ausgesuchten Tier folgen. Meist dreht der Wind oder die Jäger werden bemerkt und das Wild flüchtet. Für eine solche Jagd dann unerreichbar. Oder man erreicht das Tier und die Trophäe passt nicht. Für viele noch unverständlicher aber in Namibia immer mehr verbreitet: Die Jagd mit dem Bogen: Dann geht die Pirsch so leise wie möglich an das Tier heran. Die sichere Schussentfernung liegt maximal bei etwa 30 m.
Es muss keiner so ein Tier töten. Aber egal ob ich dann nur ein Foto mache - die Suche nach dem Wild, das erfolgreiche verfolgen querfeldein ohne Lärm zu machen und immer unter Berücksichtigung des Windes - das Wild hat viele Chancen - ganz anders als bei der Fleischjagd zu entkommen.
Mißstände, die mir nicht gefallen gibt es leider überall. Aber dabei sollte man nicht vergessen, dass zum Erhalt der Natur auch immer dazu gehört, wirtschaftlich sinnvollen Nutzen daraus ziehen zu können. Nur so wird es nachhaltig funktionieren.
Und was stört dich an den Geschichten einer solchen Jagd? Weil du einfach nicht wissen willst, wie dein Steaklieferant gestorben ist? Weil du meinst, die Metzger müssten in Selbstzerfleischung Abbitte für ihr tun leisten? Ich kann dir sagen, dass die meisten Jäger sehr viel Erfurcht und Respekt für das Tier empfinden, dass sie erlegt haben. Das habe ich in einem Schlachthaus noch nie erlebt und auch nicht bei der Fleischjagd in Namibia.
Viele Grüße
jaw