Guten Abend zusammen
,
weiter geht es...
Tag 9
Die Nacht mache ich kaum ein Auge zu. Nicht weil die Betten schlecht wären (ganz im Gegenteil) oder wir vom Fliegen geplagt wären (ebenfalls ganz im Gegenteil), sondern weil es palmwedelt
. Wirklich, ich hätte nie gedacht, dass Palmen derart viel „Lärm“ machen! Der Göttrgatte findet es beruhigend und schläft selig vor sich hin
- mich bringt es dieses immerwährende wie Regen klingende Rascheln um den Schlaf
.
Dementsprechend gerädert fühle ich früh morgens um fünf dann auch
. Willkommen erster und einziger Morgen dieser Reise an dem ich mir wünsche, dass wir mal etwas weniger frühaufstehenden Urlaub machen würden…
Aber wie war das nochmal: Reise nicht Urlaub, gell?
Jedenfalls der Service hier: ein Traum
. Wir werden mit Kaffee und Keksen geweckt, sogar meine gestern gewünschte Banane liegt auf dem Tablett, welches es unser „Weckmeister“ reicht. Im Auftrag von Christian muss ich an dieser Stelle übrigens mal den Kaffee in Kismima Ngeda loben, der hat nämlich mal wirklich die Bezeichnung „Kaffee“ verdient und ist richtig gut
(in anderen Unterkünften hatte der Kaffee oftmals eher weniger Ähnlichkeit zu unserem Kaffee zuhause...).
Dann machen wir uns auf zu den Hazabe-Buschmännern…
Ich hab’s ja schon einmal erwähnt: Mit Kulturtourismus fühlen wir uns eigentlich nicht ganz so richtig wohl. Nichtsdestotrotz haben wir uns für diesen Programmpunkt entschieden – erstens kann es ja sein, dass wir danach ganz begeistert sind und zweitens klang das Ganze dann doch noch halbwegs authentisch.
Wir tuckern also los und kurz nach halb sieben sind wir mit Sonnenaufgang bei „unserem“ Dorf. Ehrlich gesagt nehme ich den Hazabe hier – im Gegensatz zu den meisten Massai entlang der Touristenstrecken – auf Anhieb ab, dass sie so leben, wie sich das hier darstellt. Wir werden von den Herren des Stammes freundlich begrüßt und nach ein paar freundlichen Worten werden uns drei Jungs im Alter von geschätzt 12-15 Jahren zugeteilt, mit denen wir nun Jagen gehen dürfen. Mit von der Partie ist auch ein einheimischer Guide als Übersetzer und Godfrey, der heute Lust auf Morgensport hat
.
Gejagt werden heute Vögel. Ich glaube Vögel werden immer mit Touris gejagt, da so eine Vogeljagt noch am touristenkombatibelsten und unblutigsten ist
. Und wir müssen sagen, die Vogejagd mit Pfeil und Bogen haben die drei richtig gut drauf. Die können das!
Erbeutete Vögel werden uns dann immer feierlich präsentiert … naja … und ich handle mit dann gleich mal den Touriseltsamheitsbonus ein, weil ich anfangs keine Fotos von den Jungs und ihrer Beute mache, was diese sichtlich komisch finden
.
Nachdem ich dann doch irgendwann mich überwinde und Fotos machen, sind sie aber zufrieden
. Als wir dann noch anmerken, dass sie den Vögeln nicht unbedingt hinter unserem Rücken den Hals rumdrehen müssen, werden wir reichlich verzaubert angeguckt, steigen aber auch merklich im Ansehen.
Wer einmal andenkt eine Tour mit den Hazabe zu machen – hier ein Tipp: Versucht erst gar nicht mit denen Schritt zu halten – das wird nicht funktionieren
. Die kennen das Terrain und vor allem sind die viel kleiner als der Otto-Normal-Tourist
. Während ich noch gut nachkomme, reißt Christian mit seinen fast zwei Metern den halben Busch nieder…
. Und die Jungs laufen natürlich auch immer einen Tick schneller als wir – ist ja klar
. Nach einer guten halben Stunde entscheiden wir uns also, den dreien ihren Spaß zu lassen und ein bisschen die Hektik rauszunehmen (auch wenn es ständig anders behauptet wird, die warten natürlich auf dich, wenn man etwas langsamer läuft, die sind ja auch nur wegen dir hier draußen…
). Wir machen also kurzerhand eine naturkundliche Buschführung aus dem Ganzen und löchern Godfrey, der dabei ist fröhlich, was das für eine Pflanze ist, was das für ein Vogel ist etc, etc. Und dann macht so eine Wanderung durch den Busch auch wirklich Spaß
– auch wenn es bei Christian an der einen oder anderen Stelle in einen Kampf mit dem Busch ausartet und er so einige Kriegsverletzungen vom Kampf mit Busch X und Baum Y davonträgt
…
Nachdem ein paar Vögel gesammelt sind, machen die drei Jungs unter einem großen Baobab Rast und grillen einen Teil der Vögelchen.
Von einer erlegten Taube bekommen wir dann auch die Filetstücke angeboten und steigen nochmals im Ansehen, als wir das Ganze dann auch tatsächlich verkosten (ich muss aber sagen: Taube wird zukünftig nicht unsere Leibspeise werden
. Wir finden sie nur sehr bedingt empfehlenswert
…). Ja, und was machen die lustigen deutschen Touris, wenn ihnen was zum Essen angeboten wird? Sie überlegen sich gleich mit was sie sich revangieren könnten … allerdings haben die deutschen Touris mal wieder nicht mitgedacht und nur TicTacs in ihrem Rucksack
. Godfrey und der einheimische Guide sind sofort Feuer und Flamme von den TicTacs (lustigerweise hat der einheimische Guide auch noch ein altes TicTac-Werbeshirt an und freut sich wie ein Schnitzel, weil er das naschen darf, was da auf seinem T-Shirt gedruckt ist
.). Vor lauter Begeisterung vergißt er jedoch den drei Hazabe-Jungs zu erklären, dass sie die TicTacs lutschen müssen
. Was dazu führt, dass drei Hazabe herzhaft zubeißen… naja
… könnt ihr euch die Gesichter vorstellen?
Ich glaube, die drei fühlen sich in diesem Moment fürchterlich veräbelt, unser schwerst erarbeitetes Ansehen schwinden innerhalb wenige Augenblicke
und wir können nichts anderes als betröbbelt gucken, während sich Godfrey und der andere Guide fast schlapp lachen.
Da versucht man sich einmal im kulturellen Brückenbau und dann das! Merke: TicTacs sind eher nichts um die Verständigung der Völker voranzutreiben.
Irgendwann begeben wir uns wieder in Richtung Dorf. Auf den Weg dorthin, geraten die drei Jungs plötzlich in Aufregung und schubsen mich ziemlich vehement von einem Baum weg unter dem ich gerade laufen wollte. Aus gutem Grund: Dort oben baumelt nämlich eine schwarze Mamba!
An dieser Stelle gucken wir und guckt auch Godfrey erst einmal blöd aus der Wäsche
. Die drei Jungs setzen dazu an, die Mamba vorsichtig aus dem Baum zu holen – so nah an ihrem Dorf wollen sie das Tier nicht am Leben lassen. Und als sich die Schlange so nach und nach aufrollt, kann ich die drei auch ein bisschen verstehen – Tierschutz hin oder her – das Tier ist riesig und ich würde es auch nicht in meiner unmittelbaren Nachbarschaft haben wollen
. Und angeblich ist das noch eine junge Mamba…
Nach diesem sehr beeindruckenden Erlebnis geht es zurück ins Dorf, wo wir bzw. Christian noch eine Lektion im Pfeil- und Bogenschießen bekommt
. Das ist tatsächlich sehr nett gemacht, muss ich sagen. Mit Kulturtourismus an sich werden wir an diesem Tag zwar immer noch nicht richtig warm, aber unser Besuch bei den Hazabe war kurzweilig und interessant und die drei Jungs hatten auch ihren Spaß uns davonzulaufen
– insofern passt scho
! …
Gegen elf sind wir zurück in der Lodge und bekommen einen 5-gängigen Brunch aufgefahren. Unglaublich lecker, unglaublich tolle Ideen und der Service ist 1a. Wir sind mal wieder begeistert.
Den restlichen Nachmittag verbringen mit Affenbeobachtung, ein bisschen faulenzen und einen Spaziergang an den See. Flamingos sind heute noch weniger zu sehen als gestern, dafür aber ein paar andere Vögelchen.
Weiß jemand zufällig, was das hier ist? (er ist auf jeden Fall sehr laut!)
Hier die Lodge vom See aus fotografiert…
Nachdem nun die Hälfte unserer Reise vorbei ist, fangen wir schon wieder an, Pläne für unseren nächsten Januarurlaub zu schmieden
. Recht schnell ist klar: Es wird wohl wieder Afrika werden
… Bei einem wunderschönen Sonnenuntergang engen wir das Ganze zumindest mal auf drei Länder ein, die uns so vorschweben würden: Kenia, der nördliche Teil von Südafrika und Botswana
. Weiter kommen wir an diesem Abend aber nicht mehr…
Stattdessen lassen wir einen phänomenalen Sonnenuntergang auf uns wirken…
Selbst nachdem die Sonne am Horizont versunken ist, strahlt der Himmel noch in den schönsten Farben.
Das Essen ist abermals fantastisch und wir fallen nach interessanten Gesprächen mit den anderen Gästen gegen zehn Uhr hundemüde aber überaus zufrieden ins Bett.
Und morgen statten wir den Tse-Tse-Fliegen im Tarangire-Nationalpark einen Besuch ab!
LG
Steffi